Potsdamer Neueste Nachrichten 26.09.05
Erntedank-Gottesdienst in der
Kantine
Für die wachsende Kirchengemeinde ist es in Kleinmachnows Gotteshäusern zu
eng geworden
Kleinmachnow – Kein Glockengeläut vom hohen Turm rief die Gemeindemitglieder
der Auferstehungskirche Kleinmachnow gestern Vormittag zum Gottesdienst. Dafür
wiesen farbige Bänder den Weg zum Saal in dem gestern erstmals eine
Kirchenfeier stattfand. „Kasino“ steht auf einem Schild, das neben dem
Treppenabsatz hängt und darunter sind noch die Öffnungszeiten zu lesen. Doch es
ist schon einige Jahre her seit am Schwarzen Weg die Mitarbeiter der
Siemens-Werke zu Mittag aßen. Vor der Wende war hier der Stammsitz des Geräte-
und Reglerwerkes.
Der quadratische Raum hieß damals Mehrzwecksaal. Ein Begriff, der seinerzeit
die Nutzung als Kantine, Veranstaltungssaal und Versammlungsort mit einschloss.
Doch die Erbauer hätten es sich wohl nicht träumen lassen, dass hier einmal
christliche Choräle erklingen und eine Etage tiefer ein Kindergottesdienst
abgehalten würde. Das Sakrale fehle dem Raum schon, räumte auch Pfarrer Dieter
Langhein nach der Andacht ein, trotzdem sei diese Notlösung besser als andere,
denn hier sei vor allem Platz vorhanden. Und den braucht die evangelische
Kirchengemeinde dringend seit sich deren Mitgliederzahl in den letzten sieben
Jahren verdoppelte und heute über 5000 zählt. Das ist fast ein Drittel der
Einwohner von Kleinmachnow und der Pfarrer ist optimistisch, dass es einmal
7000 Gemeindemitglieder geben wird.
Hoffte die Kirchengemeinde anfangs noch
auf einen eigenen Bau auf dem Gelände der Auferstehungskirche im Jägerstieg, so
sind diese Pläne seit einem Jahr vom Tisch. „Denn wir wollen nicht in ein
geschütztes Gebiet wie den Bannwald hineinbauen“, betont Diakon Martin
Bindemann. Aber auch finanziell kann sich die Gemeinde ein solches Projekt
vorerst nicht leisten. Längst nicht mehr ausreichend ist auch die Kapazität der
Dorfkirche, die zudem nur von Mai bis September genutzt werden kann. Denn Orgel
und Kunstgegenstände würden durch die Heizung zu stark geschädigt. Froh sei man
deshalb über den Vertrag für das Siemens-Gelände, der die Option beinhalte, um
jeweils ein Jahr verlängern zu können, erklärt Diakon Bindemannn. Denn nun sind
auch größere Veranstaltungen möglich, deren Kapazität über die der Kammerspiele
und des Theatersaales vom Wohnstift Augustinum hinausgingen. Auch wenn das
Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zur Evangelischen Grundschule keine
Dauerlösung darstelle, sei es doch mit rund 700 Plätzen vorerst eine gute
Lösung, freute sich Pfarrer Langhein über den großen Andrang zum gestrigen
Erntedank-Gottesdienst, an dem über 400 Gäste teilnahmen.
Schon eine halbe Stunde zuvor wimmelte es in Fluren, auf Treppen und auffallend
war, dass besonders junge Familien mit Kindern gekommen waren. Dicht umdrängt
waren in den Pausen die Stände der Rumänien-Hilfe, des Brasilienprojektes und
der Eine-Welt-Stand. Im Halbkreis waren Stühle und Bänke aufgestellt und
gegenüber vor dem Altar standen Körbe mit Früchten. Neben Kerzen hatte Pfarrer
Langhein auch ein paar vertraute Gegenstände aus der Kirche am Jägerstieg
mitgebracht, zu denen drei Holzplastiken des Kleinmachnower Bildhauers Hermann
Lohrisch gehörten. K. Graulich