Vor 60 Jahren wurde in Kleinmachnow der erste
CDU-Ortsverband der Mark gegründet. Zu diesem Anlass feierte sich die
Landes-CDU im Bürgersaal
Kleinmachnow - Vor 60 Jahren war Kleinmachnow zehn Wochen lang der einzige Ort
im ehemaligen Reich, der nicht von fremden Truppen besetzt war. Das führte zu
katastrophalen Unterversorgung mit Lebensmitteln, aber vielleicht auch dazu,
dass sich hier schneller als in jedem andern Ort in Brandenburg der erste
Kommunalverband einer neuen Partei formierte: der CDU. Am Mittwochabend verhalf
die damalige Rührigkeit Kleinmachnow zur Gastgeberrolle bei einem
Jubiläumsempfang der märkischen Union mit ihrem Vorsitzenden und
Landes-Innenminister Jörg Schönbohm.
Maximilian Tauscher, Ortschef der Kleinmachnower CDU, erinnerte in seiner Rede
vor rund 200 festlich gekleideten Christdemokraten aus der Region vor allem an
die Leistungen von Peter Bloch, der am 23. Juni 1945 zu einer auf der Straße
improvisierten Zusammenkunft von rund 30 Gleichgesinnten rief und damit zum
Gründungsvater der Kleinmachnower CDU wurde. Die Idee war damals die Gründung
einer nichtsozialistischen Partei, einen Namen gab es zu diesem Zeitpunkt noch
nicht einmal.
Der Grund für den ungewöhnlichen
Status, den Kleinmachnow nach dem Krieg zeitweise innehatte, sind übrigens die
unterschiedlichen Ansichten von Russen und Amerikanern über den Grenzverlauf zu
Berlin. Beinahe wäre die Gemeinde damals der Hauptstadt zugeordnet worden. Die
Stimmung der Menschen bewegte sich zwischen Existenzangst, Hunger,
Niedergeschlagenheit nach der Niederlage und Erleichterung. Nicht leicht für
die Redner, von dieser Zeit einen Bogen in die Gegenwart zu spannen, doch alle
versuchten es.
Generalsekretär Sven Petke etwa sieht zwar heute keine Zeit des Wiederaufbaus,
aber die Aufgabe, „das Vertrauen in die Politik wiederherzustellen“. Ohne die
anstehende Bundestagswahl zu erwähnen, sah er die Bundesrepublik in diesen
Tagen wieder „am Scheideweg“.
Auch Jörg Schönbohm fand zwischen den Erinnerungen an die Gründungsväter, die
damals nicht gezögert und die Ärmel hochgekrempelt hätten,manch kritisches Wort
für Rot-grün. Der PDS warf der Innenminister vor, sich nicht kritisch ihrer SED-Vergangenheit
zu stellen.
Gleichzeitig stellte Schönbohm die Blockpartei CDU als einen Ort der
Systemkritik und des Widerstandes dar. Zu einem wesentlichen Impuls für den
Fall der Mauer erhebt Schönbohm einen kritischen Brief, den die Neuenhagener
Ortsgruppe der CDU im Juni 1988 an ihren Parteichef schrieb und darin
Freiheitsrechte in der DDR einklagte.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch acht märkische Parteimitglieder der
ersten Stunde geehrt, unter ihnen Eva-Maria Ardelt aus Blankenfelde. Zur CDU
kam sie damals über die Eltern – „alte Zentrumsleute“, wie sie sagt. Die heute
78-Jährige war ihr Leben lang einfaches Mitglied, nur in einer
Schiedskommission wirkte sie ab den 60er Jahren als CDU-Mitglied. Die Partei
hat sich ihrer Meinung nach seit ihrer Gründung nicht wesentlich verändert:
„Grundlage ist immer noch das christliche Menschenbild.“