Potsdamer Neueste Nachrichten 06.01.06
Ganztagsschule
braucht Zeit
Obwohl Gemeindepolitiker drängen, ist frühestens 2007 mit einer
Ganztagsbetreuung zu rechnen
Kleinmachnow - Es war eine Sache des
Prestiges: Wenn auf dem Seeberg eine dritte kommunale Grundschule in
Kleinmachnow entsteht, soll es eine Ganztagsschule sein. Vor allem die
CDU-Fraktion drängte darauf, so schnell wie möglich das Ganztagsprofil zu
verwirklichen. Die Christdemokraten tadelten die Gemeindeverwaltung, nicht
rechtzeitig die notwendigen Anträge beim Bildungsministerium gestellt und die
erforderlichen Vorbereitungen getroffen zu haben, um gleich mit Schulbeginn im
August 2005 den Ganztagsbetrieb starten zu können. Vor Jahresfrist forderte
Guido Beermann als Vorsitzender des Bildungsausschusses als eines der „nächsten
Ziele, nun schnell ein Konzept für die Ganztagsschule zu entwickeln“. Doch die
Antragsfrist, um bereits mit dem kommenden Schulhalbjahr den Ganztagsbetrieb
aufzunehmen, ist am 15. Dezember verstrichen, ohne dass die Gemeinde die
entsprechenden Unterlagen einreichte.
Bernd Bültermann, Schulleiter der Grundschule am Seeberg und der
Eigenherdgrundschule, lässt sich von dem Drängen seiner Parlamentskollegen
nicht beeindrucken. Der Weg hin zu einer Ganztagsschule ist für ihn keiner der
schnellen Schritte. Frühestens zum Schuljahr 2007/08 könnte die Grundschule am
Seeberg nach dem Ganztagskonzept betrieben werden.
„Wir hatten Ende August eine
Elternkonferenz einberufen, um zu prüfen, wie groß die Bereitschaft für eine
Ganztagsschule ist“, sagte Bültermann gestern den PNN. Denn die Entscheidung
für die Ganztagsschule sei auch von der Zustimmung der Eltern abhängig. Es
stellte sich heraus, dass noch erheblicher Klärungsbedarf bestehe. Vier Eltern
gründeten daraufhin eine Steuergruppe, die sich mit dem Thema Ganztagsschule
intensiv beschäftigt.
Derzeit sieht Bültermann keinen Bedarf, dass die Grundschule am Seeberg oder
auch die Eigenherd-Grundschule in kürzester Zeit zu Ganztagsschulen werden
müssten. Die Schule am Seeberg befinde sich noch im Aufbau, die Eigenherd-Grundschule
sei, so Bültermann, schon „faktisch eine Ganztagsschule“. Allein 39
Arbeitsgemeinschaften werden hier neben dem regulären Unterricht angeboten. Vom
Förderverein der Schule kommen jährlich 12 000 Euro zusätzlich zur Finanzierung
dieser Angebote.
Die Frage nach einer Ganztagsschule in Kleinmachnow stellt sich für Bültermann
ohnehin erst dann, wenn die Schulbezirksgrenzen aufgehoben werden, durch die
Eltern derzeit noch gezwungen sind, eine Schule zu wählen, in deren
Einzugsbereich sie wohnen.
Susanne Außendahl von der Steuergruppe der Grundschule am Seeberg will in
Sachen Ganztagsschule „nichts über das Knie brechen“. Am 19. Januar will die
Steuergruppe die übrigen Eltern zu einem Informationsgespräch einladen. „Ein
Mitarbeiter des Bildungsministeriums wird ebenfalls kommen“, erklärte
Außendahl. Nach der Konferenz im August habe bei manchen Eltern große
Verunsicherung geherrscht, was diese Ganztagsbetreuung letztendlich bedeute.
„Rechtlich gesehen sind in Brandenburg zwei Modelle für eine Ganztagsschule
möglich“, so Außendahl. In beiden Fällen sei eine Teilnahme an einer Betreuung
nachmittags immer eine freiwillige Sache. Um entsprechende Angebote auch
auszulasten, sei es wichtig, dass die Eltern auch hinter diesem Angebot stehen.
Über diese rechtlichen und andere Möglichkeiten im Zusammenhang mit dem
Ganztagskonzept zu informieren, sei die Aufgabe der Steuergruppe. Das Konzept
für einen Ganztagsbetrieb müssen jedoch die Lehrer erstellen. Aber auch hier
würde die Steuergruppe, wenn gewünscht, beratend zur Seite stehen. Susanne
Außendahl ist sich sicher, dass der nächste Termin am 15. Dezember 2006
eingehalten werden kann: „Wenn hier ein gemeinsamer Wille besteht.“ Dirk
Becker