Potsdamer Neueste Nachrichten 11.11.05
StandPUNKTE
Nicht nur junge Menschen brauchen Sport
Die neue Eigenherd-Turnhalle muss auch von Vereinen genutzt werden dürfen
Kleinmachnow - Uns allen sollte bewusst sein, dass der Bau
von Schulen und Sporthallen aus dem Vermögenshaushalt einer Gemeinde und durch
Fördermittel des Landes finanziert wird. Aus diesem Grunde ist ein solches
Vorhaben nicht nur Gegenstand öffentlichen Interesses, sondern wird auch vom
Landesrechnungshof überprüft, ob die Ziele des Gemeinnutzes erreicht werden.
Der Bau und die künftige Nutzung der Eigenherd-Sporthalle erregen seit langem
die Gemüter in Kleinmachnow. Dabei werden von einigen Gemeindevertretern die
privaten Interessen der Anwohner höher bewertet als das öffentliche Interesse
der sportlichen Betätigung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es sollte
doch bei allem Konsens darin bestehen, dass Sporthallen kommunale Einrichtungen
sind, die der Bildung und Erziehung dienen. Und nicht nur junge Menschen
brauchen den Sport und organisieren sich nach der Schulzeit in Vereinen. Und
Vereine nutzen auch Schulsporthallen.
Im Baugesetzbuch ist ausdrücklich
festgeschrieben, dass Schulen in reinen Wohngebieten errichtet werden können.
Damit sind auch Sporthallen und Sportplätze einbezogen. Wenn in Potsdamer
Ministerien Beamte sitzen, die auf dem Schulgelände das Benutzen von
Trillerpfeifen verbieten wollen, so frage ich mich ganz besorgt, ob diese
Einstellung noch mit den Grundsätzen des kommunalen Miteinander vereinbar ist.
Auch andernorts spürt man, dass sich die Behördenmeinung vom Natürlichen
entfernt, wenn z.B. den Hähnen das Krähen oder den Fröschen das Quaken verboten
wird, letzteres auch in Kleinmachnow geschehen. Diese Abkehr vom Ortsüblichen
zugunsten privater Interessen und gegen natürliche Erscheinungen zeigt, dass in
unserer Gesellschaft Kräfte da sind, die nur noch die eigene auf Selbstnutz
orientierte Lebensumwelt zulassen wollen. Einer solchen Egozentrik muss die
Gemeinschaft und hier vor allem müssen die Gemeindevertreter mit aller
Entschlossenheit entgegentreten.
Ein zweites Problem beim Eigenherd-Sporthallenbau ist die leidige Diskussion um
mögliche Verkehrsimmissionen. Dabei ist die Beachtung der Anwohnerbelange
wichtig und notwendig. Aber dies darf nicht dazu führen, dass deren Interessen
vorzugsweise bedient werden. Dazu sind die Investitionen, die die Bürger
Kleinmachnows durch ihre Abgaben finanzieren, zu hoch, als dass diese Forderung
akzeptabel wäre. In dieser Frage haben Schule und Gemeinde in der Vergangenheit
keine klare Position bezogen und sich von angedrohten behördlichen
Beschränkungen einschüchtern lassen. Dabei hätte eine Änderung des
Bebauungsplanes Klarheit schaffen können.
Als Problem wird der Autoverkehr am Abend und an Wochenenden gesehen. Dabei
wird unterstellt, dass keiner auf das Auto verzichtet, wo doch die Sporthalle
bequem zu Fuß oder per Fahrrad zu erreichen ist.
Aber in dieser Frage gehen ja Eltern mit schlechtem Beispiel voran: Einerseits
fordern sie verkehrsberuhigte Zonen und Sicherung der Schulwege, nehmen aber
selbst ihr Auto für kleinste Besorgungen und wissen ihr Fahrrad gar nicht mehr
zu nutzen. Gerade diese Eltern beklagen die Autoflut vor Schulbeginn. Die
Direktoren der Schulen zu diesem Sachverhalt befragt, geben zur Antwort, sie
könnten diese Entwicklung nicht beeinflussen. Lehrer und Erzieher brauchen in
diesem Land mehr Autorität und sollten stärker als Vorbild wirken und sich für
das Gemeinwohl einsetzen.
Jedermann kann bei Elternabenden oder Schulfesten beobachten, dass die
Parkplätze und Anliegerstraßen mit Autos voll gestopft sind, als ob in
Kleinmachnow Rad fahren verboten wäre. Wenn Eltern, Schüler und Sportler das
Fahrrad regelmäßig nutzen würden, bräuchte man sich gar nicht so über
Verkehrslärm zu streiten.
Dr. Axel Mueller ist Abteilungsleiter des Regionalen Sportvereins und
Kreistagsabgeordneter der Grünen