Potsdamer Neueste Nachrichten 06.12.05

 

Noch keine klare Linie für den Seeberg

Planungsbüro feilten weiter an Gestaltungsideen, ernten jedoch Pro und Contra im Bauausschuss

Kleinmachnow - Die überarbeitete Präsentation des Vorentwurfes für einen Bebauungsplan für den Seeberg hat im jüngsten Bauausschuss keine Empfehlung bekommen. Zwar wurden erstmals Überlegungen skizziert, wie das Areal für den Verkehr erschlossen werden könnte, auch neue städtebauliche Aspekte wurden vorgestellt. Doch hatten die Ideen einerseits nicht den Reifegrad, um im Rahmen einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung diskutiert zu werden. Zudem gab es in den Fachgremium zu einigen Ansätzen konträre Positionen, so dass der gesamte Entwurf keine mehrheitliche Zustimmung fand.

Vor allem die neue Platzierung des als „Sondergebiet 2“ bezeichneten Areals wird kontrovers betrachtet. Es handelt sich dabei um eine Fläche von etwa 17 900 Quadratmetern, die ursprünglich für Wohnbebauung gedacht war und inzwischen als bauliche Reserve der Internationalen Schule (BBIS) vorgesehen ist. Zunächst war die Lage des Sondergebietes in einem Waldstück skizziert. Im nun überarbeiteten Entwurf ist es näher an das bestehende Ensemble der einstigen Reichspostbauten und an den Rand des Seebergs direkt vis a vis des Ortszentrums gerückt worden. Die Planer der Berliner Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung (BSM) begründen diesen Ortswechsel mit der räumlichen Nähe, die sich nun für das Sondergebiet zu dem geplanten BBIS–Bildungscampus ergibt, der somit besser als Einheit sichtbar werde. Zudem entstehe durch die neue Lage der Reservefläche ein deutlicher Abstand zum Spandauer Teich, so dass dessen Schutzwert als Biotop mehr betont wird. Die Grünplaner begrüßen es zudem, dass das ursprünglich Bebauung vorgesehene Waldstück verschont bleibt.

Doch es gibt auch erhebliche Bedenken. So moniert der SPD-Abgeordnete Jens Klocksin, dass durch die herangerückte Bebaung der geschlossene Waldstreifen, der heute Ortszentrum und Seeberg trennt, nahezu verschwindet. Das Motiv der städtebaulichen Anlage der Reichspostbauten – nämliche die Einbettung in Topografie und Landschaft des Seebergs - würde zerstört, wenn man die Waldkante reduziert. Ähnlich argumentierte CDU-Vertreter Fred Weigert, der zudem die „Willkürlichkeit des Sondergebietes“ beklagt. Er vermisst Angaben zur Gestaltung und Formgebung des Areals, weil nur dadurch die Verträglichkeit zu bewerten sei. Auch der Architekt Manfred Küssner, der als Sachkundiger für die Grünen im Bauausschuss sitzt, wünscht sich einen städtebaulichen Entwurf für das Sondergebiet.

Konfliktstoff bietet auch die Gestaltung der künftigen Zufahrt zur Hakeburg. Nach PNN-Informationen gibt es derzeit Verhandlungen mit einem Investor, der die Hakeburg als Hotel nutzen will. Nach Ansicht des Verkehrsplaners, der sich in den vergangenen Wochen mit der Erschließung des Seebergs auseinander gesetzt hat, sei das Erreichen der Hakeburg wie bisher über die Karl-Marx-Straße nicht sinnvoll. Denn man müsste über den gesamten Burghof fahren, um zum einzig möglichen Standort für einen Parkplatz zu gelangen. Daher empfiehlt der Planer eine Zufahrt zur Hakeburg über die Straße Am Hochwald durch einen Teil des Landschaftsschutzgebietes auf dem Seeberg. Doch nicht nur Gemeindevertreter halten das für keine gute Idee. Auch bei der Bürgerinitiative Am Hochwald, die schon einmal erfolgreich gegen die Nutzung des Seebergs als Umgehungsstrecke intervenierten, schrillen die Alarmglocken. „Es darf auf keinen Fall eine Zufahrtsregelung getroffen werden, die erneut eine Durchfahrt vom Hochwald zur Karl-Marx-Straße gestattet“, heißt es in einer gestrigen Presseerklärung der Initiative. Dies würde die bisherigen Maßnahmen konterkarieren und wird zum entschiedenen Widerstand der Anwohner führen. Die Widmung einer neuen Straße würde die Straße Am Hochwald von einer Anlieger- zu einer Durchfahrtsstraße mit Busverkehr machen, was weder zulässig noch zumutbar sei.

Für die generelle verkehrliche Erschließung des Seebergs wurden indes drei Varianten vorgestellt. Dabei wurde von dem zuständigen Planungsbüro eine Zufahrt sowohl über die Karl-Marx-Straße wie auch über den Adolf-Grimme-Ring als Vorzugsvariante empfohlen. Die Kombination würde als Ringschluss wirken und die Erschließung des Seebergs äußerst flexibel machen. Aber auch hier ist ein Knackpunkt auszuräumen: Vom Adolf-Grimme-Ring zum Seeberg würde der Verkehr direkt an der katholischen und kommunalen Kindertagesstätte vorbeiführen. Schon heute ist diese Stelle ein Gefahrenherd, obwohl die Zufahrt zum Seeberg als Sackgasse ausgeschildert ist. Ein offizielles Tor zu dem Plateau an dieser Stelle würde das Konfliktpotenzial erhöhen.

Entgegen dem Seeberg-Ausschuss fand sich im Bauausschuss keine Mehrheit, um den vorliegenden Entwurf einer öffentlichen Diskussion zu empfehlen. Gestern Abend hatte der Hauptausschuss über die Ideen der Planer zu befinden. Peter Könnicke