Potsdamer Neueste Nachrichten 28.05.05
DasWAR’S
Wie Peter Könnicke alternativ die Sonntagsfrage stellt. Am
Mittwoch habe ich in unserer Zeitung gelesen, dass Gregor Gysi am liebsten bei
einem Italiener im noblen Berliner Westen speist. Dort habe er vor wenigen
Tagen in vertrauter Runde erzählt, dass die PDS in absehbarer Zeit im Westen
nichts ausrichten könne. Am Montag, als ich eine Umfrage machte, was denn
unsere Ortspolitiker von vorgezogenen Bundestagswahlen halten, hat mir der
Kleinmachnower PDS-Mann Klaus-Jürgen Warnick erklärt, dass seine Partei hier
kaum noch eine Chance habe. „Das ist der letzte Wahlkreis, wo die PDS ein
Direktmandat holen würde.“ Da sage noch einer, wir hätten hier keine
West-Verhältnisse.
Außerdem sind in Kleinmachnow schon seit Monaten die CDU und die FDP im
Gemeinderat liiert. Und schon vor anderthalb Jahren hat man in Kleinmachnow
orakelt, dass es hier bald zugehen wird wie im Bundestag. Gott sei Dank, hieß
es, dass es bis zu den nächsten Wahlen noch eine Weile hin sei. Das hat sich ja
nun eindeutig geändert. Nun wird wohl bei jeder Gelegenheit Wahlkampf gemacht.
Bereits vor drei Wochen, also noch in der wahlkampffreien Zeitzone, empfahl man
sich im Kleinmachnower Ortsparlament Beruhigungspillen. Was kommt nun? Schleppt
jetzt die FDP-Abgeordnete Kornelia Kimpfel, die von Beruf Tierärztin ist, mit
Morphium aufgezogene Pferdespritzen in den Gemeindesaal? Und die Raucher, die
ihre Zigaretten selbst drehen – die werden sich während der Sitzungspausen doch
wohl nicht Gras ins Papier stopfen? Oder trifft man Kleinmachnows
Parlamentarier jetzt am Sonntagmorgen auf der Bäkewiese zum gemeinsamen
Frustabbau durch Qi Gong, gesponsert vom DAK-Agenten und Gemeindevertreter
Bernd Pape?
Man kann zur Entspannung die Sonntagsfrage, wo man sein Kreuz machen würde,
auch alternativ stellen. Ein Beispiel: Ich war vergangenen Sonntag in Sanssouci
spazieren, mein Sohn hatte unter der Brücke über dem Parkgraben etliche Karpfen
ausgemacht, als ein anderer Junge rief: „Guck mal Mama, Hechte!“ Die Frage ist
nun: Wie erklärt man seinem Kinde, dass es sich um einen blöd glotzenden
Karpfen statt um einen tollen Hecht handelt, ohne dass es Frust und
Enttäuschung gibt. Ich denke, die Assoziationen sind eindeutig und je nach
politischer Coleur kann man sich so weit streiten, ob aus dem trüben
Karpfenteich ein Raubfischbecken werden soll.
Die Mutter des Jungen hat übrigens
geantwortet. „Nein, das sind Karpfen. Ich zeig dir mal im KaDeWe, wie Hechte
aussehen.“ Vielleicht treffen sie ja dort Gregor Gysi.