Potsdamer Neueste Nachrichten 12.11.05
Wechsel
auf dem Regiestuhl
Trägerverein für Kammerspiele hofft auf erfolgreiche Verkaufsgespräche und
Übernahme der Kulturstätte
Kleinmachnow - Der Trägerverein für die Kleinmachnower
Kammerspiele bereitet sich darauf vor, die Regie für das Kulturhaus zu
übernehmen. Nachdem Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) von den
Gemeindevertretern mit dem Mandat ausgestattet wurde, mit
Kammerspiel-Eigentümer Karl-Heinz Bornemann Verhandlungen über einen Kauf des
denkmalgeschützten Hauses aufzunehmen, fühlt sich der Trägerverein zunehmend in
der Verantwortung. Zwar könne man nicht vollkommen sicher sein, dass die
anvisierten Gespräche „bei allem guten Willen und der Dringlichkeit das
gewünschte Ergebnis haben“, so Gunnar Hille vom Vereinsvorstand. Doch
appelliert er an alle, die in der Vergangenheit ihre Bereitschaft erklärt
haben, das Haus mit Leben zu füllen, „sich ernsthaft auf diesen Fall
vorzubereiten“.
Eigentümer Bornemann gibt sich grundsätzlich gesprächsbereit. „Das war ich
immer“, betonte er gestern gegenüber den PNN. Bornemann versucht seit zwei
Jahren in Eigenregie die Kammerspiele am Überleben zu halten, nachdem die
Gemeinde das langjährige Pachtverhältnis beendete. Die Zeiten sind nicht
einfach, so dass Bornemann einräumt, es bliebe ihm gar nichts weiter übrig, als
gesprächsbereit zu sein. Doch betont er: „Das Ergebnis ist völlig offen.“
Der Trägerverein hat in den vergangenen
anderthalb Jahren Konzeptionen entwickelt und bei der Ortspolitik Klinken geputzt.
In den Fachausschüssen für Kultur und Finanzen wurden die inhaltlichen Pläne
und Vorstellungen für eine Bewirtschaftung der Kammerspiele vorgestellt. Mit
der Aufführung des Theaterstücks „Untergang der Titanic“ Ende Mai gab er zudem
seine künstlerische Visitenkarte ab. Die Bewerbung des Vereins um die
Trägerschaft der Kammerspiele im Falle eines Kaufs durch die Gemeinde hat die
Ortsparlamentarier offenbar soweit überzeugt, um den Bürgermeister nun einen
Handlungsauftrag zu erteilen. Ausgestattet ist Blasig zudem mit einem aktuellen
Verkehrsgutachten für die Immobilie, das Grundlage für konkrete Preisabsprachen
sein soll.
Bornemann indes hat seine Skepsis gegenüber den Trägerverein noch nicht ablegen
können. Für ihn sei die Initiative bislang den Beweis schuldig geblieben, die
Kammerspiele wieder zu alter Blüte führen zu können. So schwer es Bornemann
selbst fällt, das Haus mit einem reichhaltigem Kulturangebot zu füllen, so
vehement verlangt er nach einer Garantie, dass es eine Kulturstätte bleibt. „Was
passiert, wenn der Trägerverein nach einem Jahr merkt, dass er es nicht kann?“,
fragt er. Vom Gehalt der Antwort, die er während der Gespräche mit Blasig
erwartet, mache er seine Einwilligung zum Verkauf abhängig.
Glaubt man Vorstandsmitglied Gunnar Hille, sind Bornemanns Zweifel und Sorgen
unbegründet. „Wir haben Leute in unsere Reihen, die von Kunst und Kultur
wirklich etwas verstehen“, versichert Hille. Mit ihnen zusammen habe man
Inhalte konzipiert, um das Kulturhaus professionell zu beleben und zu
profilieren: Kino für verschiedene Besucherkreise, Ausstellungen, Konzerte,
Theateraufführungen und Gastronomie. Gastspiele, Filmtage, Festivals, eigene
Produktionen, Tagungen und Diskussionen sollen dem Haus neue Inhalte sowie eine
prägende Note geben und über den Ort hinaus wirken. Aus finanzieller Sicht
„schreibt unser Konzept eine schwarze Null“, so Hille, wobei bewusst kleine
Zuschauerzahlen zu Grunde gelegt wurden. Gerechnet werde zudem ohne Zuschüsse
der Gemeinde, lediglich bei der Pacht soll die Kommune mit einer nahezu
symbolischen Größe dem Trägerverein entgegenkommen. Bei der notwendigen
Sanierung sei man auf Mäzene angewiesen, sagt Hille. Baufachleute hätten dem
Haus bescheinigt, dass es im jetzigen Zustand noch fünf Jahre genutzt werden
könne. „Das würde uns die Zeit geben, um in Gang zu kommen“, so Hille.
Erwartungsvoll schaut der Trägerverein nun auf die „Freunde der Kammerspiele“:
Von dem Förderverein mit seinen über 100 Mitgliedern sowie von Kleinmachnower
Künstlern, die sich in der Vergangenheit für einen Erhalt der Traditionsstätte
ausgesprochen haben, wird nun Engagement gefordert. „Jetzt gilt jetzt es zu
beweisen“, so Hille, „dass unsere Bemühungen um den Erhalt der Kammerspiele von
den Kleinmachnowern getragen werden.“ Peter Könnicke
Der Trägerverein lädt am Freitag, 18. November alle ein, die künftig am Erhalt
und an der Wiederbelebung der Kammerspiele mitwirken wollen. Treffpunkt ist um
19 Uhr in den Kammerspielen.