Potsdamer Neueste Nachrichten 14.01.06

Bröckelnde Fassade

Kurz nach Ablauf der Gewährleistungspflicht offenbaren sich an der sanierten Gorki-Schule Mängel

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow - Mit Blick auf die Fassade der Kleinmachnower Maxim-Gorki-Schule sagt der Architekt Jürgen Franke: „Da tickt eine Zeitbombe.“ Und um unnötige Panik zu vermeiden, präzisiert er: „Ästhetisch betrachtet.“

Tatsächlich zeigt die Fassade Risse, Verfärbungen und Algenbefall, zum Teil löst sich der Putz und platzt Farbe ab. Das ist durchaus verwunderlich, dann in Rahmen einer – mehrere hundert Tausend Euro – teuren Generalsanierung der Schule wurde erst vor einigen Jahren auch die Fassade erneuert. Pikant für einige Mitglieder des gemeindlichen Bauausschusses: Während Architekt Franke jetzt vor weiteren Schäden warnt und Handlungsbedarf anmahnt, war er es, der vor einigen Jahren als Generalplaner für die Baumaßnahme verantwortlich war.

„Es ist peinlich, dass solche Fehler auftreten“, gestand Franke am Donnerstag im Bauausschusses, wo er die Mängel und teilweisen Schäden erläuterte. Doch habe er bereits im Rahmen der damaligen Planung versucht deutlich zu machen, dass die letztlich realisierten Maßnahmen zwar wirtschaftlich, aber ohne regelmäßige Pflege nicht von dauerhafter Qualität sein würden.

Nach einem von Franke zitierten Gutachten ist an der Nordfassade der Schule eine Veralgung festzustellen, was mikrobiologische Ursachen habe. „Unstrittig, dass dies unästhetisch ist“, so Franke. Doch sei die Veralgung unbedenklich und keinesfalls gesundheitsgefährdend. An der südlichen Außenwand hat sich teilweise der Putz abgelöst, da die darunter befindliche Gewebeschicht des Wärmedämmverbundsystems nicht richtig aufgetragen worden ist. „Das ist ein Mangel, aber kein Schaden“, meint der Architekt. Doch man müsse den Missstand unmittelbar beheben. Die gleichen Erscheinungen treten im Bereich eines Wandbildes auf, wobei weitere Untersuchungen empfohlen werden, um zu klären, ob eine Unverträglichkeit zwischen Putz und Farbe besteht. Schließlich würden an den Übergangsstellen zwischen unterschiedlichen Materialien des Wärmedämmverbundsystem Abdeckschienen fehlen, so dass dadurch die Fassade beeinträchtigt wird. „Klar, dass dies saniert werden muss“, so Franke.

Als nicht haltbar bewertet er ein anderes, von der Gemeinde in Auftrag gegebenes Gutachten, das aufgrund von Rissbildungen und Korrosionserscheinungen die Tragfähigkeit einer Stahlbetonstütze in Frage stellt. Nach den Ereignissen von Bad Reichenhall warnt Franke vor Panikmache. Die Roststellen, so der Architekt, seien durch eisenhaltige Zuschlagstoffe in dem Betongemisch verursacht worden und nicht auf Korrosion des Stahlträgers zurückzuführen.

„Es gibt nicht den leisesten Verdacht, dass mit der Statik etwas nicht stimmen kann“, versicherte Gutachter Stephen-Michael Dworok. Der Fachmann ist von Architekt Franke in Abstimmung mit der Kleinmachnower Verwaltung gebeten worden, zu den offensichtlichen Mängeln ein Kurzgutachten anzufertigen und entsprechende Empfehlungen abzugeben, wie die Missstände behoben werden können. Dabei empfand es SPD-Gemeindevertreter Michael Scharp als „etwas unangemessen, dass ausgerechnet Dworok mit dem Gutachten beauftragt wurde, denn sein Büro war während der Sanierungsphase für die gesamte Statik verantwortlich. Dworok begegnet den Vorbehalten mit dem Verweis, dass er als öffentlich-bestellter Gutachter arbeite und sich dabei auf den Zustand öffentlicher Gebäude spezialisiert habe. „Wenn noch immer Zweifel bestehen, sollte man sich an die IHK wenden und einen weiteren Fachkollegen hinzuziehen“, so Dworok gegenüber den PNN.

Schätzungsweise 80 000 Euro wird die Renovierung der Schulfassade kosten. Vielleicht hätte sich die Gemeinde das Geld sparen können, wenn schneller auf die Mängel reagiert worden wäre. Denn wie aus einem früheren Gutachten hervorgeht, habe es bereits während der Gewährleistungsfrist Reparaturen an der Fassade gegeben. Scharps Frage, warum „jetzt, kurz nach Ablauf der Gewährleistungsfrist, weitere Schäden auftreten“ und ob diese nicht vorhersehbar waren, konnte am Donnerstag nicht beantwortet werden. Dies soll nun in der nächsten Sitzung des Bauausschusses geschehen.