Potsdamer Neueste Nachrichten 06.05.06
Kleinmachnow - Die Hoffbauer-Stiftung
und der Landkreis Potsdam-Mittelmark sind in Gesprächen über die Errichtung
eines evangelischen Gymnasiums in Kleinmachnow. Das bestätigten
Stiftungsvorstand Frank Hohn wie auch der mittelmärkische Schulamtsleiter
Thomas Schulz den PNN. „Wir schauen, ob es Möglichkeiten gibt“, so Hohn. Als
freier Träger betreibt die Hoffbauer-Stiftung in Kleinmachnow bereits eine
evangelische Grundschule. Kleinmachnower Ortspolitiker sehen indes den
Landkreis weiter in der Pflicht, ein weiteres, eigenen Gymnasium in der Region
zu errichten. Mit 78 Prozent hat die Region landesweit die höchste
Übergangsquote von der Grundschule zum Gymnasium.pek
Hoffbauer-Stiftung bestätigt Überlegungen für weitere Schule in Kleinmachnow
Kleinmachnow - Mittelmarks
Schulamtsleiter Thomas Schulz hatte eine interessante Botschaft mitgebracht:
Die Potsdamer Hoffbauer-Stiftung, unter deren Trägerschaft bereits eine
evangelische Grundschule in Kleinmachnow errichtet wurde, werde mit „hoher
Wahrscheinlichkeit“ auch ein Gymnasium im Ort eröffnen. In den kommenden
Monaten werde es dazu zwischen Landkreis und Stiftung „intensive Gespräche“
geben, so Schulz.
„Das ist neu“, zeigte sich Bürgermeister Wolfgang Blasig von dieser Nachricht
überrascht, die Schulz am Donnerstagabend während eines Bildungstalk des
SPD-Ortsvereins kundtat. Frank Hohn, Vorstandsvorsitzender der
Hoffbauer-Stiftung, bestätigte gestern gegenüber den PNN, dass Gespräche mit
dem Landkreis gab und ein Engagement der Stiftung durchaus vorstellbar ist.
„Aber wir brauchen die Hilfe des Landkreises“, betonte Hohn. In den kommenden
Wochen werde es weitere Gespräche geben, „wir werden sehen, ob es Möglichkeiten
gibt“, so der Vorstandschef. Doch es wäre eine zu optimistische Sichtweise,
würde man bereits ein evangelisches Gymnasium in die regionale Schulplanung
aufnehmen.
Ohnehin will Kleinmachnows SPD-Ortschef
Frank Nägele wie auch Bürgermeister Blasig den Landkreis als Träger von
Gymnasium nicht aus der Pflicht nehmen, bei gegebenem Bedarf selbst Vorsorge
und notwendige Angebote zu schaffen. Denn dass in der Region die Zahl der
Kinder zunimmt, die in den kommenden Jahren auf eine weiterführende Schule
wechseln, bestätigten die Zahlen von Schulamtsleiter Schulz. In den Jahren
2011/12 rechnet man mit 700 Grundschulabsolventen, 2015 werden es immerhin noch
500 Schüler sein, die sich für die Oberschule oder das Gymnasium zu entscheiden
haben. Gegenwärtig sind es 300 Kinder, von denen im kommenden Schuljahr
außergewöhnlich viel an die beiden Gymnasien in Teltow und Kleinmachnow
wechseln: 78 Prozent der heutigen Sechstklässler streben das Abitur an. Der
Landesdurchschnitt liegt bei 45 Prozent. Für die Zukunft ergeben sich in der
Region Kapazitätsprobleme – das wollte Schulamtsleiter Schulz nicht leugnen.
Doch den Neubau eines Gymnasiums hält er nicht für gerechtfertigt. Vielmehr
ließe sich ein fünfter Zug am Weinberg-Gymnasium einrichten, zudem gibt es
Überlegungen, die leer stehenden Siemens-Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft
zu nutzen. „Die eleganteste Lösung“, so Schulze, wäre der Erhalt der
gymnasialen Oberstufe an der Gorki-Gesamtschule. Allerdings wird dieses Angebot
derzeit nicht so stark genutzt, so dass die Kapazitäten nicht ausgelastet sind.
„Entscheidend ist jedoch das Wahlverhalten der Eltern und Schüler“, so Schulz –
und dieses orientiert sich eindeutig in Richtung Gymnasium.
Brandenburgs Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp hält die Wechselquote von
78 Prozent für „gigantisch“. Das sei zwei nicht Grund, wohl aber eine Reaktion.
dass es im novellierten Schulgesetz, das am Donnerstagabend Gesprächsthema war,
auch neue Aufnahmeregelungen für Gymnasien geben wird. „Wo es Indizien gibt,
dass eine Eignung nicht gesichert ist, wird man genauer hinschauen“, kündigte
Jungkamp an. So wird es mit dem neuen Schulgesetz ab 2007 in Zweifelsfällen
eine dreitägige Unterrichtsbeobachtung geben, wo die Eignung für eine Aufnahme
ans Gymnasium nachzuweisen ist.
SPD-Ortschef Nägele, Bürgermeister Blasig und auch Schulamtsleiter Schulz
glauben jedoch nicht, dass sich die hohe Übergangsquote in der Region
reduzieren wird. Es müsse akzeptiert werden, dass „wir hier eine besondere
Situation haben“, so Nägele. Für ihn habe sich an dem Abend eines bestätigt:
„Die Forderung nach einem dritten Gymnasium.“ Peter Könnicke