Potsdamer Neueste Nachrichten 03.06.05

Uneins am Stammbahn-Strang

Unmut in der regionalen CDU über den Vorstoß der Landtagsfraktion zum Wiederaufbau der Trasse

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow/Stahnsdorf - Heftigen Unmut gibt es unter Teltower und Stahnsdorfer Christdemokraten wegen des gemeinsamen Antrages von SPD und CDU im Landtag, den Wiederaufbau der Stammbahn von Potsdam über Dreilinden und Düppel nach Berlin voranzutreiben (PNN berichteten). „Die Stammbahn bringt uns nichts“, moniert Stahnsdorfs Ortschef Peter Weiß. „Wesentlich preiswerter und für die Region effektiver sei eine Verlängerung der S-Bahnstrecke von Teltow nach Stahnsdorf.“ Teltows Vize-CDU-Chef Florian Lewens schimpft: „Der Vorstoß ist mit uns überhaupt nicht abgestimmt. Dilettantisch!“ Lob kommt indes von Brandenburgs FDP: „Die Pläne werden von uns unterstützt“, verspricht Landeschef Heinz Lanfermann.

Fehlende Parkplätze in Düppel, eine enorme Zunahme der Verkehrsströme durch Kleinmachnow bei der Anfahrt zur Stammbahn-Station und vor allem die erheblichen Kosten lassen Weiß das Wiederaufbau-Projekt unsinnig erscheinen. Umgekehrt würde der Anschluss Stahnsdorfs ans S-Bahnnetz der gesamten Region nutzen. Neben Stahnsdorf und seinen Ortsteilen würde Teltow-Süd profitieren. Die Pkw-Ströme aus Kleinmachnow über einen Kreisverkehr am Stahnsdorfer Hof und weiter ins Gewerbegebiet zur S-Bahn seien verträglicher zu gestalten als umgekehrt durch den gesamten Nachbarort fahren zu müssen. Auch das Argument, der Europarc als wichtiger Gewerbestandort mit mehreren tausend Arbeitsplätzen erhalte durch die Stammbahn einen wichtigen Entwicklungsimpuls, rechtfertigt für Weiß die Millionen-Investition nicht. „Der Europarc ist durch seine Lage an der A115 hervorragend angeschlossen.“

Auch in Teltows CDU gibt es Widerstände gegen eine Reanimation der ersten preußischen Eisenbahn. „Wir halten den Wiederaufbau der Stammbahn aus Kosten-Nutzen-Gründen für wenig sinnvoll, da hierdurch über den größten Teil der Strecke ein Regionalbahngleis neben der vorhandenen S-Bahn parallel liefe“, meint CDU-Politiker Florian Lewens. Vielmehr favorisiere man die Verlängerung der S-Bahn von Wannsee über Kleinmachnow mit Halt in Dreilinden bis zum Stahnsdorfer Südwestkirchhof. Diese Alternative wurde bereits vor einigen Wochen bei einem Treffen der Kleinmachnower CDU mit ihren Parteifreunden aus Steglitz-Zehlendorf vorgeschlagen. Die Idee des CDU-Verkehrsexperten im Berliner Abgeordnetenhaus, Alexander Kaczmarek, stieß auf wohlwollendes Echo. „Diese Linie könnte dann aufgrund der besseren Verknüpfung mit dem bisherigen ÖPNV-Netz von wesentlich mehr Fahrgästen genutzt werden als die in Aussicht genommene Stammbahn, sodass eine Auslastung hier eher gewährleistet wäre“ ist Lewens überzeugt.

Mit ihren Positionen geben Weiß und Lewens als führende Christdemokraten in der Region den von ihren Parteifreunden im Landtag mitinitierten Antrag alles andere als Rückhalt. „Es wäre hilfreich gewesen, sich mit uns Kommunalpolitikern zu unterhalten“, grantelt Weiß. Und Lewens gibt sich „schwer enttäuscht von der Performance des Landesvorsitzenden“. Allerdings: Es ist bekannt, dass Jörg Schönbohm, der als Kleinmachnower CDU-Landtagsabgeordneter im Wahlkreis zuhause ist, durchaus als Befürworter der Stammbahn gilt.

Während die CDU sich über die Stammbahn-Pläne streitet, ist für FDP-Landeschef Heinz Lanfermann der Wiederaufbau „die beste Voraussetzung für die weitere Entwicklung der Region und des Europarcs. „Endlich kommt Bewegung in die Sache, die Pläne dümpelten zu lange vor sich hin“, meint Lanfermann. Nun sollte es nicht bei einem „gefälligen Antrag“ der Regierungsparteien bleiben. Die Landesregierung sollte sich mit Macht für das Projekt einsetzen. „Mit gutem Willen und Einsatz“, so Lanfermann, „kann die Linie in fünf Jahren in Betrieb gehen.“