Potsdamer Neueste Nachrichten 25.03.06
Die
neuen Bäke-Müller
Starkoch Ronny Pietzner betreibt jetzt die Bäkemühle – und will sie für 400
000 Euro umbauen
Kleinmachnow - Die Revolution in der
Bäkemühle hat begonnen – auf dem Teller. Aus der Haxe ist ein Mini-Spanferkel
geworden, Sherry-Essig verfeinert den Krautsalat, die Rosmarinkartoffeln zum
Schnitzel werden mit Schale serviert. Kleinmachnows historische Gaststätte am
Zehlendorfer Damm hat neue Betreiber, und die beiden jungen Männer kündigen
eine „kleine Revolution“ an. Seit Anfang des Jahres führen Ronny Pietzner und
André Ziemann das Restaurant – Pietzner ist Teamchef der deutschen
Köche-Nationalmannschaft und 28 Jahre alt, Ziemann ein Jahr jünger.
Gemeinsam habe sie die Bäkemühle vom Besitzer Alpina AG gemietet, für zehn
Jahre mit Option auf weitere fünf und einem Vorkaufsrecht. Ihre Bedingung: Sie
wollen das Backstein-Denkmal umbauen. Die Kosten dafür seien mit 350 000 bis
400 000 Euro kalkuliert, sagt Pietzner. Der Bauantrag sei eingereicht, mit
Baubehörde und Denkmalpflege liefen die Gespräche. Auch Bürgermeister Wolfgang
Blasig habe signalisiert, das Vorhaben unterstützen zu wollen. Dass es trotzdem
nicht einfach wird, ihre Wünsche umzusetzen, wissen Pietzner und Ziemann – vor
allem wegen der Denkmalauflagen für das 1862 als Wassermühle direkt an der Bäke
errichtete Bauwerk.
Dabei wollen die jungen Gastronomen die
Bäkemühle nicht in einen modernen Gastro-Tempel verwandeln. „Die Historie des
Hauses muss leben“, sagt der gebürtige Sputendorfer Pietzner. Das tut sie
seiner Ansicht nach jetzt kaum – die Inneneinrichtung stammt aus dem Jahr 1987,
als der ehemalige Ost-Betrieb „Gärtnerische Produktionsgenossenschaft Alpina“
die 1963 geschlossene und 1979 durch engagierte Bürger vor der Sprengung
gerettete Mühle zu Gaststätte und Hotel umbaute. Die damals eingesetzte
Holzvertäfelung hängt noch immer an den Wänden, auch einige Stühle und Tische
erinnern an die DDR-Zeit. Die neuen Betreiber wollen weiter zurück in die
Vergangenheit – wie das funktionieren kann, weiß Pietzner aus Berufserfahrung:
Er leitete die Küche im Krongut Bornstedt in Potsdam. Das restaurierte
ehemalige Hohenzollern-Mustergut lockt Gäste mit Historie zum Anfassen,
Gastronomie und traditionellem Handwerk. Ähnliches soll in Zukunft die
Bäkemühle bieten, die direkt im historischen Ortskern Kleinmachnows neben der
Alten Dorfkirche liegt.
Dafür wollen Pietzner und Ziemann die große Terrasse auf ein Niveau anheben und
damit 150 Außen-Sitzplätze schaffen; der 2500 Quadratmeter große Park an der
Bäke soll von außen zugänglich gemacht werden. Verändern wollen die Betreiber
den Eingangsbereich: Bisher liegt die Eingangstür direkt an der Straße, künftig
soll der bisher als Lagerbereich genutzte Hof samt Tor geöffnet werden – in Hof
und Park soll im Winter ein historischer Weihnachtsmarkt stattfinden.
Geplant ist auch ein neuer Parkplatz – der jetzige bietet nur 15 Stellflächen
und ist bei schlechtem Wetter matschig. Später soll neben der Dorfkirche
geparkt werden, dazu wollen Pietzner und Ziemann die Mauerreste des alten
Gutshofs freilegen und wieder errichten lassen – und die Autos hinter den hohen
Mauern verstecken. „Damit hätte auch die Kirche eine bessere Infrastruktur“, so
Pietzner.
Im Parterre der Bäkemühle soll es künftig 80 statt derzeit 40 Sitzplätze geben,
dafür wird die Küche verschoben und verkleinert. Im ersten Obergeschoss soll
der prachtvolle Spiegel-Speisesaal mit Platz für 80 Gäste seine Einrichtung
weitgehend behalten. Die Attraktion werde eine so genannte „Frontküche“: Sie
ist nur durch eine Glasscheibe vom Saal getrennt. Künftig könnten in dieser
Lounge Präsentationen und Kochkurse stattfinden, so Pietzner. Mit der
Frontküche könne er außerdem den „riesigen Spagat“ zwischen traditioneller
deutscher Küche und Gourmet-Kochkunst wagen: Er wolle einerseits den „Otto-Normal-Verbraucher
mit erschwinglicher, neu in Szene gesetzter regionaler Küche glücklich machen“,
so Pietzner. Andererseits wolle er aber auch zeigen, „dass wir Schicki-Micki
kochen können“. Die Gourmet-Menüs könnten später im Kaminzimmer gleich neben
der Lounge serviert werden, denn dort sollen bis zu 20 Gäste in intimer
Atmosphäre speisen und beraten können. Küchenchef der Bäkemühle ist der
25-jährige Manuel Götze, Mitglied der deutschen Köche-Nationalmannschaft.
Wann der Umbau der Bäkemühle beginnen kann, wissen die Gastronomen noch nicht.
„Am liebsten hätten wir gestern angefangen“, sagt Pietzner. SCH