Potsdamer Neueste Nachrichten 20.09.05
Auf Opposition eingestellt
Die Bündnisgrüne Cornelia Behm aus Kleinmachnow zog erneut in den Bundestag:
"Statt Machtteilhabe eigenes Profil schärfen."
Kleinmachnow - „Wir sind auf Opposition eingestellt“, sagt Cornelia Behm. Die
Spitzenkandidatin der märkischen Bündnisgrünen aus Kleinmachnow wird erneut als
einzige Grüne des Landes in den Bundestag ziehen. Seit drei Jahren macht sie
dort Politik – einen Wechsel auf die Oppositionsbank würde sie gar nicht so
schlecht finden: „Wir würden wieder ein klares Profil gewinnen.“
Behm gibt sich keine Mühe zu verhehlen, dass die rot-grüne Regierungsperiode
eine Zeit der Kompromisse für ihre Partei und die Bundestagsfraktion war.
„Schröder fehlen die Visionen“, so ihr ungeschminktes Urteil. „Mal ist er
Kanzler der Bosse, mal auf Schmusekurs mit den Gewerkschaften.“ Würde der
Kanzler so handeln, wie er in der letzten Sitzung des Bundestages gesprochen
hat, hätte es kaum eine Diskussion um Vertrauen und Misstrauen gegeben.
Völlig freimachen von Gedankenspielen
über mögliche Koalitionen kann sich Cornelia Behm in diesen Stunden jedoch
nicht. „Schwarz-gelb-grün schließe ich aus“, sagt sie. Eine Ampel nennt sie
interessant, auch wenn es derzeit mit der FDP eine geringe Schnittmenge gebe
und „uns vieles von einander trennt“. Es gebe Leute bei der FDP, mit denen
könne man reden, doch bei er der gegenwärtigen personellen Konstitution der
Liberalen sei ein rot-grün-gelbes Regierungsbündnis nicht zu machen. Es wäre
nicht wirklich eine Chance, das Begonnene der vergangenen drei Jahre
fortzusetzen, „wir müssten zu viele Kompromisse machen“, fürchtet Behm.
Kandidierte Behm vor drei Jahren noch in ihrem Heimatwahlkreis, wo sie mit 5,1
Prozent das beste Ergebnis aller bündnisgrünen Direktkandidaten in Brandenburg
und in Kleinmachnow sogar ein zweistelliges Ergebnis erzielte, bewarb sie sich
diesmal im Cottbus-Spree-Neiße-Wahlkreis. Zentrales Thema ihres Wahlkampfes war
die ökologische Modernisierung der Wirtschaft, vor allem als Faktor zur
Schaffung neuer Jobs in der Region. Behm wollte Unternehmen besuchen, die von
den unter Rot-Grün verabschiedeten Gesetzen profitiert und bereits zahlreiche
zukunftsfähige Arbeitsplätze begründet haben. Das Wahlergebnis dürfte
ernüchtern: Behm kam auf 2,8 Prozent.
Behm sah in den Neuwahlen die Chance, „unserer bündnisgrünen Politik auf der
Bundesebene mehr Nachdruck zu verleihen“. Nach dem Patt vom Sonntag sieht sie
sich eher als kritische Widersacherin denn als Gestalterin, der die Hände
gebunden sind. P. Könnicke