Potsdamer Neueste Nachrichten 13.12.05
Abfuhr
statt Aufwertung
Projekt für Kanalaue sollte regionale Kooperation beweisen. Es ist
gescheitert
Stahnsdorf - In der Regionalgruppe des
Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) hatte man sich über die
vorweihnachtliche Botschaft gefreut. Hatte doch Stahnsdorfs Bürgermeister
Gerhard Enser verkündet, dass die Aufwertung der Kanalaue zu einem konkreten
Projekt einer künftig gehaltvollen Zusammenarbeit der drei mittelmärkischen
Gemeinden Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf gehört. Das klang für die
BUND-Gruppe äußerst vertraut: Immerhin hat sie sich die Aufwertung der Kanalaue
zum Regionalpark mit durchgängigen Rad- und Wanderwegen auf beiden Uferseiten
zum Ziel gesetzt.
Doch haben sich in der jüngsten Sitzung der Kommunalen Arbeitsgruppe „Der
Teltow“ (KAT) viele große Worte für eine bessere Städtekooperation mehr oder
weniger als Lippenbekenntnisse erwiesen (PNN berichteten). Auch die Kanalaue
und die Idee, in ihrem Umfeld 2012 die Landesgartenschau stattfinden zu lassen,
erfuhren eine Abfuhr. Schon als der Kleinmachnower SPD-Abgeordnete Jens
Klocksin im September die Laga-Idee vortrug, gab es Stirnrunzeln. Zwar gefiel
der Gedanke, Landmarken wie die Teltower Altstadt, den Seeberg, den alten
Dorfkern und die Kiebitzberge in Kleinmachnow sowie den Stahnsdorfer
Südwestkirchhof zu verbinden. Doch scheute etwa Teltows Bürgermeister Thomas
Schmidt den „enormen Kostendruck“, den man sich bis 2012 auferlegen würde.
Andere, wie der Teltower CDU-Abgeordnete Florian Lewens, sahen „wichtigere
Dinge, die es zu tun gibt“. Doch zumindest kam man überein, den
Kostenvoranschlag für eine Projektskizze einzuholen.
Zwischen 6000 und 10 000 Euro
bezifferte Enser nun in der Vorwoche gegenüber der KAT die Kalkulationen, die
ihm von drei Planungsbüros genannt wurden. „Es geht preiswerter“, entgegnete
Klocksin, der sich auf bekannte Planer berief. Vor allem aber sollte man die
Laga-Idee „nicht über die Preisstrecke erlegen“. Zudem gehe es primär um die
Aufwertung der Kanalaue, so dass man dieses Vorhaben nicht zwingend an die
Gartenmesse koppeln müsse. Auch sein Kleinmachnower Parlamentskollege betonte
das Potenzial der Kanalaue, deren Aufwertung er sich in Zusammenhang mit einer
Landesgartenschau entlang des Kanals gut vorstellen können und warb dafür,
„diesen Schritt zu tun.“ Tatsächlich verständigte man sich mehrheitlich darauf,
die Laga nicht zu streichen. Doch wer hoffte, der Weg sei damit geebnet, sah
sich getäuscht. Das ursprüngliche Vorhaben, eine Ideenskizze für die Gestaltung
der Uferbereiche zu erarbeiteten, scheiterte am Veto der Stahnsdorfer
KAT-Vertreter. Zwar stimmten auch Teltower gegen den Antrag, auch
Kleinmachnower enthielten sich. Da aber mehr als zwei Drittel der Stahnsdorfer
gegen den Vorschlag stimmten, fiel der Antrag durch. Konkret heißt das: Die
drei Kommunen werden sich nicht an einem Konzept zur Aufwertung der Kanalaue
beteiligen, die als Grenzgebiet während der deutschen Teilung lange
vernachlässigt war.
„Unglücklich“ nannte Stahnsdorfs Bürgermeister den Ausgang der Abstimmung, der,
so sehen es andere, bei tatsächlichem Willen und Überzeugung für mehr
Miteinander vermeidbar gewesen wäre. Beim BUND ist man enttäuscht. „Wir haben
uns mehr erhofft“, so Sprecher Mathias Schmitt-Gallasch. Aufgeben werde man das
Vorhaben keinesfalls. Wenn sich nicht die Kommunen, die der Teltowkanal
verbindet, um deren wertvolle Uferlandschaft kümmern wollen, werde der BUND
andere Förderer suchen. Peter Könnicke