Potsdamer Neueste Nachrichten 03.06.05

KulTOUR

"Albert, du bist cool!"

Die Theatergruppe der Steinweg-Schule hatte Fragen über Fragen an Albert Einstein

Kleinmachnow - Albert Einstein liebte bekanntlich Kinder. Doch mochte er auch die Schule? War er von klein auf ein Genie, können etwa 10-Jährige schon seine Relativitätstheorie verstehen?

„Fragen, Fragen, Fragen“ für etwa 30 Unterstufen-Eleven der Kleinmachnower Steinweg-Schule im Jahr seines 100. Geburtstages, genauer für die quicke Theatergruppe „Arlecchino“. Sie holte den vermeintlichen „Ingenieur des Universums“ per Zeitreise ins moderne Klassenzimmer – was für ihn Zukunft, den Heranwachsenden Vergangenheit, für die zahlreichen Besucher im örtlichen Rathaussaal aber Gegenwart hieß. Alles relativ. Montag gab „Arlecchino“ die vierte Vorstellung des von Fiorenza Renn geschriebenen und einstudierten Stückes „Einstein in der Schule – war Albert ein Genie?“ Mittwoch trat das Ensemble gar im Berliner Kronprinzenpalais auf.

Das Ereignis für Groß und Klein: Man sah lustige Porträts des mathematischen Relativisten, durch Kinderhand wurden vom Brandenburgischen Malwettbewerb eine CD, von der Aufführung eine DVD angeboten, es gab Brötchen und Getränke. Fröhlich die Darsteller, ihre Angehörigen stolz wie Spanier, klar.

Das munter inszenierte, durch Vladimir Ivachkovets musikalisch betreute Stück zerfällt in zwei Teile. Der erste zeigt Klein-Einstein in unterschiedlichem Alter als eigenwilligen Knaben beim Lernen. Der zweite versucht, nicht eben ganz überzeugend, Annika, Lisa, Maren, Jill und den anderen die Relativität aller Dinge beizubringen, wozu sogar – dreimal live, am Montag per Video - der Direktor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik, Bernhard Schutz, gewonnen wurde. Für ihn ist die Relative Theorie anhand der Schwarze Löcher bewiesen und, zum Beispiel in der Auto-Navigation, auch praktisch weitergeführt. Einstein – jenseits aller Kritik.

Die alerten Spieler in ihren Einstein-T-Shirts glaubten ihm, sie waren (anfangs auf englisch, dann deutsch) über die 90 Minuten mit Feuereifer dabei. Überlebensgroß ragte Benjamin Kaatz, Wuschelkopf, keine Socken, als Darsteller des „echten“ Einstein heraus, er sonnte sich in der Rolle. Valentin Obermeier, Niklas Schenk, Ken Laabs und Lea Laschinger spielten sehr talentiert das heranwachsende Genie zwischen 3 und 15 Jahren, natürlich in historischen Kostümen. Maja, die eine Biographie über den Bruder nicht mehr beenden konnte, führte das Publikum in Gestalt von Joy Vogel bühnensicher durch seine Lehrjahre. Fazit: Albert war nicht nur „cool“, sondern auch genial, selbst wenn seine Zeugnisse das nicht so deutlich zeigten. Schule ist eben nicht alles.

Dafür haben alle Kinder Talent für die Bühne. Sie purzelten, tanzten und spielten sichtbar vergnügt durch die Szenen. Im zweiten Teil waren sie ins Labor des Vorbilds geladen, wo sie Fragen zur Relativitätstheorie stellten, welche man ihnen nicht immer glaubte. Um den „Zwillingseffekt“ zu erklären, hatte das phantasiereiche Team sogar ein echtes Pärchen gefunden: Pauline durfte sich in der Rakete relativ „verjüngen“, Schwester Charlotte hatte auf Erden sichtbar mehr Jahre zu tragen. Hübsch.

„Fragen“ nach Zeit und Raum stellte auch ein selbstgefertigtes Lied (Text Volkerts/Renn, Komposition Folkerts). Am Klavier begleitete Simon Philip März (4. Klasse) das wissenschaftliche Spektakel, Mariella Obermeier spielte auf der Geige. Ja, mit dem guten Onkel Albert wurden zwar auch aktuelle Probleme der Pädagogik kritisch besprochen, die Atombombe blieb außen vor. Man fragte leider auch nicht, warum für ihn diese Welt ein „Narrenhaus“ war…Gerold Paul