Potsdamer Neueste Nachrichten 23.03.06
Kein Wort zur Lindenhof- Oberschule Bildungsausschuss
nimmt Existenzfrage klaglos hin
Stahnsdorf - Die Existenzfrage, die sich
für die Stahnsdorfer Lindenhof-Oberschule nach lediglich zehn Neuanmeldungen
für die 7. Klassen stellt, scheint dem Bildungsausschuss der Gemeindevertretung
nicht bewusst. Während sich die Mitglieder des Gremiums auf ihrer Sitzung am
Dienstag ausgiebig mit der Frage beschäftigten, ob die Region ein drittes
Gymnasium braucht, lenkte Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) das Augenmerk auf
die gravierendste Konsequenz des so genannten Ü-7-Verfahrens: „Schön wäre es“,
so animierte er den Ausschuss, „sich dem wirklichen Problem zu widmen: der
Existenz unserer Oberschule.“ Der Fortbestand der Schule ist wegen der geringen
Nachfrage äußerst in Frage gestellt, Doch, so betonte Enser, habe die Gemeinde
eine Verpflichtung gegenüber den Eltern, die gegenwärtig die Ganztagsbetreuung
der Lindenhofschule beanspruchen.
Auch wenn der SPD-Sachkundige Heiko Spleet zugab, dass die Situation „einfach
frustriert“, kommt Stahnsdorf um eine Diskussion um die Zukunft der Schule
nicht umhin. Wegen der geringen Zahl der Anmeldung wird voraussichtlich erneut
keine 7. Klasse eröffnet, so dass ab dem kommenden Schuljahr nur noch zwei 10.
Klassen an der Lindenhof-Oberschule lernen würden. Es ist fraglich, ob das
Staatliche Schulamt dem zustimmen wird. Zwar zitiert Bürgermeister Enser
hartnäckig den ehemaligen Bildungsstaatssekretär Martin Gorholt, der sich im
Vorjahr dafür aussprach, dass alle derzeitigen Schüler bis zum Abschluss der
10. Klasse an der Stahnsdorfer Schule bleiben sollen. „Doch mir fehlt der
Glaube“, gab Enser unumwunden zu. Aus pädagogischer und schulorganisatorischer
Sicht erscheine eine solche Lösung nicht sinnvoll. Seine Verwaltung habe eine
„entsprechende Alternativplanung“ in der Schublade. Bei allen notwendigen
Überlegungen werde man sich jedsoch vehement dagegen wehren, die bestehenden
zwei Klassenverbände in ihrem Abschlussjahr zu trennen.
Da in Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf immer mehr Grundschüler aufs
Gymnasium wechseln – in Stahnsdorf sind es in diesem Jahr 63,2 Prozent – stellt
sich für CDU-Fraktionschef Claus-Peter Martensen die Frage nach der
Kapazitätsgrenze an den Abi-Schmieden. Da perspektivisch die Zahl der
Grundschüler steigt, werde die Frage immer dringlicher. Daher beschwört
Grünen-Gemeindevertreter Gunnar Schilling einen regionalen Gemeinschaftsakt für
ein weiteres Gymnasium. „Stahnsdorf hätte dafür ein wunderbares Grundstück“, so
Bürgermeister Enser. Doch sei nicht zu erwarten, dass der Landkreis als Träger
von Gymnasien in einen weiteren Standort investieren wird. Möglichkeiten für
Kooperationen, wie Schilling sie anregt, sieht Enser durchaus – mit vorhandenen
Gymnasien in Potsdam. pek