Potsdamer Neueste Nachrichten 30.05.06

Signale vom Kleinmachnower Seeberg

Ortsbild wird unwiederbringlich zerstört

Nachdem der Ausschuss sich in die Abgeschiedenheit nicht-öffentlicher Beratung begeben hat, geht nun von dort ein Signal aus. Jetzt soll alles ganz schnell gehen. „Viel Kreide habe man mit dem Vorschlag fressen müssen“, meint Ausschussmitglied Klocksin. Wie wahr. So hören wir jetzt von „Standortsicherheit“, „Entwicklung des Campusgedankens“ und - besonders originell – „bildungsnahem Wohnen“. Ohne die „Kreide“ hätte sich das nicht so schön angehört: Großflächiges Abholzen, Zerstörung des Landschaftsschutzgebietes, Vervielfachung des Verkehrs.

Warum das alles? Für die Schulen? Nein, die waren nur die Joker in der Pokerpartie, die die Telekom seit Jahren mit der Gemeinde spielt. Eine Partie, bei der es der Telekom – nach eigenem Bekunden – darum ging, so viel Geld wie möglich aus dem Seeberg zu schlagen. Vor dem Börsengang der Telekom hatte sie nämlich den Seeberg als Immobilie mit einem viel zu hohen Wert in die Bilanz gestellt. Hätte sie nun die denkmalgeschützten Gebäude sowie den Grund und Boden an die Internationale Schule und die Waldorfschule zu aktuellen Preisen verkauft, hätte sich dieser Bilanzierungstrick als erheblicher Verlust offenbart. Offensichtlich ist es der Telekom nun gelungen, Kleinmachnow dazu bewegen, diesen Verlust zu tragen. Wie? Ganz einfach. Aus Wald wird teures Bauland. Die Telekom hat gewonnen. Aber wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer: Der Verlust ist der Seeberg, der, wenn einmal alles Geplante realisiert werden sollte, nicht nur für die Kleinmachnower sondern auch für das Orts- und Landschaftsbild unwiederbringlich zerstört wird.

R. Templin, Kleinmachnow



Zukunft des Seebergs wieder offen?

Seit einiger Zeit gewinnt man den Eindruck, dass die Zukunft des Seeberges wieder völlig offen ist, da die Internationale Schule den Campus einzäunen möchte. Viele Bürger verlangen aber den freien Zugang zum geplanten Campusgelände und scheinen damit eine mögliche Lösung wieder zu gefährden. Das heutige Seeberggelände zeichnet sich durch teilweise verrottete Bauten aus, nicht entsorgten Müll und vieles Unschöne mehr. Es zeichnet sich aus, durch ein zehnjähriges Gezerre um die Verantwortung und Nutzung. Es zeichnet sich aus, durch mangelnde Verantwortung aller Beteiligten. Es zeichnet sich aus, dass man die Pflichten des Geländes gerne privatisieren möchte, die Rechte aber sozialisiert haben will.

Nach gescheiterten Versuchen wirtschaftlicher Nutzung, hat die Gemeinde sich entschlossen, das Konzept eines Bildungscampus zu verfolgen. Die meisten Kleinmachnower unterstützen dieses Konzept. Wer sich mit der Struktur eines Bildungscampus auseinander setzen will, sollte einen Blick nach Amerika nicht scheuen. Dort ist ein Campus eine Visitenkarte, ein Ort der Konzentration auf Lehre, Studium, Forschung, Sport und Erholung der Studierenden. In Kleinmachnow kommt hinzu, dass ein Sicherheitsbedürfnis durch eine Internationale Schule existiert, deren Klientel man hier nicht verlieren will.

Außerdem höre ich von denen, die eine Einzäunung bedenklich finden, dass man nach den Erfahrungen eines nicht zugänglichen Reichpostforschungsinstitutes und den Mauern um eine unsägliche SED-Kaderschmiede jetzt die Offenheit und Zugänglichkeit als erkämpfte Eroberung erhalten will. Ich kann diese Argumente verstehen: Die Gemeinde sollte das Gelände kaufen, pflegen und öffentlich zugänglich machen.

Aber der Campusgedanke hat nur Erfolg, wenn er die Konzentration auf Lehr- und Forschungsziele gestattet und nicht zum öffentlichen Freizeitpark wird. Das bedeutet auch eine gewisse Einzäunung und keinen Durchgangsverkehr. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass man auch für die Bürger akzeptable Lösungen für die Landschaftsschutzbereiche des Areals finden wird. Doch auch diese müssen gepflegt werden – von der Gemeinde.

Wir sollten aber unsere Investoren nicht verprellen sondern motivieren, ihren Beitrag für ein attraktives Kleinmachnow zu leisten.

Siegfried Brandt, Kleinmachnow



Presseerklärung zum Seeberg (Auszug)


... Ziel des Ausschusses sollte der Erhalt der Schulen (Bildungscampus) sowie die Nutzung des Bestandes unter Berücksichtigung des Flächennutzungsplanes sein. Unter dem Mantel der Bildung soll der Seeberg nun zerstört werden! Es drängt sich der Eindruck auf, dass wir heute da stehen, wo wir bereits 1999 standen: ... Jetzt ist eine Bebauung um die neue Hakeburg geplant. Im Flächennutzungsplan ist hier ausschließlich eine Hotelnutzung vorgesehen. Wir gehen zuversichtlich davon aus, dass es sich um maßvolle Ergänzungsbauten handelt, wobei im Vorfeld die berechtigten Belange von Anwohnern an Schutz vor unzumutbaren Verkehrslärm gerade zu Nachtzeiten einzubeziehen sind.

Auch hoffen wir nach wie vor, dass der Seeberg als öffentlich zugänglicher Wald mit Parkcharakter mit seinen geschlängelten Wanderwegen der Allgemeinheit erhalten bleibt und dass - entsprechend dem Flächennutzungsplan - eine Wohnbebauung ausgeschlossen bleibt ... Im Bebauungsplan, ... , ist eine Nutzung, welche der architektonischen und historischen Bedeutung des Ensembles und den öffentlichen Ansprüchen an ein Erholungsgebiet gerecht wird, festzusetzen.

Die Allianz Pro Seeberg hat sich 1999 ganz klar gegen eine Wohnbebauung ausgesprochen. Zwei der Erstunterzeichner des damaligen Aufrufs sind Mitglieder im Seebergausschuss. Wie wir hören, gab es im Ausschuss keine Gegenstimmen bei der Abstimmung zur Wohnbebauung. Allianz, wo bist du?

Anne v. Törne, Bürger für gute Lebensqualität in Kleinmachnow e.V. (Bik)