Potsdamer Neueste Nachrichten 03.05.06
Schleuse mit halber Kraft
Frachter kollidierte mit Untertor, verursachte aber nur geringe Schäden
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - Was Jan Hädicke mit einem „blauen Auge“
umschreibt, sind ein paar Schrammen und heftige Dellen am Untertor der
Nordkammer der Kleinmachnower Schleuse. „Glück“ nennt es der Leiter der
Neuköllner Betriebsstelle des Wasser- und Schifffahrtsamtes Berlin (WSA), dass
bei einer Kollision eines Frachter mit dem Schleusentor am Samstagabend keine
größeren Schäden entstanden sind. Der Schiffsverkehr auf dem Teltowkanal ist
nicht beeinträchtigt, nur wenn sich derzeit mehrere Schiffe vor der Schleuse
tummeln, sei mit etwas Wartezeit zu rechnen, so der Dienst habende
Schleusenwart gestern gegenüber den PNN.
Ein Frachter der Deutschen Binnenreederei AG, auf dem Weg von Neukölln zum Elbe-Havelkanal,
war beim Schleusenvorgang gegen das Tor gestoßen – allerdings nicht mit voller
Wucht, da die Schiffstaue bereits an den Außenpollern befestigt waren und der
Frachter ohnehin langsam fuhr. Durch den Aufprall wurden jedoch zwei der vier
Schützen – Klappen in den Schleusentoren, durch die das Wasser läuft –
beschädigt. Die Torflügel blieben indes unversehrt. Der Teltowkanal musste nach
der Kollision für den Schiffsverkehr gesperrt werden, erst 24 Stunden nach dem
Vorfall ging die Schleuse wieder in Betrieb.
Die beiden Schützen bleiben zunächst geschlossen, so dass die Schleusungen zur
Zeit etwa 10 bis 15 Minuten länger dauern. Offenbar machte ein
Elektronikschaden das Schiff manövrierunfähig; „die Maschine ließ sich nicht
mehr steuern“, so Hädicke. Das Schubschiff, das räumlich voll ausgelastet war,
sein maximales Ladungsgewicht von 1000 Tonnen aber nicht erreicht hatte, wurde
am Sonntag aus der Schleusenkammer gezogen und an der Haltestelle im Machnower
See festgemacht. Nach Auskunft der Deutschen Binnenreederei AG ist der
65-Meter-Frachter bereits wieder für den Verkehr freigegeben. „Er fährt
wieder“, hieß es vom Sitz der Reederei in Berlin gestern gegenüber den PNN.
Wie groß der finanzielle Schaden und der Reparaturaufwand ist, konnte WSA-Mitarbeiter
Hädicke gestern noch nicht sagen. „Unsere technischen Sachverständigen sind
noch dabei, den Schaden zu dokumentieren. Erst dann könne auch gesagt werden,
wann die Schleuse wieder voll funktionstüchtig ist.
Vor einem unliebsamen Déjà-vu-Erlebnis blieben die Kleinmachnower offenbar
verschont. 1993 rammte schon einmal ein Frachter die Schleuse bzw. einen
Pfeiler der damaligen Schleusenbrücke. Die Brücke musste gesperrt werden. Zwölf
Jahre konnte der Teltowkanal an dieser Stelle nicht überquert werden. Erst vor
einem Jahr wurde eine neu gebaute Schleusenbrücke als wichtiger Baustein für
den regionalen Verkehr ihrer Bestimmung übergeben.