Potsdamer Neueste Nachrichten 13.04.06

 

"Es muss nicht jeder sein Schleifchen malen!"

Trotz etlicher Vorbehalte attestiert der Hauptausschuss den Seeberg-Plänen ausreichenden Reifegrad

Kleinmachnow - Zahlreichen Vorbehalten zum Trotz: Der Kleinmachnower Hauptausschuss hat am Dienstag empfohlen, auf Grundlage des zum Teil kontrovers diskutierten Vorentwurfs einen Bebauungsplan für den Seeberg erarbeiten zu lassen. Mit acht Ja- gegen zwei Neinstimmen und einer Enthaltung fiel das Votum deutlich aus. Sollte die Gemeindevertretung Ende April befinden, dass die Vorarbeiten die nötige Reife haben und die Anregungen aus der Bürgerschaft ausreichend beachtet worden sind, werden die Planer zur weiteren Detailarbeit ans Reißbrett treten.

„Es ist gut so, dass es weiter geht“, meint CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt. Gleichwohl verständigte sich der Hauptausschuss auf vier Maßgaben, die für eine endgültige Beschlussfassung im Gemeindeparlament erfüllt sein sollen. So soll sich die verkehrliche Erschließung des Seebergs, der in erster Linie durch die dort ansässigen Schulen zu einem Bildungscampus entwickelt werden soll, von drei Seiten erfolgen. Bislang ist beabsichtigt, die Zufahrt zu dem weitläufigen Areal lediglich über den östlichen Adolf-Grimme-Ring zu realisieren. Selbst die zuständigen Verkehrsplaner warnen dabei vor einer erheblichen Belastung der Förster-Funke-Allee im Bereich des Ortszentrums (PNN berichteten). Man müsse, so das Ansinnen im Hauptausschuss, auch über die Straße Am Hochwald und über die Karl-Marx-Straße auf den Seeberg gelangen. Diese Zufahrten sollen als Stichstraßen mit Wendeschleifen gestaltet werden, um Durchgangsverkehrs zu vermeiden.

Als zweite Maßgabe wird gefordert, die von der Internationalen Schule (BBIS) geplanten Erweiterungsbauten in Fortführung an das bestehende Gebäudeensemble in Form eines Modells darzustellen. Damit blieb der Haupt- hinter der Forderung des Bauausschusses zurück, die Höhe der geplanten Neubauten zu reduzieren. Auch soll die BBIS konkretisieren, wie sie sich die Nutzung des so genannten Sondergebiets II – eine Erweiterungsfläche für schulische Zwecke – vorstellt. Schließlich, so die vierte Maßgabe, sollen die baulichen Erweiterungen im Umfeld der Hakeburg das denkmalgeschützte Ensemble in seiner Gesamtheit nicht stören.

Bürgermeister Wolfgang Blasig hat im Hauptausschuss zugesagt, die Hinweise prüfen zu lassen. Kritikern des gegenwärtigen Planungsverlaufs ist das zu wenig. „Damit ist lange nicht gesagt, dass die Maßgaben und Anregungen auch berücksichtigt werden“, moniert Herbert Franke von der UBK/WIR-Fraktion. Aus deren Sicht „fehlen wesentliche Voraussetzungen für eine weitere Planung.“ Es gebe zu viele offene Fragen – wie die Verkehrserschließung, die Erweiterungsbauten neben der Hakeburg, die BBIS-Neubauten –, „für die keine konkrete Lösung aufgezeigt wird“.

CDU-Fraktionschef Burkardt indes hält das „Bedürfnis, jetzt viele Details zu regeln“, in der gegenwärtig frühen Planungsphase eines Vorentwurfs für deplatziert: „Wir kommen nicht voran, wenn jeder sein eigenes Schleifchen malt.“

Allerdings teilen nicht alle CDU-Fraktionskollegen diese Meinung. So sieht Fred Weigert, als Architekt durchaus Fachmann in städtebaulichen Dingen, „Gesprächsbedarf“ innerhalb seiner Fraktion. „Wir müssen wieder auf eine Line kommen.“ Im Gegensatz zu Burkardt ist Weigert keinesfalls überzeugt, dass der derzeitige Planungsstand ausreichend für weitere Schritte ist. Bereits der Verkehrsausschuss – in dem Weigert mitwirkt – hatte in der Vorwoche eine Reihe von Maßgaben formuliert, die es noch zu klären gilt. Weigert hielt und hält diese Hinweise für so substanziell, dass erst deren Umsetzung abgewartet werden sollte, ehe die Seebergpläne weiterentwickelt werden. Dass sowohl der Fach- wie jetzt auch der Hauptausschuss fürs Weitermachen plädierten, ohne die Ergebnisse der auferlegten Maßgaben abzuwarten, ärgert Weigert. „Schließlich“, so der Christdemokrat, „will ich mit den wohl gemeinten Empfehlungen nicht mein eigenes Ego befriedigen, sondern der Gemeinde dienen.“ Peter Könnicke