Potsdamer Neueste Nachrichten 24.06.05

An der Spitze einer Bewegung

Vor 60 Jahren wurde in Kleinmachnow der erste CDU-Ortsverband der Mark gegründet. Zu diesem Anlass feierte sich die Landes-CDU im Bürgersaal

Kleinmachnow - Vor 60 Jahren war Kleinmachnow zehn Wochen lang der einzige Ort im ehemaligen Reich, der nicht von fremden Truppen besetzt war. Das führte zu katastrophalen Unterversorgung mit Lebensmitteln, aber vielleicht auch dazu, dass sich hier schneller als in jedem andern Ort in Brandenburg der erste Kommunalverband einer neuen Partei formierte: der CDU. Am Mittwochabend verhalf die damalige Rührigkeit Kleinmachnow zur Gastgeberrolle bei einem Jubiläumsempfang der märkischen Union mit ihrem Vorsitzenden und Landes-Innenminister Jörg Schönbohm.

Maximilian Tauscher, Ortschef der Kleinmachnower CDU, erinnerte in seiner Rede vor rund 200 festlich gekleideten Christdemokraten aus der Region vor allem an die Leistungen von Peter Bloch, der am 23. Juni 1945 zu einer auf der Straße improvisierten Zusammenkunft von rund 30 Gleichgesinnten rief und damit zum Gründungsvater der Kleinmachnower CDU wurde. Die Idee war damals die Gründung einer nichtsozialistischen Partei, einen Namen gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal.

Der Grund für den ungewöhnlichen Status, den Kleinmachnow nach dem Krieg zeitweise innehatte, sind übrigens die unterschiedlichen Ansichten von Russen und Amerikanern über den Grenzverlauf zu Berlin. Beinahe wäre die Gemeinde damals der Hauptstadt zugeordnet worden. Die Stimmung der Menschen bewegte sich zwischen Existenzangst, Hunger, Niedergeschlagenheit nach der Niederlage und Erleichterung. Nicht leicht für die Redner, von dieser Zeit einen Bogen in die Gegenwart zu spannen, doch alle versuchten es.

Generalsekretär Sven Petke etwa sieht zwar heute keine Zeit des Wiederaufbaus, aber die Aufgabe, „das Vertrauen in die Politik wiederherzustellen“. Ohne die anstehende Bundestagswahl zu erwähnen, sah er die Bundesrepublik in diesen Tagen wieder „am Scheideweg“.

Auch Jörg Schönbohm fand zwischen den Erinnerungen an die Gründungsväter, die damals nicht gezögert und die Ärmel hochgekrempelt hätten,manch kritisches Wort für Rot-grün. Der PDS warf der Innenminister vor, sich nicht kritisch ihrer SED-Vergangenheit zu stellen.

Gleichzeitig stellte Schönbohm die Blockpartei CDU als einen Ort der Systemkritik und des Widerstandes dar. Zu einem wesentlichen Impuls für den Fall der Mauer erhebt Schönbohm einen kritischen Brief, den die Neuenhagener Ortsgruppe der CDU im Juni 1988 an ihren Parteichef schrieb und darin Freiheitsrechte in der DDR einklagte.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch acht märkische Parteimitglieder der ersten Stunde geehrt, unter ihnen Eva-Maria Ardelt aus Blankenfelde. Zur CDU kam sie damals über die Eltern – „alte Zentrumsleute“, wie sie sagt. Die heute 78-Jährige war ihr Leben lang einfaches Mitglied, nur in einer Schiedskommission wirkte sie ab den 60er Jahren als CDU-Mitglied. Die Partei hat sich ihrer Meinung nach seit ihrer Gründung nicht wesentlich verändert: „Grundlage ist immer noch das christliche Menschenbild.“