Potsdamer Neueste Nachrichten 20.01.06
Im Sommer sind Fußballfans "Zu Gast bei Freunden" – die Vorzüge der Region sind ihnen schon bekannt
Teltow / Kleinmachnow - „Im Süden
Berlins inmitten von Seen und Schlössern gelegenes Haus.“ Nun, ganz so
romantisch, wie auf der offiziellen Fifa-Homepage zur Fußball-Weltmeisterschaft
das Courtyard by Marriot in Teltow beschrieben wird, ist die Lage nicht. Aber
die ohnehin wichtigere Angabe, die zu dem Vier-Sterne-Hotel gemacht wird, ist
die Entfernung zum Berliner Olympiastadion: 20 Kilometer oder 25 Minuten. Kein
Wunder, dass bei dieser Nähe zum Ort des wahren Geschehens das häufig als
Tagungsstätte genutzte Hotel während der WM hoch im Kurs steht – ebenso das nh-Hotel
in Kleinmachnow. „Fans, Funktionäre, Familien der Spieler und gewiss auch
Journalisten werden hier übernachten", sagt Ulrike Schneider vom Courtyard
und freut sich bereits jetzt über reichlich Reservierungen.
Auch die anderen Hotels in der Region verzeichnen eine große Nachfrage für die
WM-Wochen. Das „Hoteltow“ ist bereits ausgebucht. Im „Motel One“ im Europark
Dreilinden gehen zunehmend Buchungen ein. „Die meisten kommen online aus dem
Ausland, viele aus Italien“, sagt Johannes Staub. Manche Gäste werden nur für
ein Spiel bleiben, andere haben auch für zwei Wochen gebucht. Technisch
aufrüsten, so dass die Gäste auch im Hotel Spiele am Fernseher verfolgen
können, wird die „Low-budget“-Herberge nicht. „Die GEMA und GEZ zocken während
dieser Zeit kräftig ab“, bedauert Schneider. Im Vorfeld der WM würden Hoteliers
sowie Kneipiers von den Gebühreneinzugszentrale angeschrieben und um Auskunft
gebeten, wie viele Spiele in Bars und Hotellobbys gezeigt werden. „Pro Spiel
ist eine bestimmte Summe zu zahlen“, so Schneider, ein kleines Haus wie das
„Motel One“ könne sich das nicht leisten.
Besondere WM-Angebote sind bislang in
keinem der befragten Hotels geplant, doch Ulrike Schneider vom Courtyard
verheißt: „Die Zeit der WM sehen wir mit anderen Augen, die vier bis sechs
Wochen werden sich vom normalen Hotelalltag unterscheiden." Auch wenn
spezielle WM-Pakete noch nicht geschnürt sind – geschäftstüchtig zeigt man sich
bereits jetzt: „Die Preise werden etwas steigen", sagt Ulrike Schneider,
was auch ihre Kollegen vom Ibis in Dreilinden bestätigen, wo ebenfalls bereits
30 Reservierungen vorliegen.
Weniger vom WM-Gästeboom scheinen Pensionen zu profitieren. In der „Pension
Fiedler“ in Bergholz-Rehbrücke erwartet man eher „eine Wechselwirkung“:
Pensionschef Fiedler ist auf Urlauber und Touristen eingestellt, für die im Juni
und Juli in Hotels keine Betten mehr frei sind. Flexibel seien die Gastgeber
der kleinen Häuser auf jedem Fall, weiß Detlef Kepnik von der
„Zimmervermittlung Mark Brandenburg“ in Saarmund. In den vergangenen Jahren
habe man durch die Vermittlung von Geschäftsleuten, Vertretern und Monteuren
einen hohen Auslastungsgrad erreicht, „sollten sich jetzt auch Fußballfans
melden, könnten wir in kürzester Zeit 70 Betten bereitstellen“, so Kepnik.
Schwieriger hätten es die Fußballfreunde in der Güterfelder „Pension Keller“
unterzukommen. Hier hält die Wirtin trotz Nachfragen ihre vier Zimmer lieber
für Stammgäste frei. In Notfällen jedoch würde sie dem WM-Motto „Zu Gast bei
Freunden“ gerecht werden: „Ein Zimmer würde ich eventuell weggeben.“
Isabel Jäger/Peter Könnicke