Potsdamer Neueste Nachrichen 11.04.06
"Eine kosmopolitische Allee"
Zufahrt zum Seeberg soll ausschließlich über das Ortszentrum erfolgen –
"Grenzwertig" so der Planer
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - Die Suche nach einer
Lösung, wie der Verkehr künftig auf den Seeberg gelangen soll, wird vom
„Prinzip Hoffnung“ begleitet. „Trotz Bedenken“, wie der zuständige
Verkehrsplaner Herbert Staadt im jüngsten Kleinmachnower Verkehrsausschuss
betonte, wird jetzt eine Zufahrt über den östlichen Adolf-Grimme-Ringe vorbei
am Rathausmarkt als alleinige Anbindung favorisiert. Zuvor wurde überlegt, über
den westlichen Adolf-Grimme-Ring auf den Seeberg zu gelangen. Doch hatte es
erheblichen Protest der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Kita sowie
Vorbehalte unter den Gemeindevertretern gegeben, so dass diese Idee verworfen
wurde.
Doch auch der neue Vorschlag dient „keiner ausgewogenen Verteilung des
Verkehrs“, bedauerte CDU-Gemeindevertreter Fred Weigert. Vor allem die
Autofahrer, die über die Karl-Marx-Straße kommend die Schulen auf dem Seeberg
ansteuern, würden zur Weiterfahrt bis zum Ortszentrum gezwungen. Planer Staadt
hebt angesichts dieser Bedenken die Hände: Schließlich waren es die
Gemeindevertreter, die ein Durchfahrtsverbot über den Seeberg zur Prämisse
erklärten. Wenn man das Areal auf der einen Seite zwar befahren und auf der
anderen Seite aber nicht verlassen kann, „hat die Zufahrt an der
Karl-Marx-Straße keine Erschließungsfunktion mehr“, so Staadt. Aus den gleichen
Gründen kann auf der anderen Seite des Seeberges die Straße Am Hochwald diese
Aufgabe ebenfalls nicht erfüllen. Doch selbst Planer Staadt konnte im
Verkehrsausschuss nicht vollends überzeugen, ob allein der westliche
Adolf-Grimme-Ring ein aureichend großes Tor zum Seeberg ist.
Das Planungsbüro erwartet 3200 Autos,
die künftig täglich auf den Seeberg fahren und retour kommen. Staadt spricht
von einer großzügigen Schätzung, während Burkard Dolata, Manager der
Internationalen Schule auf dem Seeberg, von einer eher zurückhaltenden Prognose
ausgeht. Wie auch immer: Allein die jetzt angenommen Zahlen führen zu einer
erheblichen Belastung der Kreuzung Adolf-Grimme-Ring/Förster-Funke-Allee. Eine
Wartezeit von 45 Sekunden pro Auto hat Staadt errechnet, ehe die Kreuzung
passiert werden kann. „Das ist grenzwertig“, kommentiert der Planer selbst. Es
sei fraglich, ob dies dauerhaft ohne Ampel funktioniert. Allerdings: Würde man
eine Ampel errichten, wäre es auf der Förster-Funke-Allee die dritte auf der
relativ kurzen Strecke zwischen Hoher Kiefer und Karl-Marx-Straße. Zur Satire
gezwungen spricht CDU-Vertreter Weigert von einer „kosmopolitischen Allee“.
Ausschussvorsitzender Michael Scharp zeigte sich indes „äußerst zufrieden, wie
sich die Dinge entwickeln“. Einen möglichen Verkehrskollaps im Ortszentrum, den
einige Zuhörer angesichts der angestrebten Lösung regelrecht provoziert sehen,
vermag Scharp nicht zu erkennen. Jedenfalls nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt:
„In fünf Jahren, wenn die Schulen komplett ausgebaut sind, mag das anders
aussehen. Jetzt ist dies eine Lösung, mit der man gut leben kann“, so der
SPD-Politiker. Seinem Vorschlag, die Lösungsansätze für die verkehrliche
Erschließung des Seebergs zu empfehlen, konnten die Ausschussmitglieder jedoch
nur bedingt folgen. So formulierten sie zunächst den Auftrag an die Verwaltung,
das offensichtliche Konfliktpotenzial an dem Kreuzungsbereich detailliert
darzustellen und zu bewerten. Erst wenn diese Analyse abgeschlossen ist, die
CDU-Vertreter Weigert für substenziell hält, könne man sich positionieren. Im
Vertrauen, dass alle offene Fragen geklärt und die skizzierten Vorschläge
optimiert werden, sprach der Verkehrsausschuss dem Entwurf jedoch mehrheitlich
seine Empfehlung aus.
Im Gegensatz zum Bauausschuss. Das zweite Fachgremium, das sich in der Vorwoche
mit dem vorlegten Entwurf zur Bebauung und Erschließung des Seebergs
beschäftigte, lehnte eine Empfehlung ab. Eine erstmals präsentierte
dreidimensionale Animation der künftigen Bebauung habe eine Unverträglichkeit
der Vorhaben deutlich gemacht, so Ausschusschef Herbert Franke. Bislang kaschiert
die Topografie des Seebergs die Dreigeschossigkeit des bestehenden
Gebäudeensembles. Die geplanten Neubauten würden jedoch aufgrund des Gefälles
so massiv wirken, dass der Ausschusss forderte, die Gebäudehöhe um ein
Stockwerk zu reduzieren. Gleiches gilt für den geplanten Anbau für die Hakeburg.