Potsdamer Neueste Nachrichten 01.06.06
Schleusenausbau:
Land soll handeln
Kleinmachnower Initiative fordert Minister Szymanski auf, seinen Vorschlag
durchzusetzen
Kleinmachnow - Bei den jüngsten
Äußerungen der Landesregierung zur Zukunft der Kleinmachnower Schleuse vermisst
die Initiative „Pro Kanallandschaft“ deutliche Prämissen zum Ausbaustandard des
Bauwerks.
In einem Schreiben vom April diesen Jahres an das Infrastrukturministerium
verlangte die Initiative, dass „verstärkt Schritte gegenüber dem
Bundesverkehrsministerium unternommen werden, um endlich und endgültig einen
befriedigenden Kompromiss im Sinne einer 115 Meter langen Schleuse in
Kleinmachnow zu erwirken“. In der Antwort des Ministeriums heißt es lediglich,
dass „Erhalt und Ausbau der Schleuse der Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen
für die Binnenschifffahrt dienen und daher im verkehrs- und
wirtschaftspolitischen Interesse Brandenburgs liegen“. Initiativen-Vorreiter
Gerhard Hallmann bedauert, dass die Diktion dieses Schreibens auch andere
Schlussfolgerungen als den Kompromiss einer 115-Meter-Schleuse zulasse.
Nach derzeit gültigem Planungsstand
kann die Nordkammer der Schleuse auf 190 Meter ausgebaut werden. Im Herbst 2007
läuft diese Genehmigung aus, eine Verlängerungsoption ist gesetzlich nicht
möglich. Brandenburgs Bauminister Frank Szymanski selbst hat im Herbst 2004 –
im Zuge der Landtagswahl – dem Bundesverkehrsministerium einen Kompromiss
vorgeschlagen – nämlich den Ausbau der Nordkammer auf 115 Meter zu begrenzen
und somit die Eingriffe in die Kanallandschaft zu reduzieren.
Bürgerinitiative sowie eine breite, für das Ausbauvorhaben sensibilisierte
Öffentlichkeit würden es nicht verstehen, wenn dieser Vorschlag nicht in den
Dialog mit der Bundesregierung eingebracht und vertreten werden würde. „In dem
Fall dürfte man es keinem verdenken, wenn diese damals eindeutige Aussage als
Wahlkampftaktik gedeutet würde“, so Hallmann. Seit der eindeutigen
Positionsbestimmung des Verkehrsminister wie auch des Ministerpräsidenten
Matthias Platzeck für eine 115-Meter-Schleuse sind inzwischen fast zwei Jahre
ohne sichtbare Ergebnisse vergangen. Die Bürgerinitiative bittet deshalb
Minister Szymanski in einem offenen Brief, nochmals für eine baldige
Überarbeitung des genannten Planfeststellungsbeschlusses aktiv zu werden. Wie Szymanski
der Kleinmachnower Bewegung schon vorab mitteilen ließ, habe er Bundesminister
Wolfgang Tiefensee bereits angeschrieben, um mit ihm ins Gespräch zu kommen
Für die Bürgerinitiative stehe außer Zweifel, dass sich die Rahmenbedingungen
für die 1991 im Verkehrsprojekt Nr. 17 ursprünglich angedachte Länge der
Schleusenkammer von 190 Meter durch drastisch reduzierte Prognosedaten deutlich
verändert haben. Die für 2015 prognostizierte Tonnagegröße von 1,5 Millionen
anstelle der früher vermuteten zehn Millionen Tonnen könne eine
115Meter-Schleuse problemlos bewältigen. Eine solche Reduzierung des
Millionen-Projekts würde durch die dann verringerten Eingriffe in das besonders
sensible Ufer die Bemühungen der drei Orte Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf
um eine stärkere touristische Erschließung der Kanal-Aue unterstützen.
Als die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost dem Neubau der Schleuse
Kleinmachnow im Jahr 2002 die Baugenehmigung erteilte, wies die Behörde selbst
darauf hin, dass bestimmte Entwicklungen über einen langen Zeitraum nicht
ignoriert werden können. Allein die geänderten Prognosedaten hält die
Bürgerinitiative für ausreichend, um die bisherigen Ausbaustandards zwingend zu
reduzieren.