Potsdamer Neueste Nachrichten 11.05.06

Internationale Schule verharrt in Warteposition

Ortsparlament beschließt Grundzüge für die Entwicklung des Seeberges als Campus – BBIS droht dennoch mit Wegzug

Kleinmachnow - Burkhard Dolata, Manager der Berlin Brandenburg International School (BBIS), sieht die Chancen für einen Verbleib der Schule auf dem Kleinmachnower Seeberg gesunken. Zwar beschlossen die Gemeindevertreter auf ihrer Sitzung am Donnerstag, für den Seeberg einen Bebauungsplan zu entwickeln, in dem auch die BBIS Bestandteil ist. Doch lehnten es die Abgeordneten ab, gleichzeitig ein Konzept der Internationalen Schule für deren Campus-Gestaltung zu befürworten. Teil der BBIS-Pläne sind die umstrittene Einzäunung des Schulgeländes und 230 Parkplätze.

Bevor die Abgeordneten den Beschluss fassten, verkündete Dolata eine unmissverständliche Botschaft: „Sollte das BBIS-Konzept nicht Teil des Beschlusses werden, werden wir den Seeberg verlassen und einen anderen Standort entwickeln.“ Die BBIS erwarte jetzt eine klare Entscheidung über ihr Nutzungskonzept. „Ein weiteres Abwarten wird es seitens der Internationalen Schulen nicht mehr geben“, betonte Dolata. Er habe volles Verständnis, wenn die Gemeindevertretung die Vorhaben seiner Schule nicht akzeptieren könne. Doch er könne nicht verstehen, wenn „heute keine oder keine eindeutige Entscheidung über unser Konzept getroffen wird“.

Die von ihm erhoffte Eindeutigkeit konnte der Schulmanager in dem letztlich getroffenen Beschluss der Gemeindevertreter nicht erkennen. Zwar gab es allseits Bekenntisse für die Internationale Schule und Lob für deren Engagement, die denkmalgeschützten Bauten des Seeberg-Ensembles zu erhalten. Doch der von der BBIS in den vergangenen Wochen zur existenziellen Bedeutung erhobenen Anspruch, das Schulgelände aus Sicherheitsgründen einzuzäunen, wurde ausgeklammert – und damit das komplette Nutzungskonzept der Schule.

Die Gemeindevertreter hatten dafür ihre Gründe. Da es einen Realisierungswettbewerb für den Seeberg geben soll, sollte man sich die „Chance auf Zugewinn nicht vergeben, indem man sich jetzt schon festlegt“, so CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt. „Wenn wir schon einen Architekturwettbewerb wollen, sollten wir auch darauf vertrauen, dass etwas Vernünftiges dabei rauskommt“, warb Burkardt um Gelassenheit. Sozialdemokrat Jens Klocksin hielt die Drohgebärden der BBIS für völlig unangebracht: „Wir sind so weit wie noch nie.“ Die Gemeinde selbst sei bereit, von der Telekom AG Flächen auf dem Seeberg zu erwerben, um deren Preisforderung zu erfüllen. Damit leiste Kleinmachnow selbst einen erheblichen Beitrag – man spricht von bis zu vier Millionen Euro –, um die Schulen auf dem Seeberg zu sichern. Kleinmachnow sei zu dem Risiko bereit, die Kaufsumme zu refinanzieren, indem sie die erworbene Fläche mit Wohnungen bebaut und vermarktet, obwohl sie dies nie auf dem Seeberg wollte. Es sei völlig unnötig von der BBIS, Druck aufzubauen, so Klocksin.

Für Dolata sind es vor allem wirtschaftlichen Folgen, die den BBIS-Aufsichtsrat nun veranlassen, über die Zukunft am Seeberg nachzudenken. Da die Internationale Schule an sich, aber nicht deren Nutzungskonzept Bestandteil des zu entwickelnden B-Planes sind, „gibt es für uns kein Planungsrecht“, so Dolata gegenüber den PNN. Die Zeit, bis der B-Plan fertig ist, habe die Schule jedoch nicht: Drei Millionen Euro, die aus dem Förderprogramm für Ganztagsschulen zur Verfügung stehen, müssen bis 2007 verbaut sein. „Das ist jetzt nicht mehr zu schaffen“, so der Manager. Auch für die eigenen Investitionsentscheidung, die der BBIS-Aufsichtsrat in den kommenden Wochen treffen wollte, gebe es nun keine planungsrechtliche Grundlage. Für die Entwicklung ihres Campus’ mit dem Ausbau der bestehenden Häuser des Seeberg-Ensembles, mit der Errichtung einer Turnhalle, von Sport- und Freiflächen sowie eines Auditoriums wolle man insgesamt 27 Millionen Euro investieren.

CDU-Fraktionschef Burkardt hat indes „überhaupt keine Befürchtungen“, die BBIS könne Kleinmachnow den Rücken kehren. Es sei ein „epochaler Fortschritt“, dass sich die Gemeindevertretung nun auf Grundzüge für die Seeberg-Entwicklung verständigt hat. Dies versetze die BBIS sehr wohl in die Lage, eine Bauvoranfrage zu stellen. Zudem soll der B-Plan Ende des Jahres einen Reifegrad erreicht haben, der der Internationalen Schule eine Baugenehmigung ermöglicht. Burkardt ist überzeugt: „Die Sache ist fast nicht mehr aufzuhalten.“