Potsdamer Neueste Nachrichten 02.06.05

Land soll Stammbahn prüfen

Gemeinsamer Antrag von SPD und CDU

Kleinmachnow - Die brandenburgische Landesregierung soll die Finanzierbarkeit des Wiederaufbaus der Stammbahn prüfen. Das werden die Fraktionen der SPD und CDU in einem gemeinsamen Antrag auf der Landtagssitzung in der kommenden Woche fordern. Die Abgeordneten haben innerhalb ihrer Fraktionen bereits zugestimmt. „Mit der Stammbahn könnten rund 100000 Menschen an das Bahnnetz angeschlossen werden", so der Kleinmachnower SPD Landespolitiker Jens Klocksin als Mit-Initiator des Antrages.

In dem Antrag wird die Landesregierung aufgefordert, verschiedene Finanzierungsvarianten mit Bund und Bahn zu prüfen, sowie die Kosten nach Ausbaustufen darzustellen. Klocksin: „Das sollte aber nicht zu Lasten anderer zukunftsfähiger Bahnstrecken im Land gehen.“

Schon seit langem bekunden die Länder Berlin und Brandenburg ihr Interesse am Wiederaufbau der Stammbahn. So ist er in der Berliner Koalitionsvereinbarung von SPD und PDS festgelegt. Das Land Brandenburg hat die Stammbahn ins Bahnkonzept 2009 aufgenommen. „Beide Länder wollen die Stammbahn. Jetzt wollen wir das forcieren, damit es keine Schubladen-Idee bleibt", erklärte Klocksin gestern.

Die Stammbahn war 1838 die erste preußische Eisenbahnstrecke. Von Berlin führte sie über Zehlendorf, Kleinmachnow und Dreilinden nach Potsdam. Nach Krieg und Mauerbau verfiel die Strecke. Die Trasse wurde aber freigehalten. „Mit der Wiedereinrichtung der Stammbahn könnte die Regionalbahnverbindung zwischen Potsdam und Berlin entscheidend verbessert werden. Gleichzeitig wären endlich Teltow / Kleinmachnow/ Stahnsdorf und der Europarc Dreilinden mit derzeit etwa 2000 und künftig rund 6000 Arbeitsplätzen an das Bahnnetz angeschlossen", nennt Klocksin Gründe für einen Wiederaufbau. Für die Stammbahntrasse wurde im Rahmen der Nord-Süd-Verbindung bereits ein Einführungsbauwerk in Berlin (Gleisdreieck) gebaut. Die technischen Voraussetzungen liegen somit vor. „Die Bahn müsste 35 Millionen Euro Fördermittel an den Bund erstatten, falls dieses Einführungsbauwerk nicht für die Stammbahn genutzt wird."

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche begrüßt, „dass sich der Brandenburger Landtag dieses wichtigen Themas für die Region Teltow endlich annimmt.“ Der Wiederaufbau Stammbahn müsse durch die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg Priorität bei der Verwendung von Bundesmitteln für die Maßnahmen des Schienenpersonennahverkehrs eingeräumt werden. „Die Region benötigt die Herstellung dieser wichtigen Verkehrsverbindung in den nächsten fünf Jahren“, so Reiche. Erst vor wenigen Wochen hatte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion eine Kleine Anfrage zur Stammbahn gestellt. In ihrer Antwort wies die Bundesregierung darauf hin, dass über den Wiederaufbau der Stammbahn in erster Linie Brandenburg und Berlin entscheiden müssen. Peter Könnicke