Potsdamer Neueste Nachrichten 10.03.06

 

Geteilte Freude über eine Kopie

Gestern wurde in Kleinmachnow des 70. Todestages von Förster Heinrich Funke gedacht

 

Von Dirk Becker

 

Teltow - Freuen konnte sich Barbara Funke nur bedingt. Als am Donnerstag im Kleinmachnower Rathaus feierlich die „heimgekehrte“ Ehrenurkunde ihres Großvaters Heinrich Funke aufgehängt wurde, bedauerte sie, dass es sich nur um eine Kopie handelt. Doch sie versprach, sich zu bemühen, dass bald das Original in Kleinmachnow hänge, das sich bis jetzt noch im Familienbesitz befindet.

 

Für Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig jedoch ist die Kopie so wertvoll wie ein Original. Denn Heinrich Funke, dessen 70. Todestag gestern gedacht wurde, ist „Herausforderung und Maßstab für jeden, der in Kleinmachnow Verantwortung übernimmt“. Jeden Tag, auf dem Weg in sein Büro, wird Blasig nun auf diese Ehrenbürgerurkunde blicken und sich an den Leistungen des ersten Kleinmachnower Bürgermeisters messen können.

 

Über 30 Besucher, darunter Mitglieder des Kleinmachnower Heimatvereins, waren in das Rathaus gekommen, um an der Feierstunde für Heinrich Funke teilzunehmen. Funke trat 1895 als Privatförster in die Dienste der Gutsherrn Georg und Dietloff von Hake. Hier übernahm er auch Verwaltungsaufgaben. Als 1920 die Landgemeinde Kleinmachnow gegründet wurde, wählten die Einwohner Funke zu ihrem Gemeindevertreter. Als erster Bürgermeister war Funke zwölf Jahre lang um die ständig wachsende Gemeinde bemüht. Funke galt als besonnener Vermittler zwischen den alteingesessenen Kleinmachnowern und Hinzugezogenen in den zahlreichen neuen Siedlungen.

 

Doch diese Auseinandersetzung zogen sich hin. Wie Günter Käbelmann, der sich intensiv mit Funkes Leben beschäftigt hat, erklärte, lagern über diese Auseinandersetzungen bis zu „vier Zentner Akten“ in Archiven. Funkes unermüdlicher Einsatz für das Wohl der damals alten und neuen Kleinmachnower wurde von der Gemeinde 1932 mit der bisher einzigen Ehrenbürgerschaft belohnt. Vier Jahre später starb Heinrich Funke am 9. März 1936, im Alter von 68 Jahren, an den Folgen einer Lungenentzündung.

 

In Finnland hat Günter Käbelmann die Urkunde von Heinrich Funkes Ehrenbürgerurkunde aufgespürt. Familienangehörige hatte das Dokument 1965 mit in den hohen Norden genommen. Derzeit befindet sie sich im Besitz einer in Ludwigsfelde lebenden Enkelin. Barbara Funke, die extra aus Heidelberg angereist war, bedauert, dass hier persönliche Befindlichkeiten verhindern, dass das Original nun in einer Schublade liegt, statt im Rathaus zu hängen. Einen Grund zur Freude gab es dann doch noch für sie.

 

Bei der Ehrung am Grab von Förster Funke auf dem Friedhof an der Dorfkirche präsentierte sich die vormals kaum zu lesende Grabplatte frisch poliert. Bei diesem Anblick griff Barbara Funke die alte Diskussion über den Zustand des Grabes auf: „Hier muss doch nichts erneuert werden. Das ist doch wunderbar“.