Potsdamer Neueste Nachrichten 31.08.05
Aldi als Nachfolger unerwünscht
Raiffeisen will in Kleinmachnow ein Grundstück an einen Supermarkt-Investor
verkaufen
Kleinmachnow - Die Straßen haben beschauliche Namen: Iltisfang, Auf der Drift,
Auf der Breite. Doch seit Wochen ist es unruhig unter der Anwohnerschaft, sie
treibt die Sorge, in ihrem Wohngebiet könnte ein Aldi-Markt mit all den
üblichen Begleiterscheinungen wie Lieferverkehr und Kundenströme entstehen.
Martin Hackmann, der in der Gegend neu zu Hause ist, hat sich in der jüngsten
Einwohnerfragestunde vor dem Ortsparlament schon mal vorsorglich als
„Betroffener“ vorgestellt.
Die Sorge hat einen Grund: Bislang gibt es an der Karl-Marx-Straße einen
Raiffeisen-Markt. Das Geschäft läuft bescheiden, so dass die Genossenschaft den
Markt aufgibt. Schon vor Jahren hat die Raiffeisen e.G. für das Grundstück, auf
dem sich der Markt befindet, bei der Gemeinde den Antrag gestellt, Grund und
Boden zum freien Verkehrswert zu kaufen. Nach Rechtslage – die sich in diesem
Fall mit dem komplizierten Namen „Sachenrechtsbereinigungsgesetz“ definiert –
ist die Gemeinde zum Verkauf verpflichtet. „Das können wir nicht verhindern“,
so Gemeindevertreter Klaus-Jürgen Warnick, der den Finanzausschuss leitet. Nun
plant die Raiffeisen-Genossenschaft allerdings den sofortigen Weiterverkauf des
Grundstücks – an die BSW Planbau GmbH, dem Projektentwickler für Aldi. Auch
dagegen hat die Gemeinde keine Handhabe: „Wir können nicht verhindern, dass das
Grundstück weiter veräußert wird“, so Warnick.
Im Gemeindeamt ist seit vergangenen
November bekannt, dass die BSW Planbau einen Supermarktes errichten will.
Gespräche zwischen Genossenschaft und Gemeinde über eine alternative Nutzung
des Grundstücks hat es nicht gegeben. Dennoch sehen die Ortspolitiker keinen
Grund für die Sorge, dass an der Karl-Marx-Straße ein Aldi-Supermarkt entsteht,
den auch die meisten der Gemeindevertreter nicht wollen. Da das
Raiffeisen-Grundstück an ein reines Wohngebiet grenzt, müsste es für die
Ansiedlung eines Discounters ein Bauleitverfahren geben. Dafür regt sich im
Gemeindeparlament jedoch kaum ein Finger. „Es ist keine Mehrheit für
großflächigen Einzelhandel an dieser Stelle erkennbar“, versichert
CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt der argwöhnischen Anwohnerschaft. Die
örtliche SPD sprach sich im Juni wegen „erheblicher städtebaulicher,
verkehrspolitischer und baurechtlicher Bedenken“ gegen die Ansiedlung eines
Lebensmittelmarktes in der Karl-Marx-Straße aus. Wenn es Interessenten gebe, solle
man sie dort ansiedeln, wo sich auch die entsprechende Infrastruktur u.a. mit
Parkplätzen entwickelt hat – wie im Ortszentrum.
Inzwischen hat die Gemeindevertretung die Aufstellung eines Bebauungsplanes für
den Siedlungsbereich an der Karl-Marx-Straße beschlossen. Darin soll
festgelegt, welche Vorhaben und Entwicklungen in dem Gebiet in Zukunft zulässig
und gewollt sind. Bis das Planwerk fertig und verabschiedet ist, unterliegt der
Bereich einer Veränderungssperre. „Wir haben alles in der Hand“, sagt der
PDS-Abgeordnete Warnick. Bürgermeister Wolfgang Blasig beruhigt: „Der Investor
hat alle Aktivitäten für dieses Grundstück eingestellt.“ Peter Könnicke