Potsdamer Neueste Nachrichten 29.09.05
Verzicht auf Seeberg-Wettbewerb
ist "Zurück zur Stunde Null"
CDU-Gemeindevertreter Weigert fürchtet, dass städtebauliche Funktion des
Seebergs verkannt wird / Internationale Schule nun mit offizieller Kaufabsicht
Kleinmachnow - Nach der im jüngsten Seeberg-Ausschuss offiziell verkündeten
Absicht der Berlin Brandenburg International School (BBIS), das gesamte
Seeberg-Areal außer der Hakeburg zu erwerben, ist eines vom Tisch: der geplante
Architekturwettbewerb für das Gebiet oberhalb des Machnower Sees.
Noch im Juni hatten sich Kleinmachnows Gemeindevertreter darauf verständigt, ausgwählte
Architekturbüros zu einem Realisierungswettbewerb einzuladen, um maßgebliche
Impulse für die Gestaltung des beabsichtigten Bildungscampus zu erhalten. Die
Ergebnisse des Expertenwettstreits sollten sich in einen Bebauungsplan (B-Plan)
wiederfinden, dessen Aufstellung das Ortsparlament gleichfalls im Juni
beschlossen hatte.
Sowohl die BBIS als auch die Telekom AG
als Eigentümerin des Seeberges hatten offen gelassen, ob sie sich an den
Wettbewerbskosten in Höhe von 60000 Euro beteiligen. Diese Option gibt es unter
den neuen Bedingungen nicht mehr. Doch der wesentliche Aspekt, weshalb dem
Seeberg-Ausschuss ein städtebaulicher Wettbewerb nicht mehr sinnvoll erschien,
war ein anderer: Das BBIS-Gelände sollte überhaupt nicht Bestandteil des
Wettbewerbes sein. Wenn die Internationale Schule nun den gesamten Seeberg
kaufe, gebe es kaum Gestaltungsmasse für einen Architekturwettstreit. Daher hat
der Seeberg-Ausschuss empfohlen, unter den geänderten Vorzeichen auf einen
städtebaulichen Wettbewerb zu verzichten. Stattdessen soll das B-Planverfahren
„straks durchgesetzt“ werden, wie Bürgermeister Wolfgang Blasig am Montag im
Hauptausschuss bemerkte.
Ganz anderer Meinung ist CDU-Gemeindevertreter Fred Weigert. Der Architekt hat
bereits vor drei Jahren ein Städtebau-Symposium für den Seeberg angeregt und
hält nach wie vor die Draufsicht externer Fachleute für nötig. Viele Jahre
wurde die Entwicklung des Seeberges aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung
und seine sensiblen Landschaftsbereiche zurecht herausgehoben, so dass
finanzielle Verwertungsansprüche, monströse Bebauungsabsichten und
Zersiedlungspläne im heftigen Widerspruch mit dem Charakter und der
städtebaulichen Funktion des Seeberges standen. Die zahlreichen Konflikte nun
mit einem einfachen B-Plan-Verfahren zu lösen, sieht Weigert äußerst skeptisch.
„Die Gefahr besteht, dass die Zusammenhänge und die unterschiedlichen
Konfliktpotenziale nicht ausreichend berücksichtigt werden.“ Zwar habe sich der
Seeberg-Ausschuss intensiv mit der Frage der potenziellen Nutzer beschäftigt,
Antworten zur städtebaulichen Einordnung des Areals sei er allerdings schuldig
geblieben, bemängelt Weigert. Es gebe nach wie vor keine Aussage, wie und in welchen
Umfang der Seeberg künftig allgemein zugänglich sei, wie die sich aufdrängende
Verbindung zum Ortszentrum gestaltet werde, wie der Zugang zum Machnower See
aussähe, wie und wo öffentliche Kultur auf dem Plateau stattfinden könne, wie
die Verkehrsproblematik gelöst werde und wie man dem Landschaftsschutz gerecht
werde.
Aus städtebaulicher Sicht habe der zeitweilige Ausschuss „sein Thema verfehlt“
resümiert Weigert. Ein Wettbewerb hätte einen hilfereichen Fingerzeig geben
können, „nun beginnt man wieder bei der Stunde Null“.
Weigert steht mit seiner Skepsis nicht allein. Auch UBK/WIR-Gemeindevertreter
Hubert Faensen zweifelt, dass die komplexe Materie innerhalb der anderthalbjährigen
Frist, die man sich im Bauamt für das finale Erstellen des B-Plan gesetzt hat,
ausreichend berücksichtigt wird. „Ich sehe die Gefahr, dass man wichtige Dinge
vergisst“, so Faensen. Derzeit sehe er dicke Fragezeichen hinter der Zukunft
der Hakeburg und dem für Wohnbebauung ausgewiesenen Sondergebiet. Für Faensen
ist völlig unklar, welche Prämissen die BBIS für dieses Teilareal setzt. Auch
den Flächenanspruch der Waldorf-Schule am Fuße des Seebergs sieht er als zu
groß an. „Sollte man nicht alternativ zum B-Plan-Verfahren nicht doch einen
Wettbewerb durchführen?“, fragte angesichts dieser Herausforderungen
CDU-Gemeindevertreter Guido Beermann. Denn die Idee, sich externen
Sachverstandes zu bedienen, erscheint nach wie vor vernünftig. Bürgermeister
Blasig blieb jedoch überzeugt, „dass bei den neuen Rahmenbedingungen ein Wettbewerb
nicht zum gewünschten Ergebnis führen würde“. Gleichwohl werde sich das Bauamt
während des B-Plan-Verfahrens von austehenden Fachleuten beraten lassen. Die
dafür notwendigen Kosten könnten aus dem Budget kommen, das für den
Architekturwettstreit vorgesehen war. Zunächst müsste man sich daher von der
Wettbewerbsidee verabschieden. Der Hauptausschuss hat das mehrheitlich getan.