Potsdamer Neueste Nachrichten 03.12.05
Waldörfer
bangen um Zukunft
Schule sieht sich durch Entwicklungen auf dem Seeberg getäuscht
Kleinmachnow - Die Freie Waldorfschule
Kleinmachnow fürchtet um ihre Existenz auf dem Seeberg. Seit die benachbarte
Berlin Brandenburg International School (BBIS) als Alleinkäufer für das
Seeberg-Areal auftritt, „sehen wir uns in den bisherigen Verhandlungen
getäuscht und sind daher äußerst beunruhigt“, schreibt Harro Volkmar,
Geschäftsführer der Waldorfschule, in einem den PNN vorliegenden Brief an
Mitglieder der Gemeindevertretung.
Demnach hat die seit zwölf Jahren auf dem Seeberg angesiedelte Waldorfschule
ein Kaufangebot für das von ihr benötigte Grundstück vorgelegt. Mit der Sireo
GmbH, die für die Telekom als Eigentümerin des Seeberges, die Immobiliengeschäfte
führt, hätten die Waldörfer seit April konkrete Verhandlungen geführt. „Die
Zusage, den Kauf parallel mit dem der BBIS abzuwickeln, war Grundlage der
bisherigen Verhandlungen“ so Volkmar. Seit dem Angebot der BBIS, den Seeberg
nahezu komplett zu erwerben, habe sich die Situation völlig geändert. „Mit
Sireo hat es keine Gespräche mehr gegeben“, sagte Volkmar gegenüber den PNN.
Der Kauf des Grundstücks ist für die Waldorfschule von zentraler Bedeutung, da
nur so die notwendigen Sicherheiten zur Finanzierung der geplanten Schulgebäude
geschaffen werden können. Sie stellen eine finanzielle Basis für ihr
Entwicklungskonzept dar. Volkmar erinnert daran, dass die Schule in allen
bisherigen Konzepten ein Bestandteil des von der Gemeinde favorisierten
Bildungscampus auf dem Seeberg war. „Wir können diese Rolle jedoch nur
erfüllen, wenn uns die notwendige Existenzgrundlage nicht entzogen wird“,
betont Volkmar. Ohne Eigentum gebe es für Waldorfpädagogik in Kleinmachnow
keine Zukunft.
Der Vorschlag an die Adresse der BBIS,
zusammen als Erwerbergemeinschaft aufzutreten, sei abgelehnt worden. Die BBIS
würde ein solches Vorgehen als zu kompliziert bewerten. Umso mehr sorgt man
sich bei der Waldorfschule, überhaupt nicht mehr als Käufer in Frage zu kommen
oder von BBIS bzw. deren Investoren zu Konditionen kaufen zu müssen, die
deutlich über den bislang Verhandeltem liegen. Daher hoffen die Waldörfer, dass
die Gemeinde „die nötige Transparenz“ herstellt und so ein gleichzeitiger
Grundstückskauf noch vor dem 15. Dezember möglich wird. Dann soll in der
Gemeindevertretung über einen Vorentwurf für einen Bebauungsplan (B-Plan)
entschieden werden.
Im Bauausschuss am Donnerstag erfuhr der Vorentwurf jedoch keine mehrheitliche
Empfehlung, sondern einen Patt von vier zu vier Stimmen. „Die im Entwurf
gemachten Aussagen seien nicht belastbar, um in der Bürgerschaft diskutiert zu
werden“, befand Ausschusschef Herbert Franke. Vorgestellt wurden städtebauliche
Neuordnungen geplanter Baufenster, erste Überlegungen zur verkehrlichen Erschließung
sowie grundsätzliche Ideen für die Grünordnungsplanung. Einem Teil der
Ausschussmitglieder erschienen die städtebaulichen Vorschläge vernünftig,
andere hielten sie für unzureichend begründet. Die Ansätze für Verkehrslösungen
sollen präzisiert werden. Am Montag befindet der Hauptausschuss über den
Vorentwurf. pek