Potsdamer Neueste Nachrichten 19.09.05
SPD freut sich über deutlichen Abstand zur Linkspartei /
Grüne und FDP halten nichts von Ampeln
Potsdam-Mittelmark - „Das ist natürlich nicht das, was wir uns erhofft haben“,
ärgerte sich die mittelmärkische CDU-Kreischefin und Landtagsabgeordnete Saskia
Funck gestern nach Bekanntgabe der ersten verlässlichen Hochrechnungen auf
Bundesebene. Dabei sparte sie nicht mit Kritik am großen Konkurrenten. „Ich
finde es schlimm, wie die Sozialdemokraten in den vergangenen Tagen mit den
Ängsten der Menschen gespielt haben, ohne ernsthaften Reformwillen zu zeigen“,
sagte Funck den PNN. Insofern sehe sie Koalitionsverhandlungen mit der SPD
durchaus skeptisch entgegen. „Andere Optionen sollte man zum jetzigen Zeitpunkt
nicht ausschließen“, so Funck. „Die Wähler hatten offenbar Angst vor dem
Wechsel“, lautete die erste Analyse des Kleinmachnower CDU-Ortsvorsitzenden
Maximilian Tauscher auf der Wahlkampfparty im Rathaus seines Heimatortes. Das
Landesergebnis seiner Partei entspreche den Prognosen und habe ihn deshalb
nicht sonderlich überrascht.
Wesentlich zufriedener zeigte sich die SPD-Kreischefin und Landtagsabgeordnete
Susanne Melior. „Wir sind vor allem total glücklich, dass wir Schwarz-Gelb verhindert
haben und sich unser Wahlkampfeinsatz bis zum letzten Tag gelohnt hat“, sagte
sie. „Wenn Gerhard Schröder Kanzler bleibt – etwas besseres können wir uns
nicht vorstellen.“ Auf regionaler Ebene geht Meliors Blick in die andere
Richtung. „Wir haben die Linkspartei deutlich überholt, was lange nicht so
aussah, und wir haben Rolf Kutzmutz in die Schranken verwiesen“, erklärte Melior
angesichts eines Trends für den Wahlkreis 61, der gegen 20.30 Uhr die SPD mit
etwa 38 Prozent vor den Linken mit etwa 26 Prozent sah.
Gelöste Stimmung war bei der
Bundestagskandidatin der Grünen, Cornelia Behm aus Kleinmachnow, angesagt:
„Dass wir bundesweit unser Ergebnis von 2002 nahezu gehalten haben, stimmt mich
durchaus froh. Ich denke wir werden auch in der Opposition eine gute Figur
machen. Andere Spekulationen wie zum Beispiel Schwarz-Gelb-Grün halte ich für
unrealistisch.“ Das sieht auch der Grünen-Kreisvorsitzende Martin Köhler so.
„Für ein solches Modell liegen unsere Programme zu weit auseinander, das
könnten wir unseren Wählern nicht vermitteln“, sagte er. Ein besseres Ergebnis
für seine Partei habe er sich „ehrlicherweise nicht erhofft“. „Der eigentliche
Erfolg ist, dass wir mit Schwarz-Gelb das schlimmste Übel verhindert haben“, so
Köhler.
„Das Wichtigste ist, dass wir wieder als starke Fraktion in den Bundestag
einziehen“, erklärte der Werderaner Kreistagsabgeordnete der Linkspartei, Peter
Hinze. Dass Andrea Wicklein im Wahlkreis 61 wieder die Nase vorn hat, sei ihm
allerdings ein großes Rätsel. „Rolf Kutzmutz hat im Wahlkampf eigentlich
überall gepunktet“, so Hintze.
FDP-Kreischef Hans-Peter Goetz sieht seine Partei jetzt ganz klar in der Rolle
des Oppositionsführers. „Alle anderen Modelle funktionieren nicht“, sagte er.
Das Ergebnis der FDP sei hervorragend. „Schade, dass es nicht zur
Regierungsbeteiligung reicht.“ Hagen Ludwig