Potsdamer Neueste Nachrichten 06.04.06
Kleinmachnower
"Leuchtturmsituation"
CDU: Aufnahmetests lösen nicht den Mangel an Abi-Plätzen – dies schafft nur
ein weiteres Gymnasium
Von Kirsten Graulich
Kleinmachnow - Das neue Schulgesetz will
künftig mit Aufnahmetests den Zugang zu Gymnasien besser steuern. Für diese
Gesetzesnovelle, die am Schuljahresende beschlossen werden soll, warb der
CDU-Landtagsabgeordnete Ingo Senftleben am Dienstag in Kleinmachnow. Der
bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion ist derzeit auf einer
Informationstour durch Brandenburg unterwegs. Neben Samstagsunterricht, über
den jede Schule künftig selbst entscheiden könne, und generellem Rauchverbot an
Schulen, konzentrierte sich die anschließende Diskussion, vor allem auf den
Wechsel zum Gymnasium. Dazu eingeladen hatte die Kleinmachnower CDU.
Einige Eltern bewerteten den neuen Aufnahmetest als Barriere. So befürchtete
eine Mutter, ihr Kind könnte den Test vielleicht nicht bestehen, weil es just
in diesem Moment eine schlechte Tagesform habe. So ein Tag dürfe aber nicht
wichtiger sein als ein Zeugnis mit einem Notendurchschnitt von 1,2, meinte sie.
Senftleben klärte darüber auf, dass der Test nur eins von mehreren Kriterium
der Zulassung sei und neben einer Durchschnittsnote von mindestens 2,5 auch das
Grundschulgutachten hinzugezogen werde. Als Barriere wolle er den Test daher
nicht verstanden wissen. Vielmehr gehe mancher Elternwille an der fachlichen
Meinung der Lehrer vorbei und werde mitunter auch gerichtlich durchgesetzt. Da
sogar Schüler mit Durchschnittsnoten 3,5 angenommen würden, sei der Test also
nur ein Schritt, um das System wieder auf die Füße zu stellen, so Senftleben,
denn gegenwärtig gebe es einen ungesunden Konkurrenzkampf zwischen Oberschulen
und Gymnasien.
Doch die Debatte zeigte, dass sich
Kleinmachnower als Ausnahme sehen und die besondere Einwohnerstruktur des Ortes
mit einem vermeintlich besonders hohem Bildungsniveau ein Grund für diese
„Leuchtturmsituation“ sei, wie CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt unterstrich.
Aufnahmetests, die eine Auslese treffen sollen, könnten also nur zu einem
Ergebnis kommen: das bestehende Schulangebot reicht nicht aus für diese
Auslese. So würden in Kleinmachnow die Anmeldungen für das Gymnasium bei 80
Prozent liegen, im Landesdurchschnitt sind es rund 45 Prozen. Deswegen plädiert
die Kleinmachnower CDU für ein weiteres Gymnasium in der Region. „Das wird zwar
heftige Diskussionen auslösen, aber die Kommunen werden überlegen müssen, ob
sie in Trägerschaft für ein Gymnasium gehen“, so Burkardt.
Unterstützung kam auch von der CDU-Kreisvorsitzenden Saskia Funck: „Viele
können sich die Situation in Kleinmachnow nicht vorstellen, auch der Kreistag
musste dafür erst sensiblisiert werden.“ So können nun nach Zusage des Kreises
im nächsten Schuljahr wieder drei 7.Klassen im Weinberg-Gymnasium eröffnet
werden. Daneben läuft bereits eine Leistungsprofilklasse.
Den PNN bestätigte auch die stellvertretende Schulleiterin der Eigenherd-Schule,
Rosemarie Jerichow, dass mehr Schüler als in den Jahren zuvor ein Gymnasium
besuchen wollen. Von den 63 Schülern der 6.Klassen sind das 48, von denen 45
eine Empfehlung haben. Für die Leistungsprofilklassen, in die Schüler nach der
4. Klasse ins Gymnasium wechseln können, gibt es 28 Bewerber. „Und nur diese
Schüler müssen einen Leistungstest absolvieren“, betonte Jerichow.
Unverklärlich sei ihr die Aufregung um die Gymnasialplätze allerdings deshalb,
weil der Weg zum Abitur nicht nur nach der 6. Klasse, sondern auch noch nach
der 7., 8. und 9. Klasse offen sei, ebenso nach dem Abschluss der Oberschule.
Eine Mehrheit entscheide sich zwar für das Weinberg-Gymnasium, aber es zeichne
sich bereits ein Trend ab, nach dem das Teltower Kant-Gymnasium ebenso wie das
Evangelische Gymnasium in Hermannswerder immer beliebter werden.