Potsdamer Neueste Nachrichten 17.03.06

Über die Hälfte zieht es aufs Gymnasium

Offizielle Anmeldezahlen für den Landkreis liegen vor: Mehrere Oberschulen haben keine Chance mehr

Potsdam-Mittelmark - Das Gymnasium bleibt die beliebteste Schulform in Potsdam-Mittelmark. Das bestätigen die Anmeldezahlen für das Schuljahr 2006/07, die gestern vom Staatlichen Schulamt vorgelegt wurden. Demnach wollen in Potsdam-Mittelmark 52 Prozent der derzeitigen Sechstklässler auf das Gymnasium. Im Vergleich dazu haben es die Oberschulen und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe schwer. Mehrere Oberschulen stehen vor dem Aus, nachdem sie bereits in den vergangenen zwei Jahren wegen Kindermangel keine siebten Klassen eröffnen konnten.

Zumindest sechs der sieben Gymnasien des Landkreises haben nach der Auswertung der Erstwünsche keine Schwierigkeiten, mindestens eine zweizügige Klassenstufe 7 mit den geforderten 54 Schülern einzurichten. Das sind die Gymnasien in Kleinmachnow, Teltow, Werder, Michendorf, Beelitz und Belzig. Auch das Gymnasium Treuenbrietzen, für das derzeit 48 Erstwünsche vorliegen, kann noch hoffen. Die meisten Schüler wird das Weinberg-Gymnasium Kleinmachnow ablehnen müssen. Hier wurden 85 Erstwünsche registriert, 56 Schüler können aber nur aufgenommen werden. Die meisten freien Plätze gibt es noch am Michendorfer Wolkenberg-Gymnasien. Hier reichen 58 Anmeldungen für zwei siebte Klassen. Kapazitäten gibt es aber für 84 Schüler. So wäre die Michendorfer Schule möglicherweise eine Alternative für Kinder, die an den Potsdamer Gymnasien keinen Platz finden. An den vier Gymnasien der Landeshauptstadt können nach den vorliegenden Zahlen 46 Erstwünsche nicht berücksichtigt werden.

Deutlich unter der Mindestfrequenz liegen die Anmeldezahlen bei sieben Oberschulen. Welche Schulen geschlossen werden müssen, war vom Leiter des Staatlichen Schulamtes, Ulrich Rosenau, gestern noch nicht offiziell zu erfahren. Das werde erst die Auswertung der Zweitwünsche und das erneute Wahl- und Verteilverfahren in den nächsten Wochen zeigen, hieß es. Bekannt ist jedoch, dass die Oberschulen in Caputh (fünf Erstwünsche) und Seddiner See (keine Anmeldungen) vor dem Aus stehen, zumal hier auch in den vergangenen zwei Jahren keine siebten Klassen mehr eröffnet werden konnten. In Seddiner See hofft man, dass die jetzigen 9. Klassen noch bis zum Abschluss an ihrer Schule bleiben können. Einen solchen Wunsch gibt es jetzt auch aus Caputh. Die Entscheidung steht noch aus, hieß es gestern aus dem Schulverwaltungsamt des Landkreises.

Nicht gut sieht es für die Groß-Kreutzer Oberschule mit ganzen 15 aktuellen Erstwünschen und fehlenden siebten Klasen in den vergangenen zwei Jahren aus. Auch die Solar-Gesamtschule in Beelitz kann allein auf der Grundlage von 14 Erstwünschen keine zwei siebten Klassen einrichten. Stadt und Landkreis haben sich jedoch zu dieser Schule bekannt. Im vergangenen Jahr wurden dort noch zwei siebte Klassen eröffnet. In der Stadt Beelitz hofft man jetzt auf Zweitwünsche und Umlenkungen. Zumindest im nächsten Jahr sehe die Ausgangssituation mit etwa 90 Abgängern allein aus den Beelitzer Grundschulen wieder besser aus, sagte Hauptamtsleiter Rudolf Seidel. Genug Anmeldungen für zwei siebte Klassen haben indes die Oberschulen Wilhelmshorst und Werder. In Werder könnte bei Bedarf noch ein dritter Zug eröffnet werden.

Problematisch ist die Situation in der Region Teltow. Die Zahl der Anmeldungen reicht in der ersten Runde für keine der drei Oberschulen. Für die Mühlendorf-Oberschule Teltow gab es 29 Erstwünsche, für die Bruno-H.-Bürgel-Oberschule Teltow 24 und für die Lindenhof-Oberschule Stahnsdorf ganze zehn Anmeldungen. Hier muss im weiteren Verfahren eine Lösung gefunden werden. Die Maxim-Gorki-Oberschule Kleinmachnow mit gymnasialer Oberstufe hat mit 57 Anmeldungen erst einmal genug Kinder für zwei neue siebte Klassen. Platz hätte die Schule jedoch für 112 Schüler in vier siebten Klassen.

Insgesamt würden die Zahlen laut Schulamtsleiter Rosenau verdeutlichen, „dass nicht alle Schulträger ihr Schulnetz rechtzeitig der sinkenden Nachfrage und dem Wahlverhalten der Eltern angepasst haben“. Sein Fazit: „Hohe Überkapazitäten und Unsicherheit bei den Eltern führen von Jahr zu Jahr zu teilweise nicht berechenbaren Ergebnissen, die manches Lehrerkollegium verunsichern und trotz hervorragender pädagogischer und fachlicher Arbeit die Kontinuität erschweren.“ Hagen Ludwig