Ortsbild wird unwiederbringlich zerstört
Nachdem der Ausschuss sich in die Abgeschiedenheit nicht-öffentlicher Beratung
begeben hat, geht nun von dort ein Signal aus. Jetzt soll alles ganz schnell
gehen. „Viel Kreide habe man mit dem Vorschlag fressen müssen“, meint
Ausschussmitglied Klocksin. Wie wahr. So hören wir jetzt von
„Standortsicherheit“, „Entwicklung des Campusgedankens“ und - besonders
originell – „bildungsnahem Wohnen“. Ohne die „Kreide“ hätte sich das nicht so
schön angehört: Großflächiges Abholzen, Zerstörung des
Landschaftsschutzgebietes, Vervielfachung des Verkehrs.
Warum das alles? Für die Schulen? Nein, die waren nur die Joker in der
Pokerpartie, die die Telekom seit Jahren mit der Gemeinde spielt. Eine Partie,
bei der es der Telekom – nach eigenem Bekunden – darum ging, so viel Geld wie
möglich aus dem Seeberg zu schlagen. Vor dem Börsengang der Telekom hatte sie
nämlich den Seeberg als Immobilie mit einem viel zu hohen Wert in die Bilanz
gestellt. Hätte sie nun die denkmalgeschützten Gebäude sowie den Grund und
Boden an die Internationale Schule und die Waldorfschule zu aktuellen Preisen
verkauft, hätte sich dieser Bilanzierungstrick als erheblicher Verlust
offenbart. Offensichtlich ist es der Telekom nun gelungen, Kleinmachnow dazu
bewegen, diesen Verlust zu tragen. Wie? Ganz einfach. Aus Wald wird teures
Bauland. Die Telekom hat gewonnen. Aber wo es Gewinner gibt, gibt es auch
Verlierer: Der Verlust ist der Seeberg, der, wenn einmal alles Geplante
realisiert werden sollte, nicht nur für die Kleinmachnower sondern auch für das
Orts- und Landschaftsbild unwiederbringlich zerstört wird.
R. Templin, Kleinmachnow
Zukunft des Seebergs wieder offen?
Seit einiger Zeit gewinnt man den Eindruck, dass die Zukunft des Seeberges
wieder völlig offen ist, da die Internationale Schule den Campus einzäunen
möchte. Viele Bürger verlangen aber den freien Zugang zum geplanten
Campusgelände und scheinen damit eine mögliche Lösung wieder zu gefährden. Das
heutige Seeberggelände zeichnet sich durch teilweise verrottete Bauten aus,
nicht entsorgten Müll und vieles Unschöne mehr. Es zeichnet sich aus, durch ein
zehnjähriges Gezerre um die Verantwortung und Nutzung. Es zeichnet sich aus,
durch mangelnde Verantwortung aller Beteiligten. Es zeichnet sich aus, dass man
die Pflichten des Geländes gerne privatisieren möchte, die Rechte aber
sozialisiert haben will.
Nach gescheiterten Versuchen wirtschaftlicher Nutzung, hat die Gemeinde sich
entschlossen, das Konzept eines Bildungscampus zu verfolgen. Die meisten
Kleinmachnower unterstützen dieses Konzept. Wer sich mit der Struktur eines
Bildungscampus auseinander setzen will, sollte einen Blick nach Amerika nicht
scheuen. Dort ist ein Campus eine Visitenkarte, ein Ort der Konzentration auf
Lehre, Studium, Forschung, Sport und Erholung der Studierenden. In Kleinmachnow
kommt hinzu, dass ein Sicherheitsbedürfnis durch eine Internationale Schule
existiert, deren Klientel man hier nicht verlieren will.
Außerdem höre ich von denen, die eine Einzäunung bedenklich finden, dass man
nach den Erfahrungen eines nicht zugänglichen Reichpostforschungsinstitutes und
den Mauern um eine unsägliche SED-Kaderschmiede jetzt die Offenheit und
Zugänglichkeit als erkämpfte Eroberung erhalten will. Ich kann diese Argumente
verstehen: Die Gemeinde sollte das Gelände kaufen, pflegen und öffentlich
zugänglich machen.
Aber der Campusgedanke hat nur Erfolg, wenn er die Konzentration auf Lehr- und
Forschungsziele gestattet und nicht zum öffentlichen Freizeitpark wird. Das
bedeutet auch eine gewisse Einzäunung und keinen Durchgangsverkehr. Dennoch
kann ich mir vorstellen, dass man auch für die Bürger akzeptable Lösungen für
die Landschaftsschutzbereiche des Areals finden wird. Doch auch diese müssen
gepflegt werden – von der Gemeinde.
Wir sollten aber unsere Investoren nicht verprellen sondern motivieren, ihren
Beitrag für ein attraktives Kleinmachnow zu leisten.
Siegfried Brandt, Kleinmachnow
Presseerklärung zum Seeberg (Auszug)
... Ziel des Ausschusses sollte der Erhalt der Schulen (Bildungscampus) sowie
die Nutzung des Bestandes unter Berücksichtigung des Flächennutzungsplanes
sein. Unter dem Mantel der Bildung soll der Seeberg nun zerstört werden! Es
drängt sich der Eindruck auf, dass wir heute da stehen, wo wir bereits 1999
standen: ... Jetzt ist eine Bebauung um die neue Hakeburg geplant. Im
Flächennutzungsplan ist hier ausschließlich eine Hotelnutzung vorgesehen. Wir
gehen zuversichtlich davon aus, dass es sich um maßvolle Ergänzungsbauten
handelt, wobei im Vorfeld die berechtigten Belange von Anwohnern an Schutz vor
unzumutbaren Verkehrslärm gerade zu Nachtzeiten einzubeziehen sind.
Auch hoffen wir nach wie vor, dass der Seeberg als öffentlich zugänglicher Wald
mit Parkcharakter mit seinen geschlängelten Wanderwegen der Allgemeinheit
erhalten bleibt und dass - entsprechend dem Flächennutzungsplan - eine
Wohnbebauung ausgeschlossen bleibt ... Im Bebauungsplan, ... , ist eine
Nutzung, welche der architektonischen und historischen Bedeutung des Ensembles
und den öffentlichen Ansprüchen an ein Erholungsgebiet gerecht wird,
festzusetzen.
Die Allianz Pro Seeberg hat sich 1999 ganz klar gegen eine Wohnbebauung
ausgesprochen. Zwei der Erstunterzeichner des damaligen Aufrufs sind Mitglieder
im Seebergausschuss. Wie wir hören, gab es im Ausschuss keine Gegenstimmen bei
der Abstimmung zur Wohnbebauung. Allianz, wo bist du?
Anne v. Törne, Bürger für gute Lebensqualität in Kleinmachnow e.V. (Bik)