Potsdamer Neueste Nachrichten 16.06.05
UMFRAGE: WAS HALTEN SIE VON EINER FUSION
AM TELTOWKANAL?
Von "Keine schlechte Idee" bis "Das gibt nur
Gerangel"
Die Idee, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow zu einer Stadt zu vereinen, ist
nicht neu. Mit dem Plan Anfang 1967, unter Leitung des Geräte- und Reglerwerkes
alle wichtigen Betriebe dieser Branche in der Region in einem
Kooperationsverband zu konzentrieren, kam auch die Fusion der drei Orte auf die
Tagesordnung. Daran kann sich Herbert Kaeding noch erinnern, der seit 50
Jahren in Stahnsdorf lebt. Den jetzt wieder aufgeflammten Gedanken zu
fusionieren, hält er für „keine schlechte Idee“. Identifiaktionsprobleme oder
Verlustängste hätte er nicht. „Und wir würden viel Geld sparen. Wozu brauchen
wir drei Bürgermeister?“
Auch Simone Michailow hätte aus „rationaler Sicht“ Verständnis für einen
Zusammenschluss. Doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt räumt die junge
Kleinmachnowerin der Idee wenig Chancen ein. „Kleinmachnow hat sich eine neue
Ortsmitte gebaut, Stahnsdorf hat ein Gemeindezentrum und Teltow saniert seine
Altstadt. Das müssen die alle erst einmal abbezahlen, bevor man sich
zusammenschließt.“
Die Eheleute Schleicher indes fühlen sich seit über 50 Jahren als
Kleinmachnower und wollen es auch bleiben. „Wir waren mal 13000 Einwohner,
jetzt sind es 18000. Das ist mehr als genug.“ Eine Fusion, so die beiden, sei
keine gute Idee.
Auch Marlies Schütze kann sich
nicht vorstellen, dass aus drei eins wird. Die Ungewissheit ist da: „Man weiß
nicht, was dabei rauskommt.“ Gerade in Kleinmachnow gebe es viele neue
Einwohner, die mit der Region wenig anfangen können und dabei sind, sich
zunächst als Kleinmachnower zu finden. Sie selbst wohnt seit 30 Jahren in
Stahnsdorf und glaubt, dass „die Stahnsdorfer doch eher Stahnsdorfer bleiben
wollen“. Und Brigitte Mittelstädt aus Teltow ist überzeugt, dass ein
Zusammenschluss nicht zu machen ist. „Das gibt nur Gerangel, allein bei der
Frage, wer Bürgermeister werden soll. Schon frührer ist daraus nichts
geworden.“
In der Tat: Zwar waren sich Ende der 60er Jahre die Bürgermeister von
Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf einig, auch die Ortsparteisekretäre hatten
einen Fusionsbeschluss herbeigeführt. Es soll der ehemalige Kleinmachnower
Rechtswissenschaftler Prof. Hans-Dietrich Moschütz, der in der vorigen
Wahlperiode als Parteiloser für die PDS im Gemeindeparlament saß, gewesen sein,
der beim 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung gegen die Fusionspläne
intervenierte. Mit Erfolg: Man verständigte sich lediglich auf einen
Gemeindeverband. Als Name für die Einheitsstadt war Teltow geplant - mit den
beiden Ortsteilen Stahnsdorf und Kleinmachnow. Dass die gemeinsame Kommune „Ernst-Thälmann-Stadt“
heißen sollte, hielt sich als hartnäckiges Gerücht, soll von den Offiziellen
aber nie ernsthaft erwogen worden sein. pek