Potsdamer Neueste Nachrichten 22.02.06
Zu Ehren des Kanal-Managers
Zum 100. Jubiläum des Teltowkanalbaus soll in Kleinmachnow die
Friedensbrücke wieder in Badewitzbrücke umbenannt werden
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - Zweimal hatte Gottfried
Badewitz (1866-1944) es abgelehnt, dass man ihn in den Adelsstand erhebt. Ein
drittes Mal, so wollten es die damaligen Gesetze, konnte sich der preußische
Beamte der Ehrung nicht verweigern, so dass er 1914 den Adelstitel verliehen
bekam. Es war sicher keine böse Vorahnung, dass das fortan adlige „von“ im
Namen Badewitz Jahre später zum Verhängnis werden sollte. Vielmehr wehrte sich
Gottfried Badewitz mit dem Hinweis auf seine bürgerlichen Wurzeln gegen eine
Erhebung in den erblichen Adelsstand. Dass nach dem Bau des Teltowkanals gleich
die erste Brücke nach der Machnower Schleuse seinen Namen erhielt, mag der
Justitiar indes als berechtigt empfunden haben. Denn ohne seinen juristischen
und kaufmännischen Sachverstand wäre der wirtschaftliche Erfolg für den
Landkreis und das südliche Berlin bei weitem nicht so groß gewesen, wie er sich
mit dem Kanalbau mittel- und unmittelbar verbindet.
Wenn es heute der Name des einstigen Landrats Ernst von Stubenrauch ist, der in
einem Atemzug mit dem Bau des Teltowkanals genannt wird, genügt man der
Geschichte nicht. Denn es war Stubenrauchs Stellvertreter Gottfried Badewitz,
der der Vision eines Kanals zwischen Oberspree und Havel zur Realität verhalf
und durch geschicktes Finanzmanagement dem damaligen Landkreis Teltow zu einem
wirtschaftlichen Aufschwung verhalf. Als einziger Nachkomme einer angesehenen
Kaufmanns- und Bankiersfamilie leitete Gottfried Badewitz das Berliner Bankhaus
A.Reißner Söhne und verwaltete die beiden landwirtschaftlichen Güter Siethen
und Gröben, die sein Vater erworben hatte. Während Ingenieure die Pläne des
Teltowkanals entwarfen, für den am 22. Dezember 1900 der erste Spatenstich
erfolgte und dessen Fertigstellung sich am 2. Juni zum 100. Mal jährt,
befähigten seine Erfahrungen Badewitz zum Finanz- und Immobilienmanager für das
Vorhaben, das am Ende fast 40 Millionen Mark kosten sollte. Dank seines
geschickten Flächenmanagements gelang es Badewitz, den Landkreis Teltow
finanzkräftig zu machen und an der Teltowkanal AG als Betreibergesellschaft
neben dem Deutschen Reich zu 50 Prozent zu beteiligen. Etliche Jahre später,
nachdem der Teltowkanal als Schifffahrtsstraße funktionierte und sich Badewitz’
Planungen als wirtschaftlich belastbar erwiesen hatten, verkaufte der Landkreis
seinen 50-prozentigen Anteil an das Deutsche Reich. Mit dem Verkaufserlös
konnte sich der Landkreis sanieren und eigene Infrastrukturprojekte
realisieren. Mit der Taufe einer der Überführungen bei der Einweihung des
Teltowkanals in Badewitzbrücke wurde der Anteil des Vize-Landrats an der
Verwirklichung des Projektes honoriert. Späteren Behauptungen, der Vize-Landrat
habe aus eigenen Mitteln einen Teil der Badewitzbrücke bezahlt, kann seine
Familie nicht bestätigen. „Zwar ist er trotz seiner Sparsamkeit großzügig
gewesen, konnte aber öffentliches Amt und private Belange gut auseinander
halten“, weiß sein in Berlin lebender Enkel Hubertus von Badewitz.
Ende des Zweiten Weltkrieges ist die
Brücke von Gruppen der deutschen Wehrmacht gesprengt worden. Um Fußgängern und
Radfahrern die Überquerung des Kanals zu ermöglichen, wurde zunächst neben den
alten Brückenköpfen eine schmale Holzkonstruktion errichtet. Der adlige Name
von Badewitz passte – wie so vieles – nicht mehr in das Bild des neuen
Arbeiter- und Bauernstaates. Man nannte das neue Bauwerk Friedensbrücke. Ende
1979 wurde eine neue einspurige Überführung gebaut und später auf zwei Spuren
erweitert.
Heute kennt man in Kleinmachnow die Friedensbrücke, mit dem Namen Badewitz
ergibt sich kaum eine Verbindung. Doch es gab in der Vergangenheit – auch in
der jüngeren – immer wieder Denkanstöße, der Brücke ihren alten Namen
zurückzugeben. Konsequent verfolgt wurden sie nie. Nun befindet Enkel Hubertus
von Badewitz: „Das 100-jährige Jubiläum des Teltowkanals am 2. Juni sollte es
eine günstige Zeit sein, nicht nur den Kanal zu würdigen, sondern bis dahin
auch seine historischen Bezüge richtig zu stellen und somit auch der
Badewitzbrücke wieder zu ihrem ursprünglichen Namen zu verhelfen.“ Gerade in
wirtschaftlich schwachen Zeiten sollte man sich der herausragenden Verdienste
kluger Köpfe wie Stubenrauch und Badewitz erinnern, „die dem Land Werke von
großer wirtschaftlicher Bedeutung zu schaffen halfen“.
Es ist keine Forderung, die Hubertus von Badewitz stellt, eher eine Anregung.
Und sie findet Gehör und in Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig einen
Fürsprecher. Er wird dem Gemeindeparlament den Vorschlag machen, dass man in
Absprache mit dem Berliner Wasser- und Schifffahrtsamt die Brücke wieder
umbenennt. Dass es des behördlichen Dialogs bedarf, liege an den „ulkigen
Zuständigkeiten“, so Blasig. Denn die Brücke gehört dem Bund, die darüber
führende Straße dem Land und die Namensgebung obliegt der Gemeinde. Auch ein
altes Geländer der originalen Badewitzbrücke, das sich im Fundus des
Heimatvereins befindet, soll wieder aufgestellt werden. Gottfried Badewitz
würde sich bestimmt nicht geadelt, vielleicht aber geehrt, ganz sicher aber mit
dem notwendigen Augenmaß der Geschichte behandelt fühlen.