Potsdamer Neueste Nachrichten 21.05.05
Bauausschuss will städtebauliches
Gutachten für den Seeberg
Gremium empfiehlt Aufstellung eines Bebauungsplanes / Gemeinde denkt an Kauf
von Flächen für Wohnbebauung
Kleinmachnow - Ohne Gegenstimme hat der Kleinmachnower Bauausschuss am Donnerstag
empfohlen, dass für den Seeberg ein Bebauungsplan (B-Plan) entwickelt werden
soll. Zwar gingen vor allem dem Ausschussvorsitzenden Herbert Franke (UBK/WIR)
die vom Bauamt vorgeschlagenen Prämissen, wonach das Gelände gestaltet werden
soll, nicht weit genug. Doch nach der Aufnahme weiterer Festlegungen über
künftige Wegebeziehungen sowie das Maß beabsichtigter Wohnbebauungen
befürwortete das Gremium letztlich den Aufstellungsbeschluss, der im Grundsatz
eine Nutzung des Seeberges als Bildungscampus skizziert.
Nachdem in den vergangenen Wochen wiederholt durchgeklungen war, dass die
Gemeinde erwägt, selbst einen Teil der bebaubaren Fläche zu erwerben um der
Telekom als Eigentümerin des Gesamtgeländes das Entwicklungsrisiko abzunehmen,
bestätigte der CDU-Gemeindevertreter Fred Weigert am Donnerstag erstmals
öffentlich dieses Ansinnen. „Die Absicht der Gemeinde ist vertretbar, das für
Wohnbebauung auszuweisende Bauland für Wohnbebauung zu erwerben“, so Weigert.
„Damit kann sie notwendige Transparenz wahren und nachteilige Spekulationen
verhindern.“
Um den Seeberg zu vermarkten, war die
Telekom bislang selbst um Baurecht für Wohnbebauung bemüht, stieß jedoch immer
wieder auf den Widerstand der Kommune. Als zu groß wurde die Gefahr bewertet,
das durch eine überdimensionierte Wohnbebauung der Seeberg als letzter
zusammenhängender Grünzug in Kleinmachnow zersiedelt wird. Mit einem Kauf der
entsprechenden Flächen und einem städtebaulichen Vertrag will man sich nun
offenbar selbst das Gestaltungsmonopol sichern. Dabei sollte man nicht
unbedingt Wohnhäuser vor Augen haben, so Bauamtleiterin Barbara Neidel.
Tatsächlich ist der im Aufstellungsbeschluss für Wohnbebauung skizzierte
Bereich als „Bildungsnahes Wohnen“ beschrieben. „Darunter kann man etwas
verstehen, was die Campusidee abrundet“, so Neidel, „Internate zum Beispiel.“
Gleichzeitig warnte Weigert, der vor zwei Jahren selbst an einem
städtebaulichen Entwurf des Büros Nalbach+Nalbach für den Seeberg mitwirkte,
vor einer irreparablen Zerstörung des Kleinods, da außer der Campus-Idee eine
weitere Gestaltung des bedeutsamen Areals nicht zu erkennen sei. Der
städtebauliche Bedeutung des Seeberges als Leitfunktion für den Städtebau des
gesamtes Ortes werde man nur in einem Architektur-Wettbewerb oder mit einem städtebaulichen
Gutachten gerecht. „Dem steht nichts im Wege“, überraschte Bauamtsleiterin
Neidel den Ausschuss mit der Bereitschaft der Verwaltung, ein städtebauliches
Gutachten in Auftrag zu geben und dieses als Grundlage für einen B-Plan zu
machen.
Die Ergänzungen, von denen Ausschusschef Franke sein Ja für den
Aufstellungsbeschluss abhängig machte und die nun für die endgültige
Beschlussfassung im Gemeindeparlament eingearbeitet werden, zählt neben der
Erstellung eines städtebaulichen Gutachtens, die Festsetzung von
Mindestbaugrößen, die Optimierung des Flächenbedarfs für die Waldorfschule auch
die Gewährleistung des öffentlichen Wegerechts. Hinter letzterem steht durch
den Wunsch der Internationalen Schule (BBIS), ihr Gelände einzuzäunen, noch ein
Fragezeichen. Doch ließen nahezu alle Ausschussmitglieder fraktionsübergreifend
erkennen, dass sie schnellstens an einer Regelung interessiert sind. Peter
Könnicke