Potsdamer Neueste Nachrichten 18.02.06
DasWAR’S
Wie Peter Könnicke einer geheimen Sache auf die Spur kam
Ich bin einer großen Sache auf der Spur.
Einem Knüller! Eine Enthüllungsstory aus Kleinmachnow, konkret aus dem Rathaus.
Der Zufall und ein vages Gefühl wollten es, dass ich am Donnerstag ohne festen
Grund zum Rathausmarkt fuhr. Ich parkte und ging langsam an den Geschäften
vorbei. Es war nicht viel los, vorm „Alfred’s“ stellten sie gerade eine Tafel
mit den Angeboten des Tages auf. Ich schlenderte zum Rathaus und sah hinter der
Glasfront im dritten Stock Ordnungsamtsleiter Dehne stehen. Es soll ja
Kleinmachnower geben, die nicht gut auf ihn zu sprechen sind, mir lächelte
Dehne nett zu und ich winkte ihm freundlich zurück. Im Foyer guckte ich mir
eine Ausstellung mit Bildern an, die Kinder gemalt haben, als ein Herr im
schwarzen Anzug herein eilte. Ich dachte sofort an einen Bodyguard und lag
verdammt richtig. Denn Sekunden später schritt Jörg Schönbohm durchs Foyer mit einem
zweiten Leibwächter im Schlepptau. Er stieg hastig die Treppen hoch, auf jedem
Absatz konnte man ihn in ganzer Größe samt seiner lustigen Augenbrauen
erkennen. Ich dachte angestrengt nach, ob ich die Einladung zu einem
Pressegespräch mit dem Innenminister und CDU-Chef im Kleinmachnower Rathaus
verkramt hatte. Doch ich konnte mich nicht erinnern.
Also ein Geheimtreffen. Schönbohm und
Bürgermeister Wolfgang Blasig beim Klüngeln. Ich hätte über die Außenfassade
auf den Balkon des Bürgermeisterzimmers klettern können, doch verwarf ich den
Gedanken. Ich hatte eine knallrote Jacke an, unmöglich, dass ich an der
Außenwand hätte hängen können, ohne im gegenüber liegenden Kindergarten bemerkt
zu werden. „Guck mal Tante“, hätte hunterpro so ein Knirps gerufen, „der rote
Mann da draußen an der Wand.“ Wahrscheinlich kasperten die beiden gerade einen
Fusionsplan für Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf aus. Schönbohm gab es
Blasig gerade schriftlich, dass er Bürgermeister der neuen Großkommune wird. Im
Gegenzug ließ sich der Innenminister zusichern, dass der Weg, in dem er in
Kleinmachnow wohnt, einmal Jörg-Schönbohm-Straße heißen wird. Ein privates
Tête-à-tête: das beste Handicap, ein gemeinsames Tennismatch in den nächsten
Wochen, der letztjährige Beaujolais – und zwischendrin immer hübsch verpackt
geheime Absprachen.
Aber nicht mit mir. Inzwischen habe ich aus Rathauskreisen erfahren, dass
Schönbohm „nur zu einem persönlichen Gespräch beim Bürgermeister“ war. Sicher.
Und die Erde ist eine Scheibe.