Potsdamer Neueste Nachrichten 18.01.06

Liste voller Kompromisse

Kleinmachnow sucht nach Lösungen, teure, neue Turnhalle auch für Vereine nutzbar zu machen

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow - Für die Nutzung der Kleinmachnower Eigenherd-Sporthalle wird an einem Kompromiss gefeilt, der auch Vereinen das Sporttreiben in der neuen Anlage erlaubt. Bislang sieht der Bebauungsplan und auch die Baugenehmigung eine Nutzung der Halle ausschließlich für den Schulsport vor. Vor allem Klageandrohungen und Kritik von Anwohnern aus der unmittelbaren Nachbarschaft an einem unverhältnismäßig intensiven Betrieb der Sportstätte in dem reinen Wohngebiet hatten dazu geführt, dass bislang eine eher eingeschränkte Nutzung vorgesehen wurde. Das wiederum stieß bei Vereinen auf Unmut, auch zahlreiche Gemeindepolitiker begannen zunehmend zu monieren, dass die Millionen teure Investition nicht einem breiteren Teil der Kleinmachnower Einwohnerschaft zur Verfügung stehen soll. Nun hat das Bauamt eine Kompromissliste vorgelegt, die Bedingungen der Anwohner und Vorstellungen des Regionalen Sportvereins (RSV) beinhaltet.

„Der Kompromissvorschlag gründet sich auf ein Gespräch mit den Anwohnern“, erklärte Bauamtsleiterin Barbara Neidel im jüngsten Bauausschuss, wo das Papier erstmals vorgelegt wurde. Man habe ergründet, „unter welchen Bedingungen man die Anwohner zufrieden stellen kann“. Der auf dieser Basis skizzierte Kompromiss würde Beschlüsse der Gemeindevertreter rückgängig machen, die – nach teilweise grotesken Debatten – in jüngerer Vergangenheit verabschiedet worden waren. So wurde beispielsweise die Verlagerung der Laufbahn der Außensportanlage an die Grenze des Wohnviertels mit strengen Auflagen versehen – ein begrenztes Benutzen von Trillerpfeifen sowie ein Anfeuerungsverbot für Schüler –, die nicht wenige für unsinnig und pädagogisch zweifelhaft halten. Um jedoch ein zusätzliches viertes Spielfeld zu ermöglichen, stimmte die Mehrheit der Gemeindevertreter für die zweifelhafte Lage der Laufbahn.

Mit dem Kompromissvorschlag würde die Laufbahn wieder an die ursprünglich skizzierte, für die Anwohner weniger problematische Stelle rücken und die Zahl der Spielflächen wieder auf drei reduzieren. SPD-Gemeindevertreter Jens Klocksin würde dieser Rückwärtsrolle zustimmen, wenn sie tatsächlich zu einer Einigung führt, mit der sowohl Schule wie auch Anwohnerschaft leben können. „Ansonsten machen wir uns bei diesem Hin und Her lächerlich“, warnte Klocksin.

Weitere Vorschläge in dem Kompromissangebot: Die dem Wohnviertel gegenüberliegende Fassade – die nördliche Fensterfront – wird verdunkelt. Die Fenster sollen geschlossen bleiben, stattdessen wird eine mechanische Lüftung im Dach installiert. Vereine sollen die Halle wochentags bis 21.30 Uhr und samstags bis 18 Uhr nutzen können. Sonn- und feiertags bleibt sie geschlossen. Auf der Wunschliste der Sportarten, für die sich der RSV eine Nutzung der Eigenherd-Sporthalle wünscht, stehen Gymnastik, Tischtennis, Turnen, Fechten und Badminton.Diese Sportarten hätten bei Training und regionalen Wettkämpfen so gut wie keine Zuschauer.

Unter den Mitgliedern des Bauausschusses wurde zunächst kein erkennbarer Widerspruch gegen den Kompromissvorschlag deutlich. „Wir kommen den Anwohnern sehr weit entgegen", kommentierte SPD-Vertreter Michael Scharp die Vorlage. Eine Empfehlung wollte das Gremium dennoch nicht abgeben, da man zunächst die Aussprache im Bildungsausschuss und die Reaktion der Eigenherd-Grundschule abwarten will. Bauamtsleiterin Neidel mahnte indes zur Eile. Um zu Beginn des kommenden Schuljahres mit den Außensportanlagen – Laufbahn und Spielfelder – fertig zu sein, müsse noch im Januar der Bauantrag gestellt werden.