Potsdamer Neueste Nachrichten 18.05.05
Seeberg soll aufs Reißbrett
Gemeindevertreter definieren Entwicklungsvorgaben für das Areal: Campus und
Wohnen
Kleinmachnow - Es soll ein Signal sein, wenn morgen der Kleinmachnower Bau-,
danach der Hauptausschuss und im Juni schließlich die Gemeindevertretung
beschließen, dass für den Seeberg ein Bebauungsplan (B–Plan) aufgestellt wird.
Dass sich die Ortsparlamentarier nach Jahren des Entwicklungsstillstandes auf
dem Plateau darauf verständigen, unter welchen Prämissen das Areal zu einem Campus
entwickelt werden soll, soll den bestehenden Schulen auf dem Seeberg
signalisieren: Ihr seid Bestandteil dieser Pläne, euer Standort wird nicht in
Frage gestellt.
Gleichzeitig demonstriert die Gemeinde mit dem Entwurf einer städtebaulichen
Gestaltung des Seeberges gegenüber der Telekom AG als Eigentümerin nach zähem
Ringen um die Zukunft der 46 Hektar die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden.
„Dabei haben wir mit diesem Vorschlag eine gehörige Portion Kreide gefressen“,
meint SPD-Fraktionsvize Jens Klocksin. Denn zum einen sind in den Vorgaben für
den aufzustellenden B-Plan zwei Standorte für Wohnbebauungen skizziert, was
bisher mehrheitlich in der Gemeinde und vor allem in der partei- und
vereinsübergreifenden Allianz „Pro Seeberg“ abgelehnt wurde. Zum anderen ist
die Kommune, die im Laufe der Verhandlungen mit der Telekom selbst zum
potenziellen Käufer für einen beachtlichen Teil der Seeberg-Flächen avancierte,
bereit, mit dem Kauf Risiken zu übernehmen. Daher könne man von der Telekom nun
einen zügigen Ausgang der Verhandlungen erwarten, so Klocksin.
Grundlage für die geplante Entwicklung
des Seeberges ist das unter Denkmalschutz stehende Ensemble der alten
Reichspostanstalt. Die Gebäude sollen von der Internationalen Schule, die ihre
bisherige Zahl von 410 Schülern verdoppeln will, und der dritten Kleinmachnower
Grundschule genutzt werden. Die Waldorf-Schule soll ihren provisorischen
Standort entwickeln können, zudem soll die Existenz der Waldorf-Kita auf dem
Seeberg gesichert werden. Wohnbereiche sollen im Bereich der Karl-Marx-Straße
gegenüber der Bebauung an der Förster-Funke-Allee entstehen. Nahe der Schulen
definiert der Vorschlag „bildungsnahes Wohnen“.
Allerdings sieht Bauausschuss-Chef Herbert Franke (UBK/WIR-Fraktion) für die
morgige Sitzung seines Gremiums noch reichlich Klärungs- und Abstimmungsbedarf.
So sei das Maß für eine Wohnbebauung genauer festzulegen. Auch der
Flächenbedarf für die Waldorfschule, die mitten im Landschaftsschutzgebiet
liegt, sollte sich am Notwendigen und nicht maximal Möglichen orientieren.
Schließlich sei das große Fragezeichen hinter dem Wegerecht, das die
Internationale Schule mit der Foderung nach einer Einzäunung ihres
Schulgeländes setzte, nicht ausgeräumt. Im Seeberg-Ausschuss gab es nur deshalb
keine Gegenstimme zu dem Aufstellungsbeschluss, weil man die Frage eines Zauns
ausgeklammert hat. Die Internationale Schule reklamiert für ihr
Sicherheitsbedürfnis, ihr Gelände einzäunen zu dürfen, womit jedoch die
öffentliche Überquerung des Seeberges unmöglich wird. Die jüngsten Gespräche
„ergaben keine zufriedenstellenden Ergebnisse“, resümiert Gemeindevertreter
Franke. Genauso wie SPD-Vertreter Klocksin fordert er, dass der gesamte Seeberg
für Fußgänger und Radwege ereichbar bleibt.
Bürgermeister Wolfgang Blasig indes stimmt nicht in die Protestklänge ein, die
nach der Forderung der Internationalen Schule ertönten und die an die NS-und
SED-Vergangenheit des Seeberges erinnerten, in der das Areal für die
Bevölkerung tabu war. Historische Vergleiche hält Blasig für unangebracht. Er
empfiehlt Gelassenheit beim Zaun-Disput, und erinnert daran, dass die kommunale
Schule auf dem Seeberg schließlich auch eingezäunt werde. Peter Könnicke