Kleinmachnower Forschungsprojekt: Bienen mit Minisendern
sollen Risiken der Gentechnik aufdecken
Kleinmachnow - Für viele Menschen sind Bienen einfach nur kleine, haarige
Insekten, die in den Sommermonaten so manchen Gast beim Grillen erschrecken.
Dagegen schätzen sie Forscher der Biologischen Bundesanstalt für Land- und
Forstwirtschaft in Kleinmachnow als wichtiges Forschungsobjekt. Sie wollen
Bienen mit Minisendern ausstatten, um mehr über das Sammelverhalten der Honigproduzenten
zu erfahren.
„Wir wollen untersuchen, ob Bienen Maispollen auf andere Felder tragen“, sagt
der 43-jährige Projektleiter Stefan Kühne. „Dadurch könnten genveränderte
Substanzen auf ökologisch angebaute Pflanzen übertragen werden und so möglicherweise
die Verbraucher gefährden.“
Die Idee hinter dem Projekt ist
einfach: Bei ihren Flügen über Wiesen und Felder sammeln Bienen Pflanzenpollen
und transportieren diese zu anderen Pflanzen in der Umgebung, die wie der Mais
im Magen von Menschen landen. „Das kann problematisch werden, wenn die Pollen
des ersten Feldes von genveränderten Pflanzen stammen“, erklärt Kühne.
Denn wenn die Bienen anschließend zu dem Feld eines Ökobauern fliegen, könnten
sich diese Pflanzen durch den Einfluss der fremden Pollen ebenfalls genetisch
verändern. Außerdem wäre denkbar, dass durch den Pollentransport Gifte wie
Unkrautvernichtungsmittel in die Nahrungskette gelangen und die Verbraucher
gefährden. Kühne: „Deswegen wollen wir klären, wie weit die Bienen die
Maispollen mit sich tragen.“
Für diese Forschungen wurden auf dem Gelände der Biologischen Bundesanstalt
(BBA) Ende Mai drei Bienenvölker angesiedelt. Sie sollen dem fünfköpfigen
Forscherteam um Kühne Aufschluss über ihr Sammel- und Flugverhalten geben.
Dafür ist eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Freien Universität
Berlin geplant. Sie wollen einige der insgesamt 90000 Bienen mit Minisendern
ausstatten, um ihr Verhalten genauer beobachten zu können.
Ähnliche Versuche unternahm Kühne mit finanzieller Unterstützung des
Bundesforschungsministerium bereits bei der BBA im mittelmärkischen Dahnsdorf.
Dabei lag sein Hauptaugenmerk auf Rapspollen, die Insekten auf andere Felder
übertragen. Ausgereifte Technik wie Minisender gab es damals allerdings noch
nicht. „Wir mussten die Bienen selber einfangen und markieren“, berichtet der
Insektenforscher.
Noch laufen in Kleinmachnow die Vorbereitungen für die mit Sendern
unterstützten Forschungen, doch schon in wenigen Monaten sollen konkrete
Versuche mit den Bienen starten. Dann könnte bald feststehen, welche Gefahren
es tatsächlich durch den Pollentransport für Menschen gibt. „So sollen die
Verbraucher besser geschützt werden“, sagt Kühne. „Beispielsweise könnte
überlegt werden, am Rand eines Feldes Hecken als alternative Futterquelle zu
pflanzen, um die Bienen von dem Mais fern zu halten.“ Aliki Nassoufis, dpa