Potsdamer Neueste Nachrichten 11.05.06


BIK – Backen in Kleinmachnow

In einer Umfrage sucht die BIK nach den Zutaten für die Beschaffenheit des nächsten Bürgermeisters

Kleinmachnow - Die „Bürger für gute Lebensqualität in Kleinmachnow“ (BIK) kennt man als engagierte Streiter für eine behutsame Entwicklung des Ortes. Unnachgiebig und hartnäckig heben sie den Zeigefinger, wo sich vermeintliche Fehlentwicklungen und Bausünden ankündigten. Nun erlernen sie ein neues Handwerk: das Backen. Seit einigen Tagen findet man auf der Internetseite der BIK einen Fragebogen zur „Bürgermeisterwahl Kleinmachnow 2009“. Man könnte bei der Lektüre getrost die Frage über den Zettel schreiben: „Wir back ich mir einen Bürgermeister?“ BIK-Chefin Anne von Törne wehrt sich nicht gegen diese Lesart: „Ja“, meint sie, „so könnte man es nennen.“ Bis zum Sommer kann man sich an der Umfrage beteiligen.

Zunächst wird nach den Eigenschaften des künftigen Bürgermeisters gefragt. Oder der nächsten Bürgermeisterin, denn diese Möglichkeit soll nicht ausgeschlossen werden. Also: Männlich? Weiblich? Parteilos? Parteimitglied? Nach Ossi oder Wessi wird nicht gefragt, das geht emotionsloser mit einem Kreuz hinter „Aus den Neuen Bundesländern?“ oder „Aus den Alten Bundesländern?“. Unnötig erscheint die Frage dennoch.

Von Bedeutung für die richtige Backmischung sind auch Zutaten wie „Bürgernähe“, „Investorenfreundlichkeit“, „Präsenz in den Medien“ oder „Präsenz bei Festen“. Im Idealfall bleibt es der BIK erspart, aus den Angaben einen Bürgermeister zu modellieren: Denn wer sich ganz sicher ist, kann seinen Favoriten auch gleich beim Namen nennen.

Warum die BIK bereits drei Jahre vor den nächsten Wahlen Erkundungen einholt, begründet Anne von Törne mit dem Eindruck, den der amtierende SPD-Bürgermeister derzeit hinterlasse: Wolfgang Blasig sei amtsmüde, hat man in den BIK–Reihen diagnostiziert. Daher sei es an der Zeit, sich über das Format eines Amtsnachfolgers Gedanken zu machen. „Vielleicht gewinnen die Parteien dadurch neue Ideen oder wir wecken Interesse bei jemanden, der genau das Profil erfüllt, das sich am Ende der Umfrage herauskristallisiert“, spekuliert Anne von Törne über einen möglichen Erkenntnisgewinn. Es sei nicht das unbedingte Ziel in den eigenen Reihen ein idealtypisches Abbild der eingegangenen Präferenzen zu finden. Vielmehr könnte der potenzielle Kandidat, der aus dieser Castingshow hervorgeht, von der BIK im Wahlkampf unterstützt werden.

Auch wenn Kleinmachnows SPD-Ortschef Frank Nägele keinerlei Notwendigkeit für einen gegenwärtigen Kandidatenwatch sieht – „Wir haben einen guten Bürgermeister!“ –, hält er die BIK-Initiative für ein „schönes Angebot“. Maßstab für den künftigen Gemeindechef sei allerdings nicht die BIK und deren Umfrageresultat, so Nägele selbstbewusst, „sondern die Kleinmachnower SPD.“ Und wenn das Ergebnis der Umfrage ist, dass die SPD im nächsten Bürgermeisterwahlkampf von der BIK unterstützt wird, werde man sich dagegen nicht wehren.

Auch der CDU-Ortsvorsitzende Wolfgang Nieter findet die BIK-Aktion „ganz pfiffig“, gleichwohl er in Frage stellt, ob das Ergebnis repräsentativ ist. Er frage sich zudem, ob die aktuelle Initiative nicht etwas voreilig ist.

Tatsächlich hat Bürgermeister Blasig selbst jüngst vehement bestritten, amtsmüde zu sein. Konkret hatte man ihm sein Fehlen bei einer Anwohnerversammlung in den Kiebitzbergen vorgehalten. Blasig entschuldigte dies mit anderen terminlichen Verpflichtungen, was doch beweise, dass er alle Hände voll zu tun hat und kein Platz für Müdigkeit ist. Im Gegenteil: „Ich kann mir sehr gut eine dritte Amtszeit vorstellen“, erklärte er gegenüber den PNN.