Ringbahn oder Stammbahn? Die Teltower Stadtverordneten
kamen zu einer Meinung, aber keinem Schluss
Teltow - Teltows Stadtverordnete sind sich einig: Eine Weiterführung der
S-Bahn von Teltow über Stahnsdorf nach Wannsee (Ringschluss) würde der Region
den größten Nutzen bringen. Trotzdem lehnten sie in der
Stadtverordneten-Sitzung am Mittwoch mehrheitlich einen Vorschlag der Fraktion
CDU/Bündnisgrüne ab, der für den Weiterbau der S-Bahn plädiert und als
gemeinsamer Antrag aller drei Kommunen an die Landesregierung gerichtet werden
sollte.
Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) gab zu bedenken, dass ein solches Papier
einem Handlungsauftrag gleiche, aus dem sich ableiten lasse: „Wer bestellt,
muss auch zahlen.“ Außerdem habe bereits der Landtag die Fachbereiche im
Ministerium beauftragt, mehrere Varianten des schienengebundenen Nahverkehrs zu
prüfen. Das sind der S-Bahn-Ringschluss mit der ehemaligen Friedhofsbahn, die
einst nach Wannsee fuhr. Weiterhin zähle dazu die Reaktivierung der Stammbahn
und eine Straßenbahnanbindung.
Schmidt verwies auch auf die jüngste
Runde der Kommunalen Arbeitsgruppe Der Teltow (KAT), die sich intensiv mit dem
Thema befasste. Doch das Ergebnis dieser KAT-Sitzung wird unterschiedlich
wahrgenommen. Während FDP-Fraktionschef Hans-Peter Goetz glaubt, dass eine
Mehrheit den S-Bahnringschluss befürwortete und die Stammbahn weit weniger
favorisiert wurde, sieht Parlamentschef Rolf-Dieter Bornschein (SPD) beide Varianten
gleichauf liegen. Gerade die Stammbahn halten Teltows Christdemokraten jedoch
für wenig sinnvoll. Bei der ersten preußischen Eisenbahnverbindung zwischen
Potsdam und Berlin sei mehr Nostalgie im Blick, als Kosten und Nutzen.
Verkehrstechnisch effektiver und preiswerter sei der Weiterbau der S-Bahn, auch
weil dafür Gleistrassen freigehalten wurden. Doch diese Alternative könnte auf
Eis gelegt werden, argwöhnt die CDU-Fraktion, da einige Mitglieder der
Landesregierung sich bereits zur Stammbahn bekannt hätten und das Projekt
unterstützen wollen. Ulrich Langner (CDU) warnte deshalb: „Findet die Stammbahn
mehr Befürworter, ist die Chance vertan, dass wir irgendwann mal mit der S-Bahn
weiterkommen.“ Zudem sei die Einführung der Stammbahn als Verkehrsmittel erheblich
teurer als die S-Bahn, die auch deshalb die günstigere Lösung darstelle. Dass
sich die Deutsche Bahn zwei Projekte leisten könne, hält Langner für
ausgeschlossen. Doch sein Appell fand wenig Zustimmung. Vorerst wollen die
Stadtverordneten die Ergebnisse der Landesregierung bei der Prüfung aller
Möglichkeiten abwarten und sie gemeinsam in der KAT beraten. So plädierte etwa
PDS-Fraktionschefin Petra Nicksch-Kasdorf für ein abgestimmtes Vorgehen der
drei Kommunen. Dem pflichtete auch Carola Fanter (BIT) bei, die bei einem
Teltower Vorstoß befürchtet: „Dann könnte uns der Schwarze Peter zufallen.“
Die Stadtverordneten hoffen vor allem, dass die Landesprüfung die gewachsenen
Strukturen berücksichtigt. Diese seien ein wirtschaftlicher Vorzug gegenüber neuen
Strecken, da sie von den Urvätern geplant wurden und deshalb bereits als
Trassenflächen gewidmet sind. Bürgermeister Schmidt ist überzeugt: „Die
Stammbahn ist nicht der Weisheit letzter Schluss.“ Kirsten Graulich