Potsdamer Neueste Nachrichten 10.07.06

Stärken stärken

Zu: Diskussion um Stammbahn

Gerade auch vor dem Hintergrund leerer Kassen sowohl im Land als auch in den Kommunen soll hier nochmals seitens kritischer Betrachter zur Stammbahn Frage auf verschiedene Punkte hingewiesen werden.

Welche Menschen wünschen sich nicht eine gute und schnelle Verkehrsanbindung an Ballungszentren und deren Arbeitsplätze sowie Citybereiche und kulturellen Einrichtungen. Jedem Menschen seine Verbindung! Wäre toll, ist aber unrealistisch und nicht machbar.

Nun gab es da mal eine Bahnverbindung – die erste preußische Bahn – die Magdeburg mit Berlin verband und als Stammbahn im Berliner Südwesten bekannt ist. Viele Gründe führten dazu, dass diese Bahn Stück für Stück „runtergefahren“ wurde – und schlussendlich musste sie 1945 als Reparationszahlung herhalten. Warum wohl? Andere Strecken übernahmen den Personentransport. S-und U-Bahnen entwickelten sich rasant zu modernen Verkehrsmitteln, so dass die Stammbahn mehr und mehr in Vergessenheit geriet.

Das historische Glücksmoment, hervorgerufen durch den Fall der Mauer, führte die Stammbahn wieder ins Bewusstsein der Menschen zurück.

Nun sind zwei „Handvoll“ Menschen in Kleinmachnow unentwegt dabei allen anderen Menschen einzureden, wie toll oder wie nicht toll doch diese Stammbahn ist. Die eine Handvoll ist in dieses Gebiet gezogen, um die Natur in unmittelbarer Nähe der Stadt zu genießen – und verglichen mit anderen Gegenden bot dieses Gebiet eine sehr gute Verkehrsanbindung.

Die andere „Handvoll“ versucht mit allen Mitteln eine Traditionsbahn aufs „Gleis“ zu schieben, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch keinen Sinn macht. Begründet wird diese Bahn unter anderem mit Zahlen, die angeblich dem Land Brandenburg vorliegen. So wird von 12000 Fahrgästen pro Tag gesprochen. Das entspricht 500 in der Stunde! Die Frage darf erlaubt sein: Warum fährt die Bahn noch nicht? Nur, diese Zahlen widersprechen der Realität und sind pures Wunschdenken. Hinzu kommt, dass die nicht gesicherte Finanzierbarkeit, Sozialverträglichkeit und Umweltverträglichkeit vor dem Hintergrund schön geredeter Zahlen und einer Scheinökologie mit Vorteilsnahme gern in Kauf genommen wird. Seriös kann man das nicht nennen.

Anstatt sich an einer Natur zu erfreuen, die auch als Naturdenkmal an den Verlauf der Berliner Mauer erinnert und bestehende Verbindungen zu stärken, stärken die Befürworter nur sich selbst. Stärken stärken sollte doch die Maxime sein. Ich verstehe darunter die bereits bestehenden Verbindungen noch mehr zu stärken. Das hilft nicht nur den Menschen und macht die bestehenden Verbindungen noch interessanter, sondern hilft auch den leeren Kassen.

Peer Hartwig, Kleinmachnow