Potsdamer Neueste Nachrichten 25.10.05
Maut für die L40
Nach einem Jahr im Landtag: Sozialdemokrat Jens Klocksin zieht erste Bilanz
und fordert Veränderungen
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Jens Klocksin,
hat ein Umdenken bei künftigen Straßenbauprojekten des Landes angemahnt. „Es
wird nicht mehr leistbar sein, Straßen nach Autobahnstandards auszubauen“, so
der Landespolitiker aus Kleinmachnow wähernd eines Gespräches zu einer Bilanz
des ersten Jahres als Landtagsabgeordneter. Zwar müsse man trotz schmalerer
Budgets auch weiterhin für leistungsfähige Straßen sorgen, aber
überdimensionierte Bauten wie in der Vergangenheit dürfe es nicht mehr geben.
Ein „Beispiel für Maßlosigkeit“ sei der Knoten zwischen B101 und der neuen L40
bei Großbeeren. Das Kreuzungsbauwerk erinnert Klocksin an Verhältnisse wie in
Los Angeles. Mit einer „pragmatischen Lösung“ habe das nichts mehr zu tun. Dass
im weiteren Verlauf des geplanten Ausbaus der L40 auch bei Güterfelde imposante
Bauwerke wie eine aufwändig konstruierte Brücke oder die Neuanordnung des
Güterfelder Ecks vorgesehen sind, stößt seit Jahren auf Kritik. Zuletzt war es
die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein, die eine Reduzierung des
geplanten L40-Ausbaus forderte. Auch Klocksin meint, dass heute die vierspurige
Straße nie mehr so geplant werden würde, wie es vor einigen Jahren geschehen
ist. An einer Umsetzung der Pläne werde das allerdings nichts ändern. Quasi
unaufhaltsam schlängelt sich die vierspurige Magistrale aus Großbeeren über
Güterfelde nach Potsdam. „Man kann die Rädern wechseln, aber nicht die ganze
Achse“, illustriert Klocksin die Möglichkeiten für Korrekturen.
Konkret heißt das: Man hat inzwischen in den Ausbauplänen die Breite der Standspuren
der neuen L40 reduziert. Das spart sieben Millionen Euro. Zufrieden schaut Klocksin
mit diesem Ergebnis im Bemühen um angemessene Standards bei Landesstraßen nicht
aus, doch es ist das „Optimum, was rauszuholen war.“. Schon jetzt fordert der
Verkehrspolitiker, die L40 nach Fertigstellung ins Mautsystem aufzunehmen. Ohne
eine solche Maßnahme würde die Straße zur stark frequentierten Abkürzung für
den Schwerlastverkehr werden.
Als verkehrspolitischer Sprecher gehört Klocksin zum Mitinitiator für einen
gemeinsamen Antrag von CDU- und SPD-Fraktion, wonach die Landesregierung
Finanzierungsmöglichkeiten für den Wiederaufbau der Stammbahn prüfen soll. „Wir
müssen den Personennahverkehr auf Schienen dahin bringen, wo die Menschen
wohnen“, so Klocksin. Daher spricht sich der verkehrspolitische Vordenker der
SPD-Landtagsfraktion auch für eine Verlängerung der S-Bahn von Teltow nach
Stahnsdorf aus. „Mit jedem weiteren Meter wird die S-Bahn attraktiver.“ Als
nächster Schritt müsse die Erweiterung der Linie bis ins Stahnsdorfer
Gewerbegebiet erfolgen. Letzteres habe „erhebliches Potenzial“ und werde an
Bedeutung für die Region gewinnen.
Klocksins Bilanz für das erste Jahr der Großen Koalition in Brandenburg fällt
durchaus kritisch aus. Während Ministerpräsident Matthias Platzeck und
Vize-Premier Jörg Schönbohm vor wenigen Tagen die Große Koalition als Erfolg
bezeichneten, müsse sie für Klocksin erst beweisen, dass sie handlungsfähig
ist. „Der Leistungsnachweis über ihre Tauglichkeit ist noch nicht erbracht.“
Das erste Jahr sei wesentlich durch die Bundespolitik und den
Bundestagswahlkampf geprägt worden, was die Arbeitsfähigkeit der Großen
Koalition gehemmt habe.
Als „Herausforderung“ hatte Klocksin vor Jahresfrist den Umgang mit den
Abgeordneten der DVU im Brandenburger Landtag bezeichnet. Nach einem Jahr sagt
der Sozialdemokrat, dass er die Wähler der DVU nicht verloren gebe, aber „mit
den Funktionären dieser Partei führe ich kein Werbegespräch über Demokratie“.
Die DVU-Abgeordneten im Landtag offenbarten ein „undemokratisches und asoziales
Weltbild.“ Am 11. November will Klocksin in Halbe mit „vielen Sozial- und
Christdemokraten deutlich machen, dass das Gedenken an deutsche Soldaten kein
Privileg der Nazis ist“.