Potsdamer Neueste Nachrichten 12.08.06
Kleinmachnow - Die ehemalige
Autobahnbrücke über den Teltowkanal ist wieder passierbar. Der Berliner Senat
hat die zuvor zugeschweißten Tore wieder geöffnet und den kleinen Übergang über
den ehemaligen Sperrgraben wieder hergerichtet, wie Michael Cramer, Berliner
Abgeordneter im Europäischen Parlament, in einer Pressemitteilung erklärte. „So
schnell hat die Berliner Verwaltung selten reagiert. Nach den geharnischten
Protesten über das zugeschweißte Tor zwischen Teltowkanalbrücke und Albrechts
Teerofen hat der Berliner Senat sofort reagiert und den früheren Zustand wieder
hergestellt. Rechtzeitig zum 45. Jahrestag des Mauerbaus am Sonntag ist der
Rad- und Wanderweg wieder zugänglich“, heißt es in dem Schreiben. Nun könne man
wieder mühelos mit dem Rad oder auch zu Fuß die Brücke über den Teltowkanal
überqueren, durch zwei geöffnete Tore über einen Steg nach Albrechts Teerofen
gelangen und am Kremnitzufer entlang nach Griebnitzsee radeln oder wandern.
Der Mauerweg geht jetzt wieder über die alte Autobahntrasse, um so die letzten
authentischen Relikte der Geschichte der deutschen Teilung aus der Zeit vor dem
Grundlagenvertrag zu erhalten und sichtbar zu machen, erklärt Cramer. Dabei
gehe es aber nicht nur um die Teltowkanal-Brücke mit den Standspuren der
Grenzabfertigung bis 1969 und die Enklave „Albrechts Teerofen“, so Cramer. Auch
die alte Raststätte „Dreilinden“, die bis zur Verlegung der Autobahn 1969 in
Betrieb war und später als Gaststätte des Campingplatzes fungierte, sowie die
überdimensionierte Eisenbahn-Brücke über die Autobahn für die Stammbahn kann
hier besichtigen werden.
Die Autobahnbrücke wurde 1939 im Zuge der Anbindung der Avus an den Berliner
Ring gebaut. Nach der sektoralen Trennung Berlins rollte über die Brücke der
gesamte Verkehr von Westberlin nach Westen. Nach dem Bau der Mauer entstand
hier der Grenzkontrollpunkt Dreilinden. Durch die Lage der Autobahn und der
Brücke musste das Grenzgebiet mehrmals durchfahren werden. Daher baute die DDR
eine neue Autobahntrasse. Die alte Autobahn sowie die Brücke verloren ihre
Funktion, drei Kilometer der alten Trasse samt Brücke wurden stillgelegt.
Mitten auf der alten Autobahn entstand ein Campingplatz, direkt auf der Brücke
ein Stück Mauer. Heute ist das Areal ungenutzt.
Anfang Juli hatte das brandenburgische
Landesamt für Denkmalpflege die Brücker unter Denkmalschutz gestellt worden.
„Die Brücke hat bau- und verkehrsgeschichtliche Bedeutung, ist darüber hinaus
ein eindrucksvolles Dokument der deutschen Teilungsgeschichte“, heißt es in der
Begründung. Daraufhin hatte der Berliner Senat den Übergang über den ehemaligen
Sperrgraben beseitigt und die Tore verschweißt, weil die Brücke offiziell
gesperrt ist. Diese Sperrung wurde vor allem mit der mangelnden
Verkehrssicherheit der Autobahnbrücke begründet. Doch dies wurde immer wieder
zurückgewiesen, Cramer hofft nun, dass dies der erste Schritt seitens des
Berliner Senats sei, den bisher „illegalen“ Rad- und Wanderweg auch offiziell
freizugeben. D.B.