Potsdamer Neueste Nachrichten 03.08.06
Grenzturm ins Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer aufgenommen
Kleinmachnow/Berlin - Wenn morgen
zwischen Zimmer- und Schützenstraße in Berlin-Mitte die zeitweilige Ausstellung
„Checkpoint Gallery – Bildergalerie an der Friedrichstraße“ eröffnet wird, ist
auch eine Kleinmachnower Note zu finden. Das Land Berlin will an dem ehemaligen
Grenzübergang einen Ort der Dokumentation schaffen, der verschiedenen
Perspektiven zusammenführt – persönliche Schicksale, die deutsche und die
europäische Dimension der Teilung sowie die weltpolitischen Bezüge während des
Kalten Kriegs. Dabei wird es auch eine kleine Dokumentation über den Checkpoint
Bravo, der einstigen Grenzübergangsstelle Drewitz/Dreilinden geben. Es werden
Aufnahmen des auf dem Gelände des heutigen Europark verbliebenen Wachturms
sowie historische Fotos der Grenzanlagen zu sehen sein.
Die Einbindung des Checkpoint Bravo in die Bildergalerie kommt nicht von
ungefähr: Der unter Denkmalschutz stehende Turm ist jetzt in das vom Berliner
Senat auferlegte Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer aufgenommen
worden. Dabei wird der Turm als Teil eines größeren Denkmalraums gesehen, der
die deutsch-deutsch Nachkriegsgeschichte veranschaulicht. Neben dem Wachturm,
der bis 1990 Führungspunkt des Grenzregiments 44 „Walter Junker“ war, gehört
dazu das Panzerehrenmal, das von 1945 bis 1955 auf dem Mittelstreifen der
Potsdamer Chaussee in Zehlendorf stand, dann auf DDR-Gebiet umgesetzt wurde und
heute als rosa Schneefräse nahe des einstigen Grenzübergangs steht. Zu dem
Denkmalraum gehören auch der auf Berliner Seite gelegenen
Alliierten-Kontrollpunkt Dreilinden mit der Bronzeplastik des Berliner Bären
und die Gedenkstätte zum 17. Juni 1953 auf dem Mittelstreifen der Potsdamer
Chaussee.
Um die Zukunft des Grenzturms kümmert
sich der „Checkpoint Bravo“ e.V., der 1999 gegründet wurde und dem der Europark
den Turm mietfrei überlassen hat. Der Verein setzte sich zunächst für den
Erhalt des letzten Mauer-Zeugen auf dem ehemaligen Grenzgebiet ein und rettete
das Bauwerk vor dem Verfall, indem er auf den maroden Zustand aufmerksam machte
und Geld für die bauliche Sicherung akquirierte. Die Kernsanierung ist
inzwischen abgeschlossen, die Statik des Gebäudes durch neue Mauerwerkspfeiler
und Stahlträger gesichert. Die Grundmauern wurden isoliert, die Elektrik
erneuert, Putz- und Malerarbeiten durchgeführt. Zu erledigen ist noch die
komplette Sanierung des Daches, die Deckenverkleidung und das Einsetzen neuer
Fenster. Schwierig gestaltet sich jedoch die Finanzierung der weiteren
Arbeiten. „Noch haben wir keine Bewilligung der Fördermittel vom Jobcenter Steglitz-Zehlendorf“,
bedauert Regina Steindl von gemeinnützigen Arbeits- und
Beschäftigungsgesellschaft DER HAIN aus Berlin, die als Projektträgerin
fungiert. Auch private Spender werden gesucht, um den Eigenanteil von 15 000
Euro zu sichern. Die Gemeinde Kleinmachnow unterstützt das Vorhaben, den Turm
in eine Begegnungs- und Ausstellungsstätte umzuwandeln, in diesem Jahr mit
weiteren 5000 Euro. Das finanzielle Engagement der Gemeinde für die ersten
Arbeiten hat den Beginn der Sanierung überhaupt erst ermöglicht, so Reindl.
Mit der Aufnahme des Turms vom Checkpoint Bravo in das Gesamtkonzept Berliner
Mauer sei keine finanzielle Unterstützung zu verbinden, so Vereinschef Peter Boeger.
Vielmehr werde dadurch eine stärkere öffentliche Wahrnehmung möglich. Peter Könnicke