Potsdamer Neueste Nachrichten 26.05.06
Musikunterricht soll teurer werden
Ursache sind höhere Mieten vor allem in Kleinmachnow / Alternative Gebäude
werden geprüft
Von Hagen Ludwig
Potsdam-Mittelmark - Der Unterricht an
der mittelmärkischen Kreismusikschule wird ab August dieses Jahres wahrscheinlich
erneut teurer. Einen entsprechenden Vorschlag hat die Verwaltung für die
nächste Kreistagssitzung am 22. Juni vorbereitet.
Demnach soll der 45-minütige Einzelunterricht künftig monatlich 60 statt bisher
58 Euro kosten. 1999 betrug das Entgelt noch 46 Euro. Für Gruppenunterricht mit
zwei Teilnehmern sollen künftig 34 statt 31 Euro gezahlt werden. In ähnlicher
Weise würden sich die Gebühren für die anderen Unterrichtsarten erhöhen. Ebenso
betroffen sind die Entgelte für die Kreisvolkshochschule. Drastischer fällt der
Anstieg bei der Musikschule nur für den Orffschen Spielkreis mit einer
Monatsrate von 20 Euro (bisher 13,50 Euro) aus.
Kreismusikschul-Geschäftsführer Michael
Goldammer begründete den größeren Finanzbedarf mit gestiegenen Mietforderungen
für die Unterrichtsräume. Zu Buche schlage besonders das von Musik- und
Kreisvolkshochschule genutzte Gebäude Am Weinberg in Kleinmachnow. Das Haus war
1992/93 vom Landkreis saniert worden. Erst später stellte sich heraus, dass das
Gebäude der Gemeinde Kleinmachnow gehört. Deshalb durfte der Landkreis das
Gebäude bisher mietfrei nutzen und damit die Investitionskosten „abwohnen“. Ab
1. Juli verlangt die Gemeinde Kleinmachnow jetzt eine Kaltmiete von 3 Euro pro
Quadratmeter, ab 2008 sollen dann 5 Euro gezahlt werden. Hinzu käme laut
Goldammer, dass auch für andere Unterrichtsräume die Mieten gestiegen seien.
Viele Gemeinden, die bisher ihre Räume kostenfrei oder sehr kostengünstig zur
Verfügung gestellt hätten, würden jetzt auch den ortsüblichen Preis verlangen.
Kommunen mit einem defizitären Haushalt seien sogar verpflichtet, eine Miete zu
erheben, hieß es seitens der Kreisverwaltung.
Vom Sozialausschuss des Kreistages ist die Entgelterhöhung bereits mehrheitlich
mit den Stimmen der Großen Koalition empfohlen worden. Soweit wollten die
Mitglieder des Ausschusses für Innere Verwaltung am vergangenen Dienstag noch
nicht gehen. Schließlich hatte man vor einem Jahr bei der Gründung einer
eigenen GmbH für beide Schulen versprochen, die Gebühren nicht zu erhöhen. Das
Entgeltniveau ist ohnehin recht hoch. Teurer ist im Land Brandenburg nur noch
die Musikschule Potsdam. Ein wesentlicher Grund ist der relativ geringe
Zuschuss vom Landkreis Potsdam-Mittelmark. Im Haushaltssicherungskonzept des
Kreises ist eine jährliche Summe von 450 000 Euro fixiert worden. Bei 2800
Schülern ergibt das einen jährlichen Zuschuss pro Schüler von 160 Euro. Die
Städte Potsdam und Brandenburg – beide hoch verschuldet – zahlen indes 588 bzw.
602 Euro. Die Nachbarkreise Havelland und Teltow-Fläming unterstützen den
Musikschulunterricht pro Schüler und Jahr mit 318 bzw. 769 Euro.
Angesichtes dieser Zahlen plädierten die Oppositionsvertreter der Linkspartei.PDS
und der Bündnisgrünen für einen höheren Zuschuss aus dem Kreishaushalt, um
damit die gestiegenen Mietforderungen abzudecken. Allerdings würde das
wahrscheinlich zu Lasten des angestrebten Defizitabbaus im Kreishaushalt gehen:
Ein Schritt, den die Koalitionsvertreter von CDU, SPD, FDP und FBB unbedingt
vermeiden wollen. „Wer mehr Geld für die Musikschule ausgeben möchte, muss
gleichzeitig erklären, wo an anderer Stelle eingespart werden soll“, forderte
der Vorsitzende des Innenausschusses, Felix Enneking (CDU). Außerdem
appellierte er an die Gemeinde Kleinmachnow und andere Kommunen, die Höhe ihrer
Mietforderungen an die Kreismusikschule und die Kreisvolkshochschule noch
einmal zu überdenken. Schließlich sei das Angebot beider Schulen vor Ort auch
ein wichtiger Standortfaktor. Gleichzeitig wurde Geschäftsführer Goldammer
beauftragt, in den entsprechenden Regionen noch einmal nach alternativen und
preisgünstigeren Mietobjekten Ausschau zu halten. Musik- und Volkshochschule
müssten nicht in ihrem angestammten Gebäude auf dem Kleinmachnower Weinberg
bleiben, hieß es. Erst wenn in dieser Hinsicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft
seien, könne auf dem nächsten Kreistag eine Entgelterhöhung beschlossen werden.