Potsdamer Neueste Nachrichten 19.07.06
Region bewirbt sich mit Kanalauen-Projekt um Förderung im Themenjahr des Kulturland Brandenburg e.V.
Stahnsdorf - Man hat es bereits
gemeinsam getan: Der Verein Kulturland Brandenburg und die Gemeinde Stahnsdorf
fanden vor zwei Jahren schon einmal zusammen, als in Güterfelde im Rahmen des
Kulturland-Themenjahres „Landschaft und Gärten“ die 200-jährige Geschichte des
Schlosses Gütergotz dokumentiert wurde. Das kommende Jahr hat der Kulturland
Brandenburg mit dem thematischen Titel „Wasser = H2 0“ überschrieben und
Kommunen, Vereine, Stiftungen und Gesellschaften aufgerufen, sich um
Fördermittel für entsprechende Projekte zu bewerben.
Unter den Bewerbern, die sich bis Ende Mai beim Kulturland e.V meldeten, findet
sich auch ein Antrag auf Projektförderung aus Stahnsdorf. Nach Absprache mit
seinen Amtskollegen aus Kleinmachnow und Teltow hat Bürgermeister Gerhard Enser
(CDU) ihn eingereicht. „Auf den Spuren der alten Treidelpfade“ ist der Titel
des Projekts – konkret geht es um die touristische Aufwertung der
Teltowkanalaue.
Nun mögen sich viele die Augen reiben,
dass ausgerechnet aus Stahnsdorf diese Initiative kommt: Hatte nicht erst vor
wenigen Monaten das geschlossene ablehnende Votum der Stahnsdorfer
Gemeindevertreter in der Kommunalen Arbeitsgruppe „Der Teltow“ (KAT) zum
Scheitern einer Initiative zur Aufwertung der Kanalaue geführt? Zwar wird
inzwischen im Auftrag der KAT mit dem Büro „Ökologie und Planung“ über die
Auftragsvergabe für eine Konzeption für Rad- und Wanderwege am Kanal verhandelt,
doch noch immer ist man in der von Stahnsdorfern, Kleinmachnowern und Teltowern
gegründeten Interessengemeinschaft „Teltowkanalaue“ misstrauisch, wie ernst es
Verwaltung und Politik mit der Sache meinen.
Bei der Ausschreibung des Kulturland e.V. kam Stahnsdorfs Bürgermeister gar
nicht umhin zu sagen: „Ich find das toll!“ Denn in vielen Facetten, in denen
für das Themenjahr Wasser als „überaus prägendes Element“ für das Land
Brandenburg beschrieben wird, findet sich die Region mit dem Teltowkanal
wieder. Wasser „verbindet, es grenzt ab und vereinigt“, heißt es zum Beispiel.
Genau das tut der Teltowkanal. Bei seiner thematischen Einordnung geht der
Kulturland-Verein davon aus, dass es beim Umgang mit der Ressource Wasser
perspektivisch weniger um eine industrielle Nutzung gehe, sondern es vielmehr
um die weitere Entwicklung des Freizeit- und Erholungswertes der Gewässer.
Betrachtet werden sollen auch Fragen der weiteren regionalen Perspektiven unter
den aktuellen demografischen und ökonomischen Rahmenbedingungen. „Sind Kultur,
Landschaft und Wasser die Schwerpunkte eines touristischen Marketings – und
damit eine ökonomische Grundlage – der Zukunft?“ ist einer der vielen
Fragestellungen für das Themenjahr, die in verschiedenen Projekten eine Antwort
finden sollen.
Mit dem Teltowkanal könne die hiesige Region dazu trefflich beitragen, ist
Enser überzeugt. Denn Geschichte, Gegenwart und Zukunft der 100 Jahre alten
Wasserstraße dokumentieren facettenreich die Bedeutung und den Wandel eines
märkischen Gewässers im Laufe der Zeit. So hat sich „mittlerweile der Charakter
des Teltowkanals von der funktionalen Wasserstraße auch zum Naherholungsgebiet
für die Bürger der Region und ihre Besucher gewandelt“, heißt es völlig
zutreffend im Stahnsdorfer Bewerbungsschreiben. „Zurzeit gibt es jedoch eine
Diskrepanz zwischen der möglichen touristischen und erholungsrelevanten Nutzung
des Teltowkanals mit den tatsächlichen Gegebenheiten. Entlang des Teltowkanals
an den Gemarkungen der Kommunen Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow befinden
sich sandige teilweise abschüssige Trampelpfade, die an manchen Stellen
zugewuchert sind. Rostige Reste der ehemaligen Treidelbahn säumen den Weg,“ so
die Zustandsbeschreibung. Zu den positive Entwicklungen indes zählen der
„BUGA-Wanderweg" entlang des Kanals. Mit der Weiterentwicklung eines
durchgängigen Rad- und Wanderweges, der wichtige Wegmarken in den drei
Anrainerorten verbindet, soll die Kanalaue nun aufgewertet werden.
„Innerhalb vom Kulturland Brandenburg hat das Projekt einen hohen Stellenwert,
da damit die interkommunale Zusammenarbeit gefördert wird. Mit dem Erfolg
dieses Projektes wird ein weiterer wichtiger Schritt getan, dass die Region mit
ihren unterschiedlichen Belangen zusammenwächst“ wird im Bewerbungsschreiben
unter anderem der Aspekt der Nachhaltigkeit betont, der von den jeweiligen
Beiträgen besonders gefordert wird.
Insgesamt 130 000 Euro sind für die Projektkosten veranschlagt. Dazu gehören
der Entwurf eines Konzeptes, die Vor- und Genehmigungsplanung, Vermessungsarbeiten
und die Erstellung eines Werbefilms. Sollte die Bewerbung erfolgreich sein,
könnte das Projekt im Rahmen des Themenjahres zu 50 Prozent gefördert werden.Peter
Könnicke