Potsdamer Neueste Nachrichten 03.09.05
Der Verkehr zum Sportforum und Freibad in den
Kiebitzbergen ist seit Jahren ein Problem. Jetzt will man es lösen.
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - Die Kiebitzberge sind noch ein Stück Kleinmachnower
Vergangenheit. Der Name soll schon zu Herrschaftszeiten des Hake-Adels als
Flurbezeichnung gedient haben und der Baumbestand in dieser Gegend erinnert an
die grüne Waldgemeinde, die Kleinmachnow einmal war. Wie andere unberührte
Bereiche war auch dieser Grünzug in den 90er Jahren nicht frei von dem
Begehren, mit Villen bebaut zu werden, eine Straße sollte direkt durch den Wald
zu den Sportanlagen in den Kiebitzbergen führen. Alt-Vordere der
Gemeindepolitik, wie der Bündnisgrüne Gerhard Casperson, hielten erfolgreich
ihre Hände über das Landschaftsschutzgebiet.
Unter dem Titel „Bebauungsplan
Kiebitzberge“ gibt es inzwischen erneut das Bemühen, eine Grundlage für
Veränderungen in dem Gebiet zu schaffen. Doch geht es nicht darum, Häuser zu
bauen, wo heute Bäume stehen, sondern Fehler und Versäumnisse bei
vorangegangenen Entwicklungen zu korrigieren. Schon der Bau Schwimmbads in den
70er Jahren hatte bei all seinem Charme den Mangel einer fehlenden
Baugenehmigung. So wurden Auflagen, die bei einem Vorhaben in einem reinen
Wohngebiet notwendig sind, nicht beachtet. Vor allem aber das Sportforum, für
das einen keinen Bebauungsplan (B-Plan) gab, potenzierte das Problem:
Zunehmender Verkehr begann die Anwohner zu nerven. Auch die Regelung, dass
durch die Straßen des Gebietes nur in einer Richtung gefahren werden darf und verkehrsberuhigende
Maßnahmen wie „Berliner Kissen“, lösten das Problem nicht. Der Unmut gipfelte
in einer Klage vor dem Verwaltungsgericht. Bei einem Ortstermin mit Richter,
Landkreis, Gemeinde und Kläger, bei dem das Fehlen der Baugenehmigung erörtert
wurde, ist vor wenigen Tagen ein Vergleich vorgeschlagen worden.
Doch auch in den Reihen der Gemeindepolitik ist man aktiv geworden. Vor gut
zwei Jahren beschlossen sie, dass für das Gebiet ein B-Plan erstellt wird, der
alle Notwendigkeiten wie die Straßenführung zu den Sportstätten verbindlich
regelt. Zudem wird innerhalb eines solches Planungsprozesses die Anwohnerschaft
beteiligt, die ihre Anregungen und Bedenken vortragen kann. Und, ein nicht
unwesentliches Kalkül: Mit festgeschriebenen Nutzungsmodalitäten für das
Freibadgelände soll eine sichere Rechtsgrundlage geschaffen werden, auf die die
Kommunen Stahnsdorf und Teltow wert legen, wenn sie zusammen mit Kleinmachnow
eine gemeinsame Betreibergesellschaft für das Schwimmbad gründen sollen.
Der nun im August vom Bauamt präsentierte Entwurf des B-Plan erschien den
Gemeindevertretern im Bau- und auch Verkehrsausschuss noch nicht als der große
Wurf. Er belässt den Parkplatz für das Sportforum dort,wo er jetzt ist. Die skizzierten
Zufahrten – südlich des nh-Hotels oder nördlich der Astron-Wohnsiedlung – lösen
das Lärmproblem nicht, sondern verlagern es nur. „Der Plan würde auf die
gleiche Ablehnung stoßen wie der jetzige Zustand“, meint CDU-Experte Fred
Weigert. Peter Weiß von den „Bürgern für gute Lebensqualität in Kleinmachnow“
(BIK) bestätigt: „Der Konflikt mit den Anwohnern bleibt.“ Mehr noch, neues
Streitpotenzial würde wohl dazu kommen: Denn in dem Entwurf sind auf dem
Freibadgelände 4000 Quadratmeter Gewerbe- und davon 400 Quadratmeter
Verkaufsfläche vorgesehen. Unmissverständlich die Reaktion aus der
Anwohnerschaft: „Das ist ein unverträgliches Maß für ein reines Wohngebiet.“ BIK-Aktivist
Weiß sieht „reichlich Klagepotenzial“, würde der B-Planentwurf umgesetzt.
Im Rathaus hat man die klaren Signal schnell verstanden: Das Bauamt zog das
Papier zurück. Es soll weiter nachgedacht werden. „Am besten“, so schlägt der
CDU-Abgeordnete Weigert vor, „macht man ein Architektensymposium.“ Das Ergebnis
einer solchen Expertenrunde ließe sich ernsthaft diskutieren.
Auf der Suche nach einem Ausweg hat man sich auch bei der BIK Gedanken gemacht.
Unter dem Titel „Kiebitzpark“ wird für eine intensivere Nutzung des gesamten
Areals für Freizeit und Naherholung plädiert. Minigolf, Bolzplatz, Skateranlagen,
Kletterwände, Wanderwege entlang der Kanalaue finden sich unter den Ideen. Das
Verkehrsproblem würde die BIK lösen, indem nahe der Ramrathbrücke, wo sich
heute bereits ein Parkplatz befindet, ein mehrgeschossiges Parkdeck gebaut
würde. Zwar müssten denn die Besucher des Sportforums 500 Meter laufen. „Aber
jemanden, der Sport machen will, kann man das zumuten“, befindet Weiß. Die
Straßen des Viertels würden lediglich für Anwohner, Behinderte und Lieferanten
ausgewiesen.
Bauausschuss-Mitglied Weigert pflichtet bei, dass der Zuschnitt des
B-Plangebiets größer ausfallen muss als bisher und die Grünareale der
Kiebitzberge aufgewertet und einbezogen werden müssten. Dass Weigert dafür eine
„behutsame Handschrift“ anmahnt, haben Vergangenheit und Zukunft gemein.