Potsdamer Neueste Nachrichten 11.02.06
Bauen
aus finanzieller Not
Östlich des Erlenwegs sollen Wohnungen entstehen – um eine eine alte
Rechnung zu begleichen
Kleinmachnow - Arnim von Wnuk quittierte
die Empfehlung mit einem Kopfschütteln. Soeben hatte sich der Kleinmachnower
Bauausschuss dafür ausgesprochen, den Bebauungsplan mit dem Titel „Östlich des
Erlenweges“ der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dafür hatte der sachkundige
Einwohner der UBK/WIR-Fraktion wenig Verständnis. Schließlich handelt es sich
um ein Areal, das sich die Gemeindetochter KGSG (Kleinmachnower Grundstücks-
und Sanierungsgesellschaft) kurz nach der Wende gekauft – und sich dann damit
verspekuliert hat. Von Wnuk mahnte daher: Wegen alter Sünden sollte heute das
Terrain mit wertvollem Alteichenbestand und Gartenparzellen nicht zersiedelt
und bebaut werden. „Wir sollten keine weitere bauliche Verdichtung in einem
sensiblem Bereich vornehmen, nur um die KGSG zu sanieren“, appellierte er. Der
Bauausschuss müsse sich grundsätzlich positionieren, ob das Areal tatsächlich
bebaut werden soll.
Die Frage war zuvor allerdings schon im Finanzausschuss beantwortet worden.
Dort hat man sich auf die Suche nach dem Mittelweg gemacht, wie man eine
Vermarktung des Gebietes ermöglicht, die die KGSG am Ende verlustfrei dastehen
lässt. Die Finanzexperten empfahlen eine maßvolle Entwicklung – „somit ist der
Bauausschuss an der Reihe“, so dessen Vorsitzender Herbert Franke am
Donnerstagabend.
Schon Mitte der 90er Jahre hatte die
damalige Gemeindevertretung eine Grundsatzentscheidung getroffen, indem sie den
Zipfel zwischen Teltowkanal und Buschgraben zum Bauland erklärte. Aus purer
Not, wie es zum Teil noch heute betont wird. Mit dem renommierten
Infas-Meinungsforschungsinstitut hatte kurz nach der Wende ein hochkarätiger
Investor an die Gemeindetür geklopft, der sich auf der Fläche ansiedeln wollte.
Doch sind die Meinungsforscher nie nach Kleinmachnow gekommen. Die KGSG, deren
Chef damals Kleinmachnows heutiger Bürgermeister Wolfgang Blasig war, blieb auf
den 7000 Quadratmetern und Schulden sitzen. Um die Gemeindetochter ohne
finanzielle Verluste abwickeln und die Belastung endlich aus der jährlichen
Haushaltsbilanz radieren zu können, erklärten die damaligen Gemeindevertreter
die Flächen östlich des Erlenwegs zum Bauland. Weil das Gelände im Außenbereich
liegt, in dem eigentlich nicht gebaut werden darf, wurde sogar der
Flächennutzungsplan der Gemeinde geändert. Bereits vor acht Jahren begann das
Bauamt, einen Plan zu erstellen, wie das kleine Gebiet bebaut werden soll.
Die ersten Vorschläge fielen durch: Zu massiv wirkten die skizzierten
Doppelhäuser, zu unsensibel erschien der Umgang mit dem Areal an der Nahtstelle
zum Landschaftsschutzgebiet der „Parforceheide“, wo bereits der Bau des
keinesfalls bescheidenen Wohnstifts Augustinum von harscher Kritik begleitet
wurde. Mit der Zeit wurden die Töne moderater, weil die Entwürfe geschliffen
wurden: Sieben Einzelhäuser sollen entstehen, die Baufenster sind kleiner
geworden und so gelegen, dass nur entlang der Straße gebaut werden darf. Somit
bleibt der schutzwürdige und ortsprägende Alteichenbestand unangetastet.
Architektonische Vorgaben gibt es bislang nicht, was die Architekten Fred
Weigert und Manfred Küssner im Bauausschuss mahnend den Finger heben ließ: Man
sollte auf eine einheitliche Bebauung achten und somit eine gewisse Qualität
sichern. So sollten die Häuser „traufständig“ errichtet werden, das heißt, man
soll von der Straße immer auf die Dächer und nicht auf die Giebel schauen. Es
wäre das erste Mal in der jüngeren Kleinmachnower Baugeschichte, dass solche
Vorgaben in einem Bebauungsplan fixiert werden. Für die Kritiker des Vorhabens
ein schwacher Trost: Denn selbst im Bauausschuss hieß es vorgestern trotz einer
Empfehlung, den B-Plan auszulegen: „Für den Kleinmachnower Bedarf baut man da nicht.“