Potsdamer Neueste Nachrichten 11.08.05
"Der Beton war härter als
erwartet"
Kleinmachnow braucht für Schulneubau und Rechtsberatungen wesentlich mehr
Geld als geplant
Kleinmachnow - Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) war bereit, „klaglos eine
Rüge“ zu empfangen. Im Hauptausschuss musste er am Montag verkünden, dass die
Kosten für die dritte kommunale Grundschule auf dem Seeberg bei weitem das
überstiegen haben, was im Gemeindeetat eingeplant war: 200000 Euro Mehrkosten
sind zu zahlen. Die Arbeiten sind erledigt, die Rechnungen gestellt und die
Zahlungen fällig. Der Bürgermeister musste das Gremium bitten, eine
überplanmäßig Ausgabe abzusegnen. Blasig hob die Hände: „Ich bin mir des
Dilemmas bewusst.“
Dem streng auf Rechtmäßigkeit und Korrektheit achtenden CDU-Fraktionschef
Ludwig Burkardt war indes nicht danach zu tadeln, sondern aufzuklären, wie es
zu der Fehlkalkulation kommen konnte und warum die Haushaltswächter im Rathaus
nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen haben.
Grundlage für den ursprünglichen
Etatansatz von 800000 Euro, die in diesem Jahr für den Umbau des Hauses V zur
Schule veranschlagt waren, sind Informationen des Architekturbüros, das in den
benachbarten Häusern für die Internationale Schule tätig war. „Die Bauaktivitäten
basierten auf Kostenschätzungen, die nicht haltbar waren“, so Blasig. Denn
offenbar war der Aufwand für Abrissarbeiten im Haus V weitaus höher als in den
Nachbarhäusern, obwohl die gleiche Bausubstanz vermutet wurde. „Der
Betonfußboden war wesentlich härter als erwartet“, so Klaus Rath vom
Kleinmachnower Bauamt, so dass die Arbeiten mit wesentlich größerem Zeit- und
Personalaufwand verrichtet werden mussten. „Viel Sachkenntnis über die
tatsächliche Bausubstanz haben die Architekten offenbar nicht erworben“, machte
PRO-Gemeindevertreter Matthias Kleemann aus seiner Schuldzuweisung keinen Hehl.
Bürgermeister Blasig will sich und die erforderlich gewordene
Nachzahlungspraxis nicht hinter Architektenleistungen verstecken. Doch will er
die im Hauptausschuss offenkundig gewordene Frage, ob den involvierten
Ingenieurbüros mangelnde Recherchen vor Ort anzulasten sind, beantworten, bevor
in der kommenden Woche die Gemeindevertretung endgültig über die überplanmäßige
Ausgabe abstimmen.
Auch wenn es im Fall des Schulneubaus plausible Gründe für das Bereitstellen
zusätzlicher Finanzen gibt, findet es CDU-Fraktionschef Burkardt „strapaziös“,
über ungeplante Ausgaben zu befinden, für die bereits Rechnungen gestellt sind.
Denn auch für Anwaltskosten und Gutachten sind Kosten fällig geworden, obwohl
das beschlossene Budget von 32000 Euro bereits aufgebraucht ist. Dass dennoch
Aufträge erteilt worden sind, wird von Burkardt moniert: „Das ist
haushaltsrechtlich problematisch.“ Für den PDS-Fraktionschef Klaus-Jürgen
Warnick ist das Problem jedoch von der Gemeindevertretung hausgemacht. Die
Mehrkosten würden aus dem Anspruch vieler Abgeordneter nach externem
Sachverstand und Expertisen resultieren. „Wenn ich das eine will, muss ich das
andere in Kauf nehmen“, so Warnick. Dennoch, so hielt Burkardt entgegen, könne
die Verwaltung nur Aufträge auslösen, wenn dafür Geld vorhanden ist oder
nachdem überplanmäßige Ausgaben beschlossen worden sind.
Vor allem die intensiven Verhandlungen mit der Telekom zum Seeberg, bei der
sich die Gemeinde einer Rechtsanwaltskanzlei bedient, verursachen ein
aufwändiges Honorar – allein hierfür werden zusätzliche 40000 Euro erwartet.
„Bei der Aufstellung des Etats waren die Komplexität und die Schwierigkeiten
bei den Seeberg-Verhandlungen nicht absehbar“, räumte Blasig ein. Peter
Könnicke