Potsdamer Neueste Nachrichten 18.05.06
Zweite Grundschule in Stahnsdorf?
Nach Aus für die Oberschule denken die Gemeindevertreter über eine künftige
Nutzung des Hauses nach
Stahnsdorf - Sollte die Stahnsdorfer
Lindenhof-Oberschule auf der heutigen Sitzung der Gemeindevertretung aufgelöst
werden – was wegen der anhaltend geringen Auslastung als wahrscheinlich gilt –,
könnte das Haus in der Schulstraße bald eine Grundschule beherbergen. Im
Sozialausschuss am Dienstag regte Bürgermeister Gerhard Enser (CDU)
Überlegungen an, wie man das Schulgebäude in Zukunft nutzt. Enser selbst nannte
drei Alternativen: eine Filiale der Heinrich-Zille-Grundschule, eine neue,
eigenständige Grundschule. Oder, drittens, das Haus einem anderen Träger
anzubieten. Hintergrund für letztere Überlegung ist der absehbare Mangel an
Gymnasiumsplätzen in der Region, weshalb es immer wieder Forderungen an den
Landkreis gibt, hier ein drittes Gymnasium zu errichten.
Allerdings geht Enser nicht davon aus, dass der Landkreis als Träger von
Gymnasien in einen Neubau investiert. Den jüngsten Initiativantrag auf dem
Parteitag der mittelmärkischen SPD für ein drittes Gymnasium nannte der
Bürgermeister einen „Parteitagsbeschluss“. Auch die Bemühungen seiner eigenen
Parteifreunde im Kreistag für ein weiterreichendes Angebot an gymnasialer
Bildung in der Region Teltow sieht Enser letztlich scheitern. „Der Landkreis
ist schlichtweg nicht in der Lage, ein drittes Gymnasium zu bauen.“
Daher favorisiert Enser die Gründung
einer neuen Grundschule unter dem Dach des bestehenden Hauses in der
Schulstraße. Denn der Bedarf an Grundschulplätzen werde in Stahnsdorf steigen.
Sollte das im Gemeindeparlament einen Konsens finden, müsste man sich über das
Profil der Schule – wie Ganztagsbetrieb oder eine besondere Prägung –
verständigen. Auch die Frage, ob Stahnsdorf dann in zwei Schulbezirke
gegliedert werden sollte, müsse geklärt werden.
Grünen-Gemeindevertreter Gunnar Schilling warb dafür, gründlich alle drei
Optionen abzuwägen. Wenn Stahnsdorf schon seine Ober- als einzige
weiterführende Schule aufgebe, sollte sich die Gemeinde bei der Frage nach
einem weiteren Gymnasium in der Region nicht leichtfertig aus der Verantwortung
ziehen. Zumindest die Möglichkeit sollte in Betracht gezogen werden, anstelle
der Oberschule ein Gymnasium anzubieten. Für die Neugründung einer Grundschule
spreche das alternative Angebot, das man dann machen könne, so Schilling. Und
bei einer Dependance der bestehenden Zille-Grundschule könnten zum Beispiel die
5. und 6. Klassen geschlossen wechseln. Das würde die derzeit genutzten
Container an der Zille-Grundschule sowie die Überlegungen für einen Anbau
überflüssig machen. Zudem würden an beiden Standorten ausreichend
Hortkapazitäten entstehen.
CDU-Fraktionschef Claus-Peter Martensen begrüßte die Idee für zwei
Grundschulen. „Dabei sollte eine als Ganztagsschule angeboten werden.“ An der
Zille-Grundschule hat das Lehrerkollegium sich bisher gegen den Ganztagsbetrieb
ausgesprochen, doch Bürgermeister Enser warb für den Versuch, beiden
Grundschulen dieses Profil zu geben. Das würde den Eltern die Wahl einer Schule
erleichtern, sollte es keine Schulbezirke geben. Sollten jedoch Schulbezirke
geschaffen werden und die Wohnadresse entscheidend sein, welche der beiden
Grundschule Stahnsdorfer Kinder künftig besuchen, warnt Gemeindevertreter
Schilling vor einer möglichen Ungleichbehandlung: „Je unterschiedlicher die
Angebote und Ausprägungen der Schulen, desto weniger lassen sich zwei
Schulbezirke rechtfertigen.“ Eltern sollten dann die freie Wahl haben, welche
Schule sie für ihre Kinder am besten finden.
Bereits in der nächsten Sitzung des Sozialausschusses wollen sich die
Fraktionen über konkrete Vorschläge zur Gründung und Prägung einer zweiten
Grundschule verständigen. Peter Könnicke