Potsdamer Neueste Nachrichten 14.05.05
Kleinmachnower Streit-Kultur
Nach polemischer Sitzung mahnt Bürgermeister Blasig die Gemeindevertreter
Kleinmachnow - Nach der teilweise polemisch geführten Gemeindevertretersitzung
am Donnerstagabend hat Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) eine
Rückkehr zur Sacharbeit gefordert: „Die Gemeindevertretung streitet sich
bewegungsunfähig“, sagte Blasig gestern vor Journalisten.
In der Sitzung hatte etwa Guido Beermann für die CDU den Antrag vorgestellt,
eine Bedarfsplanung für die Tagesbetreuung zu erarbeiten. Das brachte ihm von
Bernd Bültermann, den Vorwurf der „Profilierungssucht“ ein, schließlich handele
es sich hier um ein SPD-Projekt. Andere Redner hielten die Initiative für
überflüssig, da die Verwaltung ohnehin an dieser Planung arbeite. Walter Haase
(SPD) fragte, wieso der Kulturausschuss nichts von dem Antrag erfahren habe.
Mit 13 zu 13 Stimmen blieb dem Ansinnen die nötige Mehrheit versagt.
Für Erregung sorgte außerdem ein Antrag
von John Banhart (WIR), der sich auf die rechtliche Prüfung von Anträgen durch
die Verwaltung bezog. Banhart sprach damit noch einmal die fehlerhafte Vergabe
von Bauleistungen an das Architekturbüro Kuhn an, die jüngst für Wirbel gesorgt
hatte. Er schloss dabei nicht aus, dass der Bürgermeister dabei bewusst
EU-Recht unterlaufen habe.
Das löste bei mehreren Gemeindevertretern heftige Reaktionen aus, Banhart wurde
Unterstellung vorgeworfen. Bernd Bültermann (SPD) bezeichnete die Vorwürfe als
„Blödsinn“ und empfahl Banhart Beruhigungsmittel. Harry Hartig (PDS) sprach von
„dem miesesten Antrag, den ich je gehört habe“. Und Viktoria Brammer (PRO) riet
Banhart, sich nicht „wie ein kleines Kind“ zu verhalten. Der Antrag scheiterte
dann mit 13 zu 14 Stimmen, die CDU kündigte an, das Thema Vergabe wieder auf
die Tagesordnung zu bringen. Auch Fred Weigert (CDU) scheiterte mit seinem
Ansinnen, einige der nach seiner Ansicht beleidigende Äußerungen im Protokoll
festhalten zu lassen. An den Vorsitzenden Klaus Nitzsche (SPD) appellierte er,
stärker einzugreifen. Dessen Antwort: „Ich will hier niemanden des Saals
verweisen.“
Blasig hielt sich in der Sitzung am Donnerstag mit Beiträgen zurück. Gestern
bezeichnete er den Fehler bei der Auftragsvergabe als völlig normal.
CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt warf er in dieser Angelegenheit
„inquisitorischen Eifer“ vor, dessen Motive seien zu hinterfragen. Blasig
weiter: „Das waren am Donnerstag Phantomdiskussionen, wo es gar nicht mehr um
die Sache ging.“ Das sehe nach Bundespolitik aus, sei der Ortspolitik aber
nicht angemessen. Volker Eckert